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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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meine Mutter gegen das eintauschen, wonach sie suchten.«
    » Der Asiate sagte, er würde sich auf einen Handel einlassen?«
    » Ja, er hatte eine Waffe auf den Texicano gerichtet– den im Hinterhof.«
    » Moment mal.« Sie gingen die Sache falsch an. » Arbeiten Sie mit mir zusammen, Faith. Betrachten Sie Ihre Erinnerung wie einen Tatort. Fangen Sie ganz am Anfang an. Heute Vormittag hatten Sie Innendienst, nicht wahr? Computertraining?«
    Sie nickte. » Ich kam fast zwei Stunden zu spät nach Hause.« Sie beschrieb ihm jedes Detail ab dem frühen Morgen: dass sie versucht hatte, ihre Mutter anzurufen, dass sie im Haus Musik gehört hatte, als sie aus dem Auto stieg. Faith hatte nicht erkannt, dass etwas nicht stimmte, bis die Musik abbrach. Will ließ sie die Geschichte in allen Details erzählen– das durchwühlte Haus, der tote Mann, den sie gefunden, und die beiden anderen, die sie getötet hatte.
    Als sie damit fertig war, ging er im Kopf alles noch einmal durch, sah Faith neben dem Schuppen im Carport stehen, zu ihrem Auto zurückgehen. Trotz ihrer gesundheitlichen Probleme schien ihr Gedächtnis kristallklar zu sein. Sie hatte einen Notruf abgesetzt, und sie hatte ihre Waffe geholt. Dieses Detail ließ ihn irgendwie nicht los. Faith wusste, dass Will an diesem Tag zu Hause war. Sie hatten gestern Nachmittag darüber gesprochen. Sie beklagte sich, dass sie zu dieser Computerschulung gehen musste, und er erzählte ihr, dass er sein Auto waschen und sich um den Garten kümmern wollte. Will wohnte nur etwa zwei Meilen von hier entfernt. Er hätte in weniger als fünf Minuten hier sein können.
    Aber Faith hatte ihn nicht angerufen.
    » Was ist?«, fragte sie. » Habe ich was übersehen?«
    Er räusperte sich. » Was für ein Song lief, als Sie ankamen?«
    » AC / DC «, sagte sie. » ›Black in Black‹.«
    Das schien merkwürdig. » Ist das die Musik, die Ihre Mutter normalerweise hört?«
    Sie schüttelte den Kopf. Offensichtlich stand sie noch immer unter Schock. Ihr Bewusstsein konnte das Geschehene noch nicht verarbeiten.
    Er griff nach ihren Armen, um sie dazu zu bringen, sich wieder zu konzentrieren. » Denken Sie genau nach, okay?« Er wartete, bis sie ihn anschaute. » Es sind zwei tote Männer im Haus, okay. Beide sind Asiaten. Der Kerl im Hinterhof ist Mexikaner. Los Texicanos.«
    Sie konzentrierte sich. » Der Asiate im Schlafzimmer– er trug dieses grelle hawaiianische Hemd und klang nach Southside Atlanta.« Sie meinte seinen Akzent. » Er hatte eine Waffe auf den Texicano gerichtet und drohte, ihn umzubringen.«
    » Hat er sonst noch was gesagt?«
    » Ich habe ihn erschossen.« Ihre Lippen fingen wieder an zu zittern.
    Will hatte Faith noch nie weinen sehen, und er wollte es auch nicht. » Der Kerl im Hemd hatte eine Waffe auf den Kopf eines anderen gerichtet«, erinnerte er sie. » Der Texicano war bereits verprügelt, wahrscheinlich gefoltert worden. Sie fürchteten um sein Leben. Deshalb haben Sie abgedrückt.«
    Sie nickte, doch in ihren Augen entdeckte er Selbstzweifel.
    Er sagte: » Nachdem Hawaii-Hemd zu Boden ging, lief der Texicano hinaus in den Hinterhof, richtig?«
    » Richtig.«
    » Und Sie rannten hinter ihm her, und er richtete die Waffe auf diese kleinen Mädchen und schoss, und deshalb haben Sie ihn ebenfalls erschossen, richtig?«
    » Ja.«
    » Sie haben die Geisel im Schlafzimmer geschützt, und Sie haben die beiden Mädchen im Hinterhof Ihrer Nachbarin geschützt. Richtig?«
    » Ja«, sagte sie, und ihre Stimme klang jetzt kräftiger, » das habe ich getan.«
    Allmählich wurde sie wieder sie selbst. Will gestattete sich ein klein wenig Erleichterung. Er ließ die Hände sinken. » Sie kennen die Direktive, Faith. Tödliche Gewalt ist erlaubt, wenn Ihr Leben oder das Leben anderer in Gefahr ist. Sie haben heute nur Ihre Pflicht getan. Aber Sie müssen jetzt auch artikulieren, was Sie gedacht haben. Menschen waren in Gefahr. Man schießt, um die Bedrohung sofort zu beenden. Man schießt nicht, um zu verletzen.«
    » Ich weiß.«
    » Warum haben Sie nicht auf Verstärkung gewartet?«
    Sie antwortete nicht.
    » Die Notrufzentrale sagte Ihnen, Sie sollen draußen warten. Sie haben nicht draußen gewartet.«
    Faith antwortete noch immer nicht.
    Will richtete sich aufrecht auf und schob die Hände zwischen die Knie. Vielleicht vertraute sie ihm nicht. Sie hatten nie offen über den Fall gesprochen, den er gegen ihre Mutter aufgebaut hatte, aber er wusste, Faith nahm an, dass es die

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