Harter Schnitt
Detectives der Einheit waren, die Mist gebaut hatten, nicht der verantwortliche Captain. So intelligent sie war, sie war immer noch ziemlich naiv, was die politische Dimension ihres Jobs betraf. In jedem Korruptionsfall, den Will bearbeitet hatte, war ihm aufgefallen, dass die Köpfe, die rollten, nicht denjenigen mit den goldenen Sternen an den Krägen gehörten. Faith stand zu weit unten in der Rangordnung, um diese Art von Schutz zu genießen.
Er sagte: » Sie müssen drinnen etwas gehört haben. Einen Schrei? Einen Schuss?«
» Nein.«
» Haben Sie etwas gesehen?«
» Ich sah den Vorhang sich bewegen, aber das war, nachdem…«
» Gut, das ist gut.« Er beugte sich wieder vor. » Sie haben drinnen etwas gesehen. Sie dachten, dass vielleicht Ihre Mutter da drin ist. Sie befürchteten eine unmittelbare Gefahr für ihr Leben und gingen hinein, um die Lage zu sichern.«
» Will…«
» Hören Sie mir zu, Faith. Ich habe vielen Polizisten dieselben Fragen gestellt, und ich weiß, wie die Antworten lauten sollen. Hören Sie mir zu?«
Sie nickte.
» Sie haben im Haus jemanden gesehen. Sie dachten, dass Ihre Mutter ernsthaft in Gefahr sein könnte…«
» Im Carport habe ich Blut gesehen. An der Tür. Einen blutigen Handabdruck an der Tür.«
» Genau. Das ist gut. Das gibt Ihnen einen Grund hineinzugehen. Jemand war schwer verletzt. Sein Leben war in Gefahr. Der Rest passierte, weil Sie in eine Situation hineingezogen wurden, in der tödliche Gewalt gerechtfertigt war.«
Sie schüttelte den Kopf. » Warum studieren Sie das alles mit mir ein? Sie hassen es doch, wenn Polizisten füreinander lügen.«
» Ich lüge nicht für Sie. Ich versuche nur, dafür zu sorgen, dass Sie Ihren Job behalten.«
» Mein Job ist mir scheißegal. Ich will nur meine Mutter zurückbekommen.«
» Dann bleiben Sie bei dem, was wir eben besprochen haben. Es bringt niemandem irgendetwas, wenn Sie im Gefängnis sitzen.«
Er sah den Schock in ihren Augen. So schlimm es im Augenblick auch war, ihr war der Gedanke noch nicht gekommen, dass es noch schlimmer werden könnte.
Es klopfte laut an der Haustür. Will stand auf, doch Mrs. Levy war schneller. Sie stolzierte mit schwingenden Armen den Gang hinunter. Er vermutete, dass sie Emma in eines der Betten gelegt hatte, und hoffte, dass sie genug Kissen um sie herumgestopft hatte.
Geary war der Erste, der hereinkam, dann Amanda, dann zwei ältere Männer, der eine schwarz, der andere weiß. Beide hatten buschige Augenbrauen, glatt rasierte Gesichter und die Art von Messing und Kordeln an der Uniform, die einem eine ruhmreiche Karriere als Schreibtischhocker einbrachte. Sie waren Staffage, sollten Geary nur wichtig aussehen lassen. Wenn er ein Rap-Star wäre, würde man sie seine » Entourage« nennen. Da er Bereichskommandant war, nannte man sie Unterstützungsteam.
» Ma’am«, murmelte Geary zu Mrs. Levy und nahm seine Kappe ab. Seine Jungs taten es ihm gleich und stecken die Kappen unter die Arme wie ihr Chef. Geary ging auf Faith zu, aber die alte Frau hielt ihn auf.
» Kann ich Ihnen allen vielleicht Tee oder ein paar Plätzchen anbieten?«
Geary blaffte: » Wir führen hier eine Ermittlung durch, keine Teegesellschaft.«
Mrs. Levy schien das nicht zu beeindrucken. » Na gut. Bitte, machen Sie es sich bequem.« Sie zwinkerte Will zu, drehte sich dann auf dem Absatz um und ging den Flur wieder hinunter.
Geary sagte: » Stehen Sie auf, Agent Mitchell.«
Will spürte ein Ziehen im Magen, als Faith aufstand. Ihr hing die Bluse heraus, und ihre Haare waren zerzaust. Sie sagte: » Ich bin bereit, eine Aussage zu machen, falls…«
Amanda unterbrach sie. » Ihr Anwalt und ein Vertreter der Gewerkschaft warten im Revier.«
Geary schaute finster drein. Faith’ juristischer Beistand war ihm offensichtlich ziemlich gleichgültig. » Agent Mitchell, Sie hatten den Befehl, auf Verstärkung zu warten. Ich weiß nicht, wie das beim GBI läuft, aber die Männer in meiner Truppe befolgen Befehle.«
Faith schaute kurz Amanda an, sagte dann sachlich zu Geary: » An der Tür war Blut. Im Haus sah ich eine Person. Die S&W meiner Mutter war verschwunden. Ich befürchtete, dass eine unmittelbare Gefahr für ihr Leben bestand, also ging ich ins Haus, um für ihre Sicherheit zu sorgen.« Sie hätte es nicht besser sagen können, wenn Will es ihr aufgeschrieben hätte.
Geary fragte: » Der Mann in der Küche?«
» Er war tot, als ich das Haus betrat.«
» Der im Schlafzimmer?«
» Er
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