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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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richtete den Revolver meiner Mutter auf den Kopf eines anderen Mannes. Ich schützte das Leben der Geisel.«
    » Und der Mann im Garten?«
    » Die Geisel. Er nahm den Revolver, nachdem ich den ersten Mann erschossen hatte. Die Haustür war aufgebrochen worden, und ich war abgelenkt. Er lief mit der Waffe in den Hinterhof und zielte auf zwei Mädchen. Ich hatte freies Schussfeld und schoss, um ihr Leben zu retten.«
    Geary warf einen Blick zu seiner messingbehängten Entourage, während er sich überlegte, wie er weitermachen sollte. Die beiden Männer wirkten unsicher, waren aber offensichtlich bereit, ihrem Chef den Rücken zu stärken. Auch Will war angespannt, denn dies war der Moment, ab dem es entweder schwierig oder einfach würde. Vielleicht war es die alles überragende Loyalität zu Evelyn Mitchell, die den Mann dazu brachte, es etwas sanfter angehen zu lassen. Er sagte zu Faith: » Einer meiner Beamten wird Sie zum Revier fahren. Wenn nötig, nehmen Sie sich die Zeit, sich zu sammeln.«
    Er wollte seine Kappe wieder aufsetzen, doch Amanda stoppte ihn.
    » Mike, ich denke, ich muss Sie an etwas erinnern.« Sie lächelte genauso freundlich wie zuvor. » Das GBI ist erstinstanzlich zuständig für alle Drogenfälle des Staates.«
    » Wollen Sie mir damit sagen, Sie haben Indizien gefunden, dass Narkotika bei dieser Schießerei eine Rolle spielen?«
    » Ich sage Ihnen damit nicht viel Neues, oder?«
    Er starrte sie böse an, als er seine Kappe wieder aufsetzte. » Glauben Sie bloß nicht, ich würde nicht herausfinden, warum Sie meine Zeit vergeudet haben.«
    » Das klingt, als würden Sie Ihre Quellen ganz ausgezeichnet nutzen.«
    Geary stürmte auf die Tür zu, seine Entourage hinter ihm her. Draußen kam Sara die Stufen herauf. Schnell schob sie die Hände hinter den Rücken, um das Zuckermessgerät, das sie sich geliehen hatte, zu verbergen.
    » Dr. Linton.« Geary nahm seine Kappe wieder ab. Seine Männer taten es ihm gleich. » Tut mir leid, dass ich Ihren Namen zuvor nicht erkannt habe.« Will vermutete, es lag daran, dass sie ihn nicht genannt hatte. Offensichtlich hatte irgendjemand ihn informiert. » Ich kannte Ihren Mann. Er war ein guter Polizist. Ein guter Mann.«
    Sara behielt die Hände hinter dem Rücken und drehte das Messgerät. Will kannte den Blick, den sie den Männern zuwarf– sie wollte nicht reden. Für Geary schaffte sie immerhin ein trockenes: » Vielen Dank.«
    » Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn ich Ihnen je behilflich sein kann.«
    Sie nickte. Geary setzte seine Kappe wieder auf, und die Bewegung setzte sich fort wie die La-Ola-Welle im Fußballstadion.
    Faith fing an zu reden, kaum dass die Tür geschlossen war. » Der Texicano sagte im Garten etwas zu mir, bevor er starb.« Ihr Mund bewegte sich, während sie versuchte, sich zu erinnern, was sie gehört hatte. » ›Alma‹ oder ›Almaya‹.«
    » Almeja?«, fragte Amanda, und aus ihrem Mund klang es exotisch.
    Faith nickte. » Genau. Wissen Sie, was es bedeutet?«
    Sara öffnete den Mund, aber bevor sie einen Ton herausbrachte, sagte Amanda: » Das ist hispanischer Slang für ›Geld‹. Eigentlich heißt es ›Muscheln‹. Glauben Sie, die Männer haben nach Geld gesucht?«
    Faith schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig die Achseln. » Ich weiß es nicht. Konkret gesagt hat es keiner. Ich meine, naheliegend wäre es schon. Los Texicanos bedeuten Drogen. Drogen bedeuten Geld. Mom arbeitete im Drogendezernat. Vielleicht glauben sie…« Faith warf Will einen Blick zu. Er konnte praktisch ihre Gedanken lesen. Nach seinen Ermittlungen hatte viele Leute geglaubt, Evelyn Mitchell sei die Art Polizistin, die stapelweise Bargeld zu Hause herumliegen hatte.
    Sara nutzte ihr Schweigen. » Ich muss weg.« Sie gab Faith das Messgerät. » Sie müssen sich strengstens an Ihren Tagesplan halten. Stress verschlimmert alles. Rufen Sie Ihre Ärztin an, und reden Sie über Ihre Dosierung, welche Änderungen Sie vornehmen und auf welche Symptome Sie achten müssen. Gehen Sie noch zu Dr. Wallace?« Faith nickte. » Ich rufe auf dem Heimweg in ihrer Praxis an und berichte, was passiert ist, aber Sie müssen sich so schnell wie möglich selbst bei ihr melden. Das ist jetzt eine sehr stressige Zeit, aber Sie müssen bei Ihrer Routine bleiben. Verstanden?«
    » Vielen Dank.« Dankbarkeit war Faith noch nie leichtgefallen, aber diese zwei Wörter kamen mehr von Herzen als alles, was Will je aus ihrem Mund gehört hatte.
    Will fragte Sara: »

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