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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Rechtschreibprüfung des Textprogramms als sakrosankt. Er hatte Wörter ersetzt, die im Zusammenhang keinen Sinn ergaben, und dann unten mit seinem Namen unterschrieben. Sara betrachtete seine Unterschrift. Es war kaum mehr als ein Gekritzel, das von der schwarzen Linie schräg nach oben ragte.
    Will beobachtete sie sehr genau. Sie merkte, dass sie eine Frage stellen musste. » Wer brachte die Ermittlung in Gang?«
    » Das GBI bekam einen anonymen Tipp.«
    » Warum wurde Evelyn nicht angeklagt?«
    » Der Staatsanwalt weigerte sich, Anklage zu erheben. Man gestattete ihr, den Dienst bei vollen Altersbezügen zu quittieren. Sie nannten es Frühpensionierung, aber sie hatte schon deutlich mehr als ihre dreißig Jahre. Sie arbeitete nicht für das Geld. Zumindest nicht für das Geld, das sie von der Stadt bekam.«
    Sara rührte mit einem Kochlöffel in den Eiern. Will aß mit zwei Bissen noch einen Donut. Puderzucker sprenkelte den schwarzen Granit der Theke.
    Sie sagte: » Darf ich Sie was fragen?«
    » Klar.«
    » Wie kann Faith mit Ihnen arbeiten, nachdem Sie gegen ihre Mutter ermittelt haben?«
    » Sie glaubt, dass ich unrecht habe.« Bob war wieder da. Er legte die Schnauze auf die Theke, und Will kraulte seinen Kopf. » Ich weiß, dass sie es mit ihrer Mutter abgeklärt hat, aber abgesehen davon, haben wir nie wirklich darüber gesprochen.«
    Sara hätte es nicht geglaubt, wenn irgendein anderer ihr diese Geschichte erzählt hatte, aber sie konnte sich gut vorstellen, wie es funktionierte. Faith war keine Frau, die herumsaß und über ihre Gefühle redete, und Will war so verdammt anständig, dass es schwer war, ihm Rachegelüste zu unterstellen. » Wie ist Evelyn so?«
    » Sie ist alte Schule.«
    » Wie Amanda?«
    » Ähnlich.« Er nahm noch einen Donut aus der Tüte. » Ich meine, sie ist taff, aber sie ist nicht so intensiv.«
    Sara verstand, was er meinte. Diese Generation hatte nicht viele Möglichkeiten gehabt, sich gegenüber ihren männlichen Kollegen zu beweisen. Amanda hatte die hodenquetschende Variante offensichtlich sehr genossen.
    » Sie machten miteinander Karriere«, erzählte Will. » Sie waren gemeinsam in der Akademie und arbeiteten dann in gemeinsamen Sondereinheiten von APD und GBI . Sie sind noch immer gute Freundinnen. Ich glaube, Amanda ging mal mit Evelyns Bruder oder ihrem Schwager.«
    Einen offensichtlicheren Interessenkonflikt konnte Sara sich nicht vorstellen. » Und Amanda war Ihre Vorgesetzte, als Sie gegen Evelyn ermittelten?«
    » Ja.« Er verdrückte noch einen Donut.
    » Wussten Sie das alles zu der Zeit?«
    Er schüttelte den Kopf und drückte sich den Donut in die Wangentasche wie ein Eichhörnchen eine Nuss, damit er fragen konnte: » Sie wissen schon, dass der Herd nicht eingeschaltet ist, oder?«
    » Scheiße.« Das erklärte, warum die Eier noch immer flüssig waren. Sie drehte am Regler, bis sich die Gasflamme entzündete.
    Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. » Ich lasse sie auch gerne eine Weile herumstehen. Dann schmecken sie ein bisschen nach Wald.«
    » Das sind Escherichia coli.« Sie kontrollierte den Toaster, weil sie sich wunderte, warum noch nichts herausgesprungen war. Wahrscheinlich, weil sie nichts hineingesteckt hatte. Will lächelte, als sie einen Brotlaib aus dem Küchenschrank holte. Sie sagte: » Ich bin keine große Köchin.«
    » Soll ich übernehmen?«
    » Erzählen Sie mir lieber alles über Evelyn.«
    Er lehnte sich auf dem Hocker zurück. » Ich mochte sie gleich, als ich sie kennenlernte. Ich weiß, unter diesen Umständen klingt das komisch. Schätze, eigentlich hätte ich sie hassen müssen, aber so darf man das nicht sehen. Was ist tue, ist Regierungsarbeit. Manchmal werden Ermittlungen aus den falschen Gründen eingeleitet, und plötzlich sitzt man dann jemandem gegenüber, der jetzt in der Klemme steckt, weil er das Falsche gesagt oder sich mit dem falschen Politiker angelegt hat.« Er schob den Puderzucker zu einem Häufchen zusammen, während er weiterredete. » Evelyn war sehr höflich. Respektvoll. Ihre Personalakte war bis dahin makellos. Sie behandelte mich, als würde ich nur meine Arbeit machen, und nicht, als wäre ich ein Pädophiler, wie man normalerweise behandelt wird.«
    » Vielleicht wusste sie, dass man nie Anklage gegen sie erheben würde.«
    » Ich glaube, sie machte sich Sorgen deswegen, aber ihre Hauptsorge galt ihrer Tochter. Sie tat wirklich alles, um Faith aus der Sache herauszuhalten. Ich kannte sie

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