Harter Schnitt
Sie an das Timing. Amanda rief den Direktor erst zwei Stunden, bevor wir ins Gefängnis kamen, an. Der Gefängnisarzt sagte, es wurde ein gezacktes Messer verwendet. So etwas kann man nicht aus einer Zahnbürste machen. Die Kamera war schon am Tag zuvor außer Funktion gesetzt worden, was darauf hindeutet, dass der Mord mindestens vierundzwanzig Stunden im Voraus geplant worden war.«
» Es war also koordiniert. Evelyn wird verschleppt. Wenige Stunden später wird Boyd ermordet. Sind die anderen Männer aus Ihrem ehemaligen Team sicher?«
» Das ist eine sehr gute Frage.« Er zog sein Handy aus der Tasche. » Was dagegen, wenn ich ein paar Leute anrufe?«
» Natürlich nicht.« Sie ging vom Tisch weg, damit er ungestört telefonieren konnte. Die Bratpfanne war noch heiß, deshalb ließ sie kaltes Wasser darüberlaufen. Der Eierrest war eingebrannt. Sie kratzte mit dem Daumennagel an der Kruste, bevor sie es aufgab und die Pfanne in das oberste Fach des Geschirrspülers legte.
Sara schlug noch einmal Boyd Spiveys Akte auf. Will hatte einen rosa Stern zur Markierung benutzt, vielleicht als Witz. Der Mann sah so aus, wie man sich einen korrupten Bullen vorstellte. Sein Mondgesicht deutete auf Steroidnutzung hin. Die Pupillen waren in seinen Knopfaugen kaum zu erkennen. Von Größe und Statur her wirkte er eher wie ein Football-Verteidiger.
Sie überflog die Details von Spiveys Verhaftung, während sie mit halbem Ohr hörte, dass Will mit jemandem im Valdosta State Prison sprach. Sie diskutierten darüber, ob man Ben Humphrey und Adam Hopkins in Einzelhaft verlegen sollte, und einigten sich schließlich darauf, dass verstärkte Bewachung die beste Lösung wäre.
Wills nächster Anruf war komplizierter. Sara nahm an, dass er mit jemandem in der GBI -Zentrale darüber sprach, wie man die beiden anderen Männer durch ihre Bewährungshelfer aufspüren konnte.
Sara blätterte in Spiveys Akte und fand hinter dem Verhaftungsbericht seine Personalakte. Sie überflog die Details seines Berufslebens. Spivey war direkt nach der Highschool in die Akademie gegangen. An der Georgia State hatte er Abendkurse belegt, um seinen Bachelor in Kriminalistik zu machen. Er hatte drei Kinder und eine Frau, die als Sekretärin im Niederländischen Konsulat in einem Randbezirk der Stadt arbeitete.
Spiveys Beförderung in Evelyns Team war ein Coup gewesen. Das Drogendezernat gehörte zu den Eliteeinheiten des ganzen Landes. Sie hatten die besten Waffen und die beste Ausstattung und genug prominente Bösewichter im Großraum Atlanta, die ihnen viele Auszeichnungen und großes Medieninteresse einbringen konnten, was Spivey ganz besonders zu genießen schien. Will hatte Zeitungsausschnitte über die bemerkenswertesten Verhaftungen des Teams gesammelt. Spivey stand im Mittelpunkt jedes Artikels, obwohl Evelyn die Leiterin des Teams war. Ein Foto zeigte einen glatt rasierten Spivey mit genug Lametta auf seiner Brust, um einen ganzen Christbaum zu schmücken.
Und das war immer noch nicht genug gewesen.
» Hey.«
Sara schaute von ihrer Lektüre hoch. Will hatte seine Telefonate beendet.
» Entschuldigung. Wollte nur dafür sorgen, dass sie sicher sind.«
» Ist okay.« Sara tat erst gar nicht so, als hätte sie nicht zugehört. » Amanda haben Sie nicht angerufen.«
» Nein, habe ich nicht.«
» Geben Sie mir noch ein paar Akten zum Lesen.«
» Sie müssen das wirklich nicht tun.«
» Ich will aber.« Sara wollte nun nicht mehr nur freundlich sein oder versuchen, einfach Zeit mit ihm zu verbringen. Sie wollte wissen, was einen Mann wie Boyd Spivey zu einem Verbrecher gemacht hatte.
Will starrte sie so lange an, dass sie schon dachte, er werde nein sagen. Dann öffnete er eine der Schachteln. Auf einem Haufen von Audio-Kassetten lag ein uralter Walkman. Keine der Kassetten war beschriftet, sondern es klebten die farbigen Sterne darauf. Will erklärte: » Das sind Aufnahmen sämtlicher Verhöre, die ich mit den Verdächtigen führte. Am Anfang sagte keiner viel, letztendlich ließen sich aber alle auf Deals ein, um ihre Strafe zu verkürzen.«
» Sie haben sich gegenseitig verpfiffen.«
» Keine Chance. Sie hatten Informationen über einige Stadträte anzubieten. Das war ihr Kapital gegenüber der Staatsanwaltschaft.«
Sara konnte nicht so tun, als wäre sie schockiert über Politiker mit Drogenproblemen. » Was war das Kapital wert?«
» Genug, um sie zum Reden zu bringen, nicht genug, als dass sie deswegen den großen Fisch verraten
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