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Haschen mit Hexen

Haschen mit Hexen

Titel: Haschen mit Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mir und ging zum Auto zurück.
Eine Niete, die ich da gezogen hatte. Koncius segelte nicht nur auf einer Wolke
dahin, der trieb schon durch die Stratosphäre.
    »Auf
geht’s, Marie«, sagte ich.
    Von
dem Platz hinterm Steuer kam keine Antwort. Ich sah genauer hin und erkannte
meinen Fehler, mich mit einem leeren Nerzmantel unterhalten zu wollen. Wo war
seine Inhaberin? Vielleicht hatte ein menschliches Bedürfnis sie in ihrer
Schamhaftigkeit hinter die nächsten Sanddünen getrieben?
    Ich
stieg wieder aus und schlenderte zum Strand hinunter. Es schien kein Mond, und
auch die Sterne gaben nur schwaches Licht, deshalb lag das Meer schwarz und
drohend da. Nach den ersten zehn Schritten hatte ich die Schuhe voller Sand und
begann, leise zu fluchen. Ich lief etwa zwanzig Schritt in die eine Richtung,
rief ihren Namen, wiederholte das Manöver seitenverkehrt — nichts. Bei dem
Effekt, den ich damit erzielte, hätte ich genausogut auch im Wagen bleiben können. Also kehrte ich schließlich mit sandbeschwerten
Schuhen zum Haus zurück und drückte auf die Klingel. Es dauerte lange Minuten,
ehe Ed Koncius die Tür zwei Zoll weit aufzog und mich durch den Ritz mit trüben
Augen anstarrte.
    »Ich
glaube, ich habe irgendwo eine Blondine verloren«, erzählte ich ihm.
    »Hör
mal, Kumpel«, sagte er rauh . »Wo glaubst du, daß du
hier bist? In einem gottverdammten Motel oder so? Du bist jetzt schon der
dritte, der hier nach Amanda Mulvane fragt, und wie ich schon den anderen
beiden gesagt habe, hab’ ich sie seit ’ner Ewigkeit nicht mehr gesehen. Und heute abend ganz bestimmt nicht!«
    »Doch
nicht Amanda Mulvane«, sagte ich verzweifelt. »Ich suche Marie Pilgrim. Sie
wollte im Wagen auf mich warten, ist aber verschwunden.«
    »Sie
sind noch verrückter als dieser Coleman vorhin«, stellte er fest. »Der wußte
wenigstens den richtigen Namen der Puppe.«
    »Hören
Sie«, rief ich wütend, »ich bin immer noch Holman! Aber im Augenblick suche ich
Marie, nicht Amanda. Geht das in Ihren Kopf?«
    »Nein«,
flehte er.
    »Marie
Pilgrim saß noch vor fünf Minuten draußen im Auto.«
    »Nein«,
wiederholte er noch eindringlicher, »bitte nicht!«
    Zu
spät erkannte ich, daß er nicht mit mir, sondern zu jemandem sprach, der direkt
hinter mir stehen mußte. Im nächsten Augenblick krachte etwas Schweres brutal
auf meine Schädeldecke herab, und Koncius’ Gesicht verschwand für mich hinter
einem Katarakt explodierender Sterne. Dann verschluckte mich die Schwärze.
     
    Es
war die schlimmste Sorte Alptraum, nämlich jene, bei der man völlig hilflos
ist. Ich konnte weder Hand noch Fuß rühren, und als ich es mit Schreien
versuchte, brachte ich nicht mehr als ein ersticktes Gurgeln zustande. Mein
Verstand sagte mir, daß ich über die Ereignisse keine Kontrolle mehr hatte,
also blieb mir nichts anderes übrig als die Rolle des Zuschauers.
    Die
Dimensionen des Raumes konnte ich nicht ausmachen, denn das flackernde Kerzenlicht
war nicht hell genug, ihn völlig auszuleuchten. Es blieb ein Kranz schwarzer
Schatten an der Peripherie. Das schwache tanzende Licht zog meinen Blick an,
und ich entdeckte, daß es von zwei hohen schwarzen Kerzen herrührte, die
gleichzeitig einen widerlich schwefligen Geruch verbreiteten. Gleich vor den
schwarzen Kerzen stand ein langer niedriger Tisch, mit einem schweren schwarzen
Samtüberwurf bedeckt, längelang auf dem Tisch lag ein nackter menschlicher
Körper auf dem Rücken.
    Es
war eine wundervoll gebaute Frau, deren gespreizte Beine zu beiden Seiten des
Tisches herabhingen, was ihre Verwundbarkeit grausam unterstrich. Ihr Kopf
baumelte an der Schmalseite, das Gesicht vom langen blonden Haar verborgen. So
wie sie dalag, mußte sie bewußtlos sein.
    Der
Alptraum wurde rapide häßlicher. Abstoßende Phantasiegestalten quollen langsam
ins flackernde Kerzenlicht, jede in ein Gewand gehüllt, das aus Tierfellen roh
zusammengeheftet schien. Die erste Gestalt, die sich mir zukehrte, hatte den
Kopf eines Schakals auf den Schultern, die zweite den eines Ebers, und die
dritte war ein Ziegenbock, komplett mit gewundenem Gehörn. Sie tanzten in
schlurfendem Rhythmus vom Licht in die Schatten und wieder zurück, so daß man
ihre genaue Zahl nicht genau feststellen konnte. Zuletzt führten sie Rücken an
Rücken, mit verschränkten Armen, eine groteske Volkstanzparodie auf.
    Der
stinkende Weihrauch schien noch dichter zu werden, die Figuren verschwammen
immer mehr. Die Augenlider wurden mir schwer, und ich mußte

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