Haschen mit Hexen
und ihre blauen Augen schienen mir
riesengroß. »Aber Sie haben mir meine Frage nicht beantwortet.«
»Woran
erinnern Sie sich als letztes?«
»Daß
ich im Auto saß und auf Sie wartete. Ist bei mir irgendwie der Film gerissen?
Und wo sind meine Kleider?«
»Warum
setzen Sie sich nicht hin und trinken erst mal Kaffee?«
Sie
zog sich einen Stuhl heran und ließ sich mir gegenüber am Tisch nieder. Ich
zündete mir eine Zigarette an, während sie sich Zucker nahm und langsam in der
Tasse verrührte. Das Problem für mich war, wo sollte ich mit den Erklärungen
anfangen — und wie erklärte man einem hübschen blonden Mädchen, daß es nackt
für das Blutopfer irgendwelcher verrückten Teufelsanbeter mißbraucht worden
war?
»Irgendwas
muß passiert sein«, sagte sie gepreßt.
»Was
denn?«
»Das
frage ich Sie! Wenn ich nicht vorübergehend das Gedächtnis verloren und auch
keine wüste Orgie gefeiert habe — was war dann los?«
»Da
bin ich selbst nicht so sicher«, erwiderte ich. »Koncius lud mich auf einen
Schluck ins Haus ein, und dann hielten wir ein Schwätzchen, das mich aber auch
nicht weiterbrachte. Als ich an den Wagen zurückkam, waren Sie verschwunden.
Also kehrte ich zum Haus zurück, aber Koncius sagte, er hätte nichts von Ihnen
gesehen. Dabei schlug mich dann jemand von hinten nieder.«
Sie
trank und studierte mich über den Rand ihrer Tasse hinweg. »Und dann?« fragte
sie.
»Dann
ging alles drunter und drüber«, erzählte ich. »Wie in einem Alptraum, verstehen
Sie?«
Vorsichtig
setzte sie die Tasse ab. »Was für ein Alptraum — genau?«
»Na
ja, mit schwarzen Kerzen, Menschen, die sich als Tiere verkleidet hatten und
Gewänder aus Fellen trugen. Die Körper sahen ja noch menschlich aus, aber bei
den Köpfen war’s schon anders.«
»Wie
anders?« flüsterte sie.
»Einer
war ein Schakal, der andere ein Eber, der dritte ein Bock.«
»Der
Zirkel!« Die Ringe unter ihren Augen wurden dunkler, als die Farbe plötzlich
aus ihrem Gesicht wich. »Ich erinnere mich noch daran, daß ich wartend im Wagen
saß. Dann drückte mir jemand einen schmutzigen Fetzen aufs Gesicht, der so
widerlich süßlich roch.«
»Ja,
das gute alte Chloroform«, nickte ich. »Ich bekam auch eine Dosis davon ab.
Weil nämlich der Ritus, bei dem sie sich mit Opferblut vollschmierten, von einem
Ungläubigen wie mir nicht mitangesehen werden durfte.«
Sie
stieß einen halberstickten heiseren Schrei aus, riß den Mantel auf und starrte
mit glasigem Blick auf die eingetrocknete Blutkruste um ihre Brüste nieder. Im
nächsten Augenblick flog ihr Stuhl zurück, und sie rannte aus der Küche. Ich
rauchte meine Zigarette zu Ende und brühte neuen Kaffee auf. Vor dem
Küchenfenster schien die Morgensonne, die Vögel zwitscherten fröhlich. Marie
kehrte zurück, schenkte sich frischen Kaffee ein, stellte den Stuhl wieder auf
und ließ sich am Tisch nieder.
»Mich haben sie mißbraucht, nicht wahr?« fragte sie
tonlos. »Für ihren Altar?«
»Schätze,
so war’s.«
»Warum
haben Sie das zugelassen?«
»Ich
war an Händen und Füßen gefesselt und außerdem geknebelt«, erwiderte ich. »Geht
es einem nicht immer so? Bei solchen Gelegenheiten vergißt man garantiert,
seine kleine Laserpistole einzupacken.«
»Tut
mir leid, Rick.« Sie kuschelte sich in ihren Pelz. »Sagen Sie mir nur eines:
woher hatten sie das Blut?«
»Keine
Ahnung«, bekannte ich. »Sie brachten es in einem silbernen Kelch an. Der
Schakal reichte es dem Bode, und der Bock benützte Sie als Demonstrationsobjekt
für die Salbung.«
Sie
schloß die Augen. »Am liebsten wäre ich tot!«
»Das
kann ich Ihnen nachfühlen«, nickte ich. »An manchen Tagen möchte man nach dem
Ritus am liebsten gar nicht mehr aufwachen.«
Marie
öffnete die Augen und sah mich mit mörderischem Blick an. »Ich fühle mich so
besudelt — mißbraucht. Wie sie mich für ihre schmutzigen Zwecke...«
»Es
war doch nicht Ihre Schuld«, meinte ich vernünftig. »Sie waren ja bewußtlos.«
»Sie
sind ein herzloser Strolch, Rick Holman!«
»Was
denn sonst zu dieser frühen Morgenstunde?« Unwillkürlich mußte ich gähnen. »Warum
schütten Sie mir nicht Ihr Herz aus?«
»Worüber?«
Ȇber
den Zirkel, natürlich«, fuhr ich sie an. »Offensichtlich haben Sie das doch
nicht zum erstenmal miterlebt, oder? Sie haben genau die richtigen Fragen
gestellt und sie sich auch selbst beantwortet.« Ich stieß die rechte Hand gegen
sie, Zeige- und kleinen Finger steif
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