Haschen mit Hexen
daß Sie gehen, Holman. Ich finde Sie gar nicht mehr
amüsant.«
Ich folgte ihm aus dem Keller
hinaus und wartete geduldig, bis er die Tür sorgsam hinter sich abgeschlossen
hatte. Dann stiegen wir die Treppe hinauf und kehrten in die Bibliothek zurück.
Cronin füllte sein Glas mit edlem Kognak aus einer Kristallkaraffe.
»Gute Nacht, Mr. Holman«, sagte
er kalt.
»Ich habe mir überlegt«, meinte
ich, »daß es eine sichere Methode gibt, Sie aus der Reserve zu locken. Wie
fänden Sie es, wenn ich jetzt hinunter in den Keller liefe und mit der Axt auf
Ihre Bilder einhacken würde?«
»Seien Sie doch nicht
lächerlich!« Wütend stierte er mich an. »Außerdem habe ich den Schlüssel in der
Tasche.«
»Es fiele mir nicht schwer,
Ihnen den wegzunehmen.« Ich grinste ihn gemein an. »Ein abgesägter Zwerg wie
Sie wäre für mich ein Kinderspiel!«
»Wagen Sie es ja nicht, Hand an
mich zu legen!«
Cronin war plötzlich
zurückgesprungen und hatte den Kognakschwenker fallengelassen. Er tanzte über
den Teppich und tränkte den dichten Flor mit Kognak. Im nächsten Augenblick
stieß Cronin die Hand in die Jackentasche und zog sie mit einem Revolver wieder
heraus.
»Ich warne Sie, Holman«, sagte
er mit Falsettstimme. »Wenn Sie nur einen Schritt näher kommen, schieße ich.«
»Sie jagen mir direkt eine
Todesangst ein, Pete«, sagte ich. »Aber solange Sie nur das Ding da fest auf
mich richten, kann ja gar nichts passieren.«
Ohne Eile ging ich auf ihn zu,
und er wich schrittweise vor mir zurück. Es war wie ein Menuett im
Zeitlupentempo, das schließlich zu Ende ging, als er mit dem Rücken gegen die
Wand stieß und erkannte, daß ihm keine Ausweichmöglichkeit mehr blieb.
»Stecken Sie die Waffe weg,
Pete«, redete ich ihm gut zu.
»Ich bringe Sie um, Holman, das
schwöre ich«, sagte er heiser. »Wenn Sie meinen Bildern auch nur in die Nähe
kommen.«
»Erzählen Sie mir, was ich
wissen will, und Ihren Bildern geschieht nichts«, sagte ich.
»Vielleicht?« Der Revolverlauf
begann unentschlossen zu schwanken. »Soweit ich das kann...«
»Haben Sie jemals eines Ihrer
Bilder verkauft?«
»Niemals!« Der Gedanke
entsetzte ihn ganz offensichtlich. »Ich würde meine künstlerische Integrität
doch niemals für schnöden Mammon prostituieren.«
»Wovon leben Sie denn?«
»Ich habe ein gewisses Privateinkommen.
Das Haus hier war billig zu erwerben, weil es nach der Randtragödie niemand
haben wollte. Und meine persönlichen Bedürfnisse sind sehr bescheiden.«
»Und Ed Koncius — hatte auch er
Privatvermögen?«
»Das kann ich nicht
beurteilen.«
Ich seufzte. »Marie Pilgrim?«
»Keine Ahnung.«
»Sie müssen sich schon ein
bißchen anstrengen«, warnte ich ihn.
»Ich kann es doch nicht ändern,
wenn ich es nicht weiß«, sagte er weinerlich. »Wollen Sie denn, daß ich Ihnen
etwas vorflunkere?«
Die Kanone schwankte noch
bedenklicher, und es schien mir der rechte Moment, vom Reden zu den Taten
überzugehen. Also schlug ich ihm die Handkante kräftig aufs Gelenk. Er japste
schmerzlich auf, als ihm der Revolver entfiel und im Bogen auf dem Teppich
landete; dann wich er an die Wand zurück und rieb sich wild das Handgelenk.
»Bitte!« wimmerte er. »Ich hab
doch nur Spaß gemacht, Rick. Ich hätte niemals geschossen, ehrlich nicht!«
»Der hinter der Bocksmaske war
das Oberhaupt der Versammlung«, fing ich wieder an, »zumindest für die eine fragliche
Nacht, stimmt’s?«
Er nickte heftig. »Meistens
war’s Amanda, aber manchmal hat auch Kirk ihren Platz eingenommen.«
»Wo finde ich Amanda?«
»Das weiß ich nicht genau.« Er
rieb sich den Mund mit dem Handrücken. »Aber ich schätze, sie ist mit Kirk
zusammen, und zwar schon die ganze Zeit, seit diese Fotos an ihren Vater
geschickt wurden.«
»Mit dem Poststempel San Lopar «, erinnerte ich ihn. »Wenn das nicht ein toller
Zufall ist!«
»Der natürlich mich belasten
soll«, sagte er kleinlaut. »Marie hat genau denselben Effekt erzielt, als sie
Sie gestern abend hierherbrachte. Deshalb erzählte
ich Ihnen von Ed Koncius und erwähnte auch Shirley Rillman .«
»Wenn Amanda also Ihrer Ansicht
nach bei Kirk ist«, rekapitulierte ich, »wo finde ich dann Kirk?«
»Tut mir leid, Rick.« Seine
Augen flehten mich förmlich an. »Aber das weiß ich ehrlich nicht.«
Mir klang das nicht wie eine
Lüge, aber welcher gute Lügner log schon so, daß man es hörte? Ich ging hinüber
zu dem Revolver, hob ihn vom Teppich auf und steckte ihn in die
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