Haschen mit Hexen
mir auf die Knie sänken und mich darum
anflehen würden!«
Ich machte mir einen neuen
Drink, schob ihr nachträglich die Flasche zu und begab mich dann in Begleitung
meines Whiskyglases ins Schlafzimmer. Mir war es völlig gleichgültig, ob sie
blieb oder verschwand, ob sie sich sinnlos betrank oder in meinem Wohnzimmer
einen Ein-Mann-Sabbat hielt. Als erstes wollte ich am nächsten Morgen, das
schwor ich mir, Hector Mulvane anrufen und ihm bedeuten, was er mit seinem
Auftrag von mir aus machen konnte.
Ich warf Cronins Revolver in
die oberste Kommodenschublade, zog mich aus und ging ins Bad. Ein ausgiebiges
Duschbad beruhigte meine überdrehten Nerven etwas, und ich begann, mich auf
einen Schlaf bis gegen Mittag zu freuen. Ich frottierte mich trocken, putzte
mir brav die Zähne und ging ins Schlafzimmer. Dort hing ein zitronengelbes
Satinkleid säuberlich über einer Stuhllehne, während ein weißer Gürtel sich mit
einem weißen Slip auf dem Sofakissen ein Stelldichein gab. Zwei weiße
Lederstiefel standen vor dem Stuhl Wache, und eine splitternackte Amanda
Mulvane sah mir ängstlichen Blicks entgegen.
»Ich falle auch auf die Knie
und flehe«, sagte sie mit bebender Stimme, »wenn du unbedingt darauf bestehst.«
Im weichen Licht der
Nachttischlampe war sie atemberaubend schön. In ungläubigem Staunen absorbierten
meine Augen jedes Detail, ich öffnete den Mund, brachte aber nur ein Krächzen
heraus. Sie ließ sich auf die Bettkante sinken und schlang die Arme eng um
sich, dicht unter den herrlichen Brüsten, die dieser Unterstützung wahrhaftig
nicht bedurft hätten.
»Könnten wir nicht so tun als
ob, Rick?« flüsterte sie. »Warum können wir — nur für heute
nacht — nicht jemand ganz anderer sein, zwei völlig neue Menschen?« Die
Stimme versagte ihr plötzlich. »O Gott«, jammerte sie, »ich bin ja so allein!«
Die Lage verlangte tätiges
Mitgefühl. Es ging nicht anders, ich mußte mich neben sie aufs Bett setzen, ihr
den Arm um die Schultern legen, sie an mich ziehen und ihr all den Trost
spenden, nach dem es sie so sehr verlangte. Ja, warum konnten wir eigentlich
nicht aus unserer Haut schlüpfen und für diese eine Nacht jemand ganz anderer
sein? Zwei völlig neue Menschen, die sich mit berauschender Freude liebten,
während der Rest der Welt bis morgen selber auf sich aufpaßte. Da sah ich
plötzlich wieder das von Cronin gemalte Triptychon vor mir, mit Shirley Rillmans Todesporträt.
Ich ging hinüber zum Schrank,
nahm einen Bademantel heraus und zog ihn über. Dann trat ich an den kleinen
Beistelltisch am Bett und nahm mein volles Glas auf. Amanda beobachtete mich
mit riesengroßen, blauschwarzen Augen und wollte nicht glauben, was sie sah.
»Rick?« Sie biß sich auf die
Unterlippe. »Ich...«
Ich nahm einen Schluck, dann
lächelte ich sie vage an. »Ich habe nur versucht, es mir vorzustellen«, sagte
ich. »Wie du nämlich in diesem Augenblick mit einer Bocksmaske aussehen
würdest.«
Sie stieß einen halberstickten
Schrei aus und vergrub das Gesicht in den Händen.
»In gewisser Weise«, fuhr ich
fort, »ist es nicht so wichtig, ob du tatsächlich diejenige warst, die Shirley Rillman die Kehle durchschnitten hat. Die Verantwortung für
ihren Tod und den von Ed Koncius liegt trotzdem voll bei dir, stimmt’s? Du hast
die anderen auf die Idee mit der Schwarzen Messe gebracht, hast die Tieropfer
angeregt und ihnen eingeredet, ihr brauchtet eine Jungfrau als lebenden Altar.
Du hast diese ganze üble, obszöne Maskerade inszeniert!«
»Nein!« Blindlings schüttelte
sie den Kopf. »Das ist nicht wahr!«
»Ich habe dich gefragt, wo du
letzte Nacht warst, weißt du noch? Du sagtest, diese Frage könntest du nicht
beantworten, ohne jemand anderem gegenüber unfair zu sein. Wem gegenüber? Kirk
vielleicht? Weil du wußtest, daß er Ed Koncius’ Mörder ist?«
Sie nahm die Hände von ihrem
tränenüberströmten Gesicht und sah mich von unten her an; ihre Augen weiteten
sich. »Hat Brenda dich deshalb engagiert?«
»Wie?« Ihre Frage, so aus dem
Abseits kommend, brachte mich aus dem Konzept.
»Weil sie sichergehen wollte,
daß uns die Schuld in die Schuhe geschoben wird? Um Kirk und mich ein für
allemal zu erledigen?«
»Dein Vater hat mich engagiert,
damit ich herausfand, was du und dein Bruder so trieben; ich sollte es auf
jeden Fall abstellen. Weil er sich nämlich dachte, ihr beide wärt in letzter
Zeit so ruhig gewesen, daß es ihm unheimlich vorkam. Er traute euch
Weitere Kostenlose Bücher