Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
Vom Netzwerk:
und kurz davor war, aus dem Fenster zu springen, weil meine Erlebnisse mit Haschisch mich so weit gebracht hatten, habe ich angefangen, das anders zu sehen. Ich habe die Kurve noch gekriegt. Wer mit der Droge selbst nie was zu tun hatte, kann leicht reden. Aber viele von denen, die am eigenen Leib erfahren haben, wohin man damit kommen kann, sehen manches anders. Aus meiner heutigen Distanz und bei dem, was ich in meiner Arbeit mit Jugendlichen beobachte, sage ich zwar klar, dass die eigentlichen Einstiegsdrogen viel eher Zigaretten und Alkohol sind. Aber so ganz ausnehmen mag ich Haschisch davon nicht.«
    In der Tat sollten wir uns ebenso davor hüten, Cannabis zu verniedlichen, wie seine unheilvolle Rolle als Einstiegsdroge zu beschwören. Befragungen von süchtig abhängigen Heroin-, Kokain- und Crackkonsumenten zeigen in der Regel, dass viele von ihnen als erste illegale Droge Cannabis konsumiert haben, aber längst nicht alle. Uneingeschränkt alle haben indes frühzeitig in ihrem Leben ganz legal zu normalen Zigaretten und zu Alkohol gegriffen. Cannabis ist zweifelsfrei das meistgebrauchte illegalisierte Rauschmittel. Doch nur ein kleiner Teil der Haschisch- und Marihuanakonsumenten probiert jemals Opiate. Selbst wenn Cannabis zusammen mit Partydrogen gebraucht wird, bleibt die Grundtendenz bestehen, dass die wenigsten dieser Mischkonsumenten auf Kokain oder Heroin umsteigen. Sogar diejenigen Drogengebraucher, die direkt mit synthetischen Drogen einsteigen, wählen als Zweitmittel eher Cannabis, das in der Substanzhierarchie unter den »Party«-Drogen rangiert. Nur etwa 6 bis 7 % aller drogenerfahrenen jungen Menschen haben überhaupt jemals Heroin probiert. Selbst das bedeutet noch nicht, dass sie an der Spritze hängen und eine Drogenkarriere bis zum bitteren Ende durchlaufen.
    Halten wir fest: Perspektivisch betrachtet bedeutet der Gebrauch von Haschisch und Marihuana nicht den automatischen Einstieg in eine nachfolgende Suchtkarriere. Ein anderer Zusammenhang ist dagegen deutlich wahrscheinlicher: Jugendliche Zigarettenraucher freunden sich wesentlich häufiger mit Haschisch und Marihuana an als jugendliche Nichtraucher.
    Wir können kaum genug betonen: Die Einstiegsdrogen in unserer Kultur sind ganz eindeutig Shishatabak, Zigaretten, Alkohol und legale Medikamente, die überall und uneingeschränkt verfügbar sind, selbst wenn der Erwerb für Minderjährige leicht erschwert worden ist. Es dürfte kaum einen Menschen in unserer westlichen Kultur geben, der nicht frühzeitig in irgendeiner Weise mit Nikotin und Alkohol in Kontakt kommt. Das geschieht ganz legal und gesellschaftlich weitgehend akzeptiert. Die Verschreibung von Abhängigkeiten erzeugenden Medikamenten ist gleichfalls weitverbreitet.
    Tabak und Alkohol als Genuss- wie Suchtmittel werden mit gewissen Einschränkungen völlig ungeniert und mit großem materiellem wie ideenreichem Aufwand beworben. Die Tabak- wie Alkoholindustrie verfügen über eine mächtige Lobby, von der Macht der Pharmafirmen gar nicht erst zu reden. Wie es allen jeweils gelingt, ihre wirtschaftlichen Strategien immer aufs Neue durchzusetzen, ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, wo die Macht ist und um wessen Interessen es in unserer Gesellschaft geht. Die Interessenlage der mächtigen Tabak- und Alkoholindustrie, die millionenschweres Sponsoring betreiben, wiegt gewichtiger als der Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen oder Nichtrauchern. Das politische Gezerre um einen wirksamen Nichtraucherschutz, der infolge der föderalen Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer in Deutschland durch eine Vielzahl von Ausnahmeregelungen durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse, könnte entlarvender nicht sein. Gesundheitsschutz gerät so zum Trauerspiel mit Possencharakter.
    Ein zweites Beispiel dafür, wie wenig der Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen das wirtschaftliche wie politische Handeln leitet, macht es noch deutlicher: Völlig ungeniert und unter weitreichender Umgehung bestehender Altersbeschränkungen werden Minderjährige an die Volksdroge »Nummer eins«, den Alkohol, herangeführt. Die Einstiegsdrogen, die alles andere in den Schatten stellen, sind in den letzten Jahren die immer wieder neu kreierten Mixgetränke bekannter Brauereien: Cola + Bier + X, Apfelsaft + Bier oder weitere fantasievolle alkoholhaltige Mixturen auf stärkerer, spirituosenhaltiger Basis. In Unkenntnis ihres für Kinder nicht unbeträchtlichen Alkoholgehaltes werden solche

Weitere Kostenlose Bücher