Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
abspielt. Die damit verbundene »Spirale nach unten« lässt sich nur mühsam und schlimmstenfalls gar nicht stoppen. Manche Menschen bleiben dabei auf der Strecke, wie das nachstehende Beispiel verdeutlicht.
Ein periodisch trinkender, alkoholabhängiger Vater verstrickte sich aussichtslos in einen Kampf mit seinem Sohn, der mit 14 Jahren begann, Haschisch zu konsumieren. Der Junge hatte seit Jahren die psychischen Belastungen ertragen müssen, welche die Alkoholeskapaden seines Vaters für die Familie mit sich brachten. Jener wollte seinem Sohn die Droge Haschisch selbstverständlich verbieten. Doch alle seine Straf- und Kontrollversuche verpufften wirkungslos. Die Absicht des Sohnes war eine doppelte: Einerseits wollte er seinen Vater über den eigenen Haschischgebrauch zu einer Auseinandersetzung mit dessen Suchtmittel zwingen. Als vermeintlichen Gewinn für sich verbuchte der Junge zweitens seine Entlastung von übergroßem seelischem Druck, die ihm die Wirkungen von Haschisch bescherten. So, wie er im Zwist mit seinem Vater seine Chancen unrealistisch überschätzte, eine Mäßigung von dessen Alkoholkonsum erreichen zu können, unterschätzte er die Bindungswirkung der Droge seiner Wahl. Rasch wurde ihm das Kiffen zur Gewohnheit. Wäre der Vater in der Lage gewesen, die Botschaft seines Sohnes zu verstehen und sein eigenes Abhängigkeitsproblem anzuerkennen, hätte eine Möglichkeit bestanden, den familiendynamischen Suchtzirkel zu unterbrechen. Stattdessen stritten beide ebenso erbittert wie fruchtlos um das Recht auf ihr jeweiliges Rauschmittel.
Die Mutter spielte in diesem Vater-Sohn-Drama eine Nebenrolle. Blass und ohne Einfluss blieb sie im Hintergrund. Das familiäre »Lehrstück« nahm einen anderen Verlauf als vom Sohn zu Beginn beabsichtigt. Die Situation eskalierte, als er seinen Einsatz erhöhte und auf potentere synthetische Suchtstoffe umstieg. Er fand Gefallen an Ecstasy. Sein Drogengebrauch war zu einem Selbstläufer geworden und drohte gleichermaßen außer Kontrolle zu geraten wie die familiäre Konfliktsituation, bei der es mittlerweile zu Handgreiflichkeiten zwischen den männlichen Streithähnen kam. Der Vater boykottierte zusätzlich die Arbeit des in der Familie eingesetzten Erziehungsbeistands. Als Konsequenz wurde sein Sohn mithilfe der zuständigen Sozialarbeiterin aus der Familie genommen und für einen längerfristigen Aufenthalt in eine Einrichtung für Drogen gebrauchende Jugendliche vermittelt. Der Junge stimmte der Maßnahme zu. Für ihn war alles erträglicher als die täglichen Begegnungen mit seinem Vater. Obendrein war ihm sein eigener Drogengebrauch mittlerweile unheimlich geworden. Von Rauschmitteln abhängig werden wie sein Vater wollte er schließlich nicht. Dem Jungen war aufgegangen, dass er den Kampf mit seinem Vater nicht gewinnen und er sich nur am eigenen Schopf aus dem suchtdynamisch geprägten familiären Sumpf ziehen konnte.
Im Gegensatz zu seinem Vater war der Sohn in der Lage, die ihm angebotenen Hilfsmöglichkeiten zu nutzen. Als Erstes gestand er sich ein, dass Rauschmittel für ihn eine unmittelbare Gefährdung darstellten, da er nicht länger in der Lage war, sie kontrolliert einzusetzen. Unter anfänglichen Schwierigkeiten, von denen am schwersten die »depressiven Löcher« zu überwinden waren, wandte sich der junge Mann ganz von Cannabis und Ecstasy ab und sich selber zu. Er absolvierte erfolgreich eine handwerkliche Berufsausbildung. Mittlerweile lebt er weitab von seiner Herkunftsfamilie und ist dabei, in seinem erlernten Beruf Fuß zu fassen. Den Kontakt zu seinem Vater hat er völlig abgebrochen, zumal jener sich dem Alkohol ergeben hat. Der Vater hat nicht nur seinen kleinen Betrieb heruntergewirtschaftet, sondern ist auch sonst völlig abgestürzt. Selbst seine Frau brachte den Mut auf, ihn zu verlassen. Der Mann hatte das Maß an verstehendem Rückhalt, das ein suchtkranker Mensch im Leben für sich beanspruchen darf, längst verbraucht. Die Grenzen dessen, was er seinen Angehörigen mit seinem Alkoholmissbrauch zumutete, waren mehrfach überschritten. Es ist absehbar, dass er sich, mit seinem »Suff« sozial wie gesundheitlich heruntergekommen, zu Tode trinken wird. Sein Sohn will den Vater nicht mehr sehen. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass die Geschichte mit seinem Vater für ihn vorbei ist. Sie ruht vorerst nur, da der Sohn derzeit eine Phase seines Lebens lebt, welche ihn stabilisiert. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird er sich
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