Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
unter veränderten Vorzeichen noch einmal der familiären Dynamik stellen müssen, um auch die restlichen schädigenden Anteile des »inneren Vaters« in sich zu verarbeiten und zu besiegen. Wie man sich von familiären Erblasten entbinden kann, zeige ich methodisch in meinen Büchern: »Imaginationen – Heilsame Bilder als Methode und therapeutische Kunst« und »Zeit für Mitgefühl«.
Glücklicherweise verlaufen nicht alle familiären Beziehungen, die nach dem unheilvollen Motto »Meine Droge, deine Droge« agiert werden, regelhaft so unglücklich wie das gerade vorgestellte Beispiel. Hoffnungsvoll stimmt, dass einsichtigere Väter oder Mütter, die von ihren Kindern einen für sie bedenklichen Suchtmittelgebrauch gespiegelt bekommen, solche Hinweise ernsthaft auf deren Berechtigung überprüfen. Nicht selten sind sie gar gewillt, sich von ihren Kindern »belehren« zu lassen, um anschließend gemeinsam mit ihnen familiäre Wege zu beschreiten, die frei von selbstschädigendem sowie sozial unverträglichem Suchtmittelgebrauch sind. Inhaltlich wie methodisch gezielt darauf abgestimmte präventive Eltern-Kind-Maßnahmen sind im Erfolgsfall deshalb auch beglückende »Sternstunden« im präventiven Arbeitsalltag.
Es ist heutzutage eher die Ausnahme, dass Jugendliche im sich aufschaukelnden familiären Zwist »Meine Droge, deine Droge« ausschließlich auf Cannabis zurückgreifen, also den illegalisierten Stoff, welcher in der Drogenhierarchie der illegalen Mittel an unterster Rangskala rangiert. Vor etlichen Jahren noch haben sie sich viel eher auf Haschisch oder Marihuana begrenzt. Doch andere Zeiten, andere Gepflogenheiten. Inzwischen greifen sie parallel fast durchgängig auch zu potenteren Stoffen. Der Zeitgeist ist einfach danach. Selbst in weniger konflikthaften Alltagssituationen ist der ausschließliche Gebrauch von Cannabis nahezu verschwunden. Kaum noch ein Haschisch- und Marihuanakonsument, der nebenbei nicht noch etwas anderes zu sich nimmt. Selbst die früher von so vielen Kiffern mit Verachtung gestrafte Droge Alkohol wird beliebig mit Cannabis zusammen gebraucht. Mischkonsum ist an der Tagesordnung. Eine Mutter, die sich gerade zwischen den Fronten ihres alkoholabhängigen Mannes und ihres Cannabis wie Alkohol einsetzenden Sohnes aufgerieben fühlt, steht deswegen kurz vorm Verzweifeln. Auf beide gemünzt, fragt sie mich: »Man muss sich nicht stellen, man kann sich und seine Umwelt prima belügen und kommt damit durch. Was denken Sie?«
Die ausgeschlossenen Väter
und die abwesenden Väter …
Trotz sich vollziehender Veränderungen in den gesellschaftlichen Rollenverteilungen zwischen Frauen und Männern leben wir nach wie vor in einer recht vaterlosen Gesellschaft. Sei es, dass Männer und Väter von sich aus durch Abwesenheit gegenüber ihren Kindern »glänzen«, weil sie es vorziehen, in Beruf und Karriere ihren Mann zu stehen, oder sei es, dass sie von Frauen und Müttern aus unterschiedlichen Gründen von der Erziehung der Kinder ausgeschlossen werden, oder auch, dass sie ihrer Vaterrolle aufgrund familiärer Trennungsprozesse nicht in vollem Umfang nachkommen können.
Für die gesellschaftliche Beobachtung, dass die meisten problematischen Kiffer männliche Jugendliche sind, spielt das familiäre Muster der abwesenden oder ausgeschlossenen Väter in vielen Varianten eine entscheidende Rolle. Ich führe wiederum charakteristische Familiengeschichten als Beispiele an:
Vor mehreren Jahren kam ein älteres Ehepaar mit zwei Haschisch rauchenden Söhnen im Alter von 20 und 24 Jahren in die Beratung. Beide jungen Männer lebten noch unter dem elterlichen Dach. Es handelte sich um eine sozial gut gestellte Familie. Der Vater war Akademiker, die Mutter hochgebildete Hausfrau. Die Familienethik war christlich-religiös geprägt. Beide Elternteile waren außerhalb der Familie sozial engagiert. Das Sagen in der Familie hatte ganz eindeutig die Mutter. Der Vater wurde zwar formal in alle wichtigen Entscheidungen mit einbezogen, aber ohne den erklärten Willen der Mutter lief nichts. Auf eher leise Art war sie eine stark wirkende, dominante Frau. Ihre Rolle erklärte sich wiederum aus ihrer eigenen Herkunftsgeschichte. Alle männlichen Mitglieder ihrer Herkunftsfamilie waren durch Krieg, Krankheit oder Unfall frühzeitig verstorben. So musste die Frau frühzeitig lernen, alle lebenswichtigen Entscheidungen allein oder zusammen mit ihrer Mutter zu treffen. Eine Erfahrung mit einem starken,
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