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Hasenherz

Hasenherz

Titel: Hasenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ihm hoch, diesmal, weil sie nicht begrif fen hat, warum er Jimmy zusehen wollte; aus beruflichen Gründen nämlich, um Geld zu verdienen, um Orangen kaufen zu können, die sie für ihren verdammten Old-fashioned braucht.
    Sie geht in die Küche, wütend, aber nicht wütend genug. Sie sollte richtig beleidigt sein oder gar nicht, denn was er gesagt hat, hat er schon hundertmal gesagt. Vielleicht auch tausendmal. Im Durchschnitt wohl alle drei Tage einmal seit 1956. Wie oft ist das? Dreihundertmal. So oft? Warum ist es dann jedesmal ein solcher Krampf? Es war einfacher mit ihr, bevor sie verheiratet waren. Damals konnte sie rasch bereit sein. Ein Mädchen ganz einfach. Nerven wie frisch gedrehter Bindfaden. Eine Haut, die nach junger Baumwolle roch. Ihre Freundin, eine Kolle gin, hatte eine kleine Wohnung in Brewer, dort trafen sie sich. Eisenbett, silbriges Medaillonmuster auf der Tapete, ein Ausblick gen Westen, zu den hohen blauen Gastanks am Flußufer hinüber. Immer nach der Arbeit trafen sie sich; sie arbeiteten beide bei Kroll damals, sie verkaufte Süßwaren und trug einen weißen Kittel, stand auf der Tasche gestickt, und er schleppte Armsessel und Ahorntische ein Stockwerk darüber umher, schlug von neun bis fünf die hölzernen Verkleidungen von den Möbeln herunter, und der Staub von der Holz wolle stieg ihm in die Nase und in die Augen und brannte dort. Und die scheußlichen schwarzen im Halbkreis gestapelten Kästen hinter den Heizkörpern, der mit krummen Nägeln übersäte Fußboden, seine, Rabbits, schwarzen Hände, und Chandler, dieses Zierpüppchen, der pro Stunde einmal hereingestelzt kam und ihm befahl, sich die Hände zu waschen, damit die Möbel nicht schmutzig würden. Lavaseife. Der Schaum, den sie gab, war grau. Gelbe Schwielen bildeten sich an seinen Händen. Das kam vom Stemmeisen. Um siebzehn Uhr dreißig, wenn das schmutzige Tagwerk vorüber war, traf sich alles am Ausgang; die Türen waren mit Ketten zugehängt, um die Kundschaft abzuhalten; es gab zwei Türen, zwischen ihnen lag ein mit grünen Glasplatten geflie ster, lautloser Raum, und links und rechts von ihm, in den flachen Seitenfenstern, standen rumpflose Puppenköpfe, mit gefiederten Hü ten und Halsgeschmeiden aus rosa Perlen geschmückt, und belauschten das hallende Abschiedsgeschwätz. Jeder, der hier angestellt war, fand es gräßlich bei Kroll; aber alle verließen sie das Gebäude langsam, zö gernd, als schwämmen sie hinaus. Hier trafen sie sich immer, Janice und Rabbit, in diesem Raum mit dem trüben Licht und dem grünen Fußbo den, als befände er sich irgendwo auf dem Meeresgrund, und sie stießen den einen unverriegelten Türflügel auf, stießen ihn auf und traten ins Licht hinaus und gingen – und sie gaben es sich niemals zu, daß sie dorthin gingen – zu dem Zimmer mit den silbernen Medaillons, Hand in Hand und müde und sanft ankämpfend gegen den heimwärts fluten den Verkehr, um sich zu lieben im späten Tageslicht, das waagerecht durchs Fenster fiel. Sie wollte nie, daß er sie sähe. Er mußte immer die Augen schließen. Und mit einem Schauer war er da, kaum daß er in sie eingedrungen war, in ihre weiche Rauheit, wie in einen seidenen Pan toffel. Seite an Seite lagen sie dann auf des andern Mädchens Bett, fühlten sich verloren, nun, da das Endgültige getan war. Das Silber der Tapete und das Gold des sterbenden Tags.
    Die Küche liegt neben dem Wohnzimmer, ein winziger Raum, ein schmaler Gang nur zwischen Apparaturen, die vor fünf Jahren einmal modern waren. Janice läßt etwas Metallenes fallen, einen Topf oder einen Becher. «Du schaffst es wohl, auch ohne dich zu verbrennen?» erkundigt Rabbit sich. «Bist du immer noch da?» kommt die Antwort.
    Er geht zum Schrank und holt das Jackett heraus, das er vorhin so ordentlich hineingehängt hat. Es kommt ihm so vor, als sei er der einzige hier in weitem Umkreis, der auf Ordnung hält. Der Wirrwarr hinter ihm im Zimmer – das Old-fashioned-Glas mit dem widerlichen Bodensatz, der überfüllte Aschenbecher, der sich mühsam auf der Sessellehne hält, der hochgeschlagene Teppich, die schlappigen Stapel zerlesener Zeitungen, Spielzeug vom Jungen, das überall herumliegt, kaputt und wieder geklebt und wieder kaputt, ein Puppenbein und ein Stück geknickte Pappe, die Reklamebildchen aus den Cornflakes-Pack ungen, die Staubflocken unter den Heizrohren –, diese ganze ewige Unordnung wirft sich über ihn und zieht sich zu wie ein Netz. Er überlegt, ob er

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