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Hasenherz

Hasenherz

Titel: Hasenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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er diesen schlüpfrigen Boden überhaupt betreten hat. Dann fällt es ihm ein. Um den Mädchen zu imponieren, mit denen er von der Grade School immer nach Hause ging: Lotty Bingaman, Mar garet Schoelkopf und manchmal June Cobb und Mary Hoyer. Marga rets Nase hat oft zu bluten angefangen, ohne allen Grund. Und sie trug immer hohe Knöpfstiefelchen.
    Er biegt in die Kegerise Street ein, eine enge, kiesbestreute Straße, die sich an der fensterlosen Rückfront einer kleinen Kistenfabrik vorbei schlängelt, in der hauptsächlich Frauen mittleren Alters beschäftigt sind, und weiterläuft, an der aus Zementquadern errichteten Fassade eines Biergroßvertriebs vorbei, zu einem wirklich alten Bauernhaus hin, das jetzt mit Brettern vernagelt ist und zu den ältesten Häusern der Stadt gehört, ein Gebäude aus massivem, trutzigem Sandsteingemäuer. Einst hat es über die Hälfte allen Ackerlandes verfügt, auf dem die Stadt jetzt steht, und heute noch hat es, hinter einem verfallenen, niedergetre tenen Zaun, einen Garten, eine Abfallwildnis aus braunem Gestrüpp und morschen Baumstämmen, das sommers ungebeten in einer üppigen Vielfalt an Gräsern, wächserngrünen Halmen und milchigen Schoten voll seidenem Samen rankt und von duftigen gelben Blütenköpfen strotzt, die fast ertrinken in Pollen.
    Dieser Garten schafft beträchtlichen Raum zwischen dem alten Bau ernhaus und dem Clubhaus des Sonnenschein-Sportvereins, einem ho hen schmalbrüstigen Backsteingebäude, das aussieht wie eine städtische Mietskaserne und völlig deplaciert ist in dieser kunterbunten kleinen Straße, die an Rückseiten und Überbleibseln aus vergangener Zeit vorbeiführt. Der Eingang bekommt etwas Finsteres durch den merk würdigen Vorbau, der so groß ist wie ein Schuppen und jeden Winter auf den steinernen Stufen errichtet wird, um die Bar vor dem Wetter zu schützen. Rabbit ist ein paarmal drinnen gewesen im Clubhaus. Son nenschein gibt es dort nicht. Im unteren Geschoß ist die Bar, im oberen stehen lauter Kartentische, an denen die alten Knaben der Stadt sitzen, in strategische Monologe versunken. Alkohol und Karten, beides bedeutet für Rabbit eine deprimierende Spezies von Sünde, eine mit schlechtem Atem. Und außerdem bedrückt ihn die politische Ausdün stung dieses Hauses. Sein alter Basketball-Trainer, Marty Tothero, der seine Nase immer in alle Angelegenheiten der Stadt gesteckt hat, bis es einen Skandal gab und er aus der High School geflogen ist, soll in diesem Haus wohnen und immer noch mitmischen, wie es heißt. Rab bit findet es gräßlich, wenn einer überall die Hände im Spiel haben muß, aber Tothero hat er geliebt. Außer der Mutter hat Tothero die meiste Kraft gehabt.
    Der Gedanke, daß der alte Trainer sich da in diesem Kasten versteckt, erschreckt Rabbit. Er geht weiter, an einer Autospenglerei und einem unbenutzten Hühnerhaus vorbei. Immer noch geht er bergab, denn der Vorort Mt. Judge liegt am Osthang des Berges Judge, dessen Westseite den Stadtkern von Brewer überblickt. Vorort und Innenstadt sind durch die Straßen miteinander verbunden, die den Berg im Süden umgürtet und weiterführt zum fünfundsiebzig Kilometer entfernten Philadelphia, aber nie werden sie miteinander verschmelzen, denn zwi schen ihnen zieht der Berg einen breiten, grünen, nordsüdlich verlau fenden Grat von drei Kilometer Länge, der gestürmt wird von Kiesgru ben und Friedhöfen und neuen Siedlungen, aber über diesem allem sich ein Gebiet von vielen hundert Morgen Wald bewahrt, den die Jungen von Mt. Judge nie ganz erkunden werden. Der Lärm der Autos freilich, die im zweiten Gang die Höhenstraßen nehmen, dringt schon tief hinein. Auf weite Strecken hin gleitet der nadelstille Boden vergessener Kiefernpflanzungen unter deinen Füßen hin, immer höher hinauf, endlose Tunnel toten Grüns durchläuft er, und es ist, als habest du das Schweigen durchquert, um zu etwas noch Schlimmeren zu gelangen. Und dann trittst du in eine Pfütze von Sonnenlicht, das die Äste aus Versehen haben durchschlüpfen lassen, oder du stößt auf einen versan deten, mit Steinen gefüllten Kellerschacht, den vor Jahrhunderten ein tapferer, scheußlicher Siedler angelegt hat, und du erschrickst bis ins Mark, als lenke dies Zeichen eines anderen Lebens alle Aufmerksamkeit auf dich, und als werde die Drohung der Bäume wahr. Deine Angst gellt wie eine Alarmglocke, die du nicht abstellen kannst – um so lauter, je schneller du läufst – und du läufst mit geducktem

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