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Hasenherz

Hasenherz

Titel: Hasenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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sie hat bei Kroll im Ausverkauf einen hübschen Schal bekommen.» Sie stockt, ihre kleine schmale Zunge schiebt sich zwischen ihren trüben Zähnen hervor.
    Rabbit ist erschreckt. Wenn Janice verwirrt ist, hat sie etwas Erschreckendes. Ihre Augen zerfließen in den mürrischen Höhlen, und der kleine Mund hängt herab, zu einem imbezilen Spalt geöffnet. Seit ihr Haar sich über der glänzenden Stirn zu lichten begonnen hat, wird er das Gefühl nicht los, daß sie allmählich bröckelig wird und starr und nur einen einzigen Weg gehen kann: tieferen Runzeln und noch spärli cherem Haar zu. Er hat verhältnismäßig spät geheiratet, mit vierundzwanzig, und sie war gerade zwei Jahre aus der High School heraus, noch kaum erwachsen, mit sanften kleinen Brüsten, die in ihren biegsa men, weichglatten Knabenkörper flössen, wenn sie lag. Nelson kam sieben Monate nach der episkopalischen Trauung auf die Welt, in langen, schmerzvollen Wehen: und die jähe Erinnerung daran kehrt Rabbits Schrecken in Zärtlichkeit. «Was hast du dir gekauft?»
    «Einen Badeanzug.»
    «Einen Badeanzug! Im März?»
    Sie schließt eine Sekunde lang die Augen; er merkt, wie der Alkohol in ihr zirkuliert, und ist angewidert. «Es schien den Augenblick näher zu bringen, wo ich wieder einen tragen kann.»
    «Was ist los mit dir, zum Kuckuck? Andere Frauen sind gern schwanger. Warum bist du so komisch, verdammt noch mal? Sag mir das. Was hast du?»
    Sie öffnet ihre braunen Augen, und Tränen sammeln sich darin und quellen über die unteren Lider und laufen ihr über die Wangen, die gerötet sind, weil sie sich so gekränkt fühlt, und sie sieht ihn an und sagt mit betrunken deutlicher Artikulation: «Du Schuft.»
    Rabbit geht zu seiner Frau und legt den Arm um sie und hat sie so ganz nah vor sich: ihren tränenheißen Atem, ihre rotgeweinten Augen. In einem zärtlichen Reflex beugt er ein wenig das Knie, um sie mit seinen Lenden zu berühren, aber ihr Leib ist da im Wege. Er steht wieder in voller Größe über ihr und sagt: «Gut, du hast dir einen Badeanzug gekauft.»
    Sie sitzt da, überdacht von seiner Brust und seinen Armen, und sagt überraschend ernst: «Geh nicht weg von mir, Harry. Ich liebe dich.»
    «Ich liebe dich auch. Nun komm, sei vernünftig, du hast dir einen Badeanzug gekauft.»
    «Einen roten», sagt sie und lehnt sich traurig an ihn. Aber ihr Körper ist, wenn sie betrunken ist, von einer Sprödigkeit, einer Isoliertheit, daß es Rabbit unangenehm ist, ihn im Arm zu halten. «Mit Trägern, die man im Nacken bindet, und einem Plisseerock, den man abnehmen kann, wenn man ins Wasser will. Dann haben mir meine Krampfadern so weh getan, daß wir bei Kroll ins Souterrain gegangen sind, Mutter und ich, und uns Schokoladeneiskrem-Sodas bestellt haben. Die Restaurant- Abteilung ist total renoviert, die Theke ist ganz weg. Aber meine Beine haben immer noch weh getan, und da hat Mutter mich nach Haus gebracht und gesagt, du könntest den Wagen und Nelson abholen.»
    «Deine Beine! Noch schöner! Wahrscheinlich waren's ihre Beine.»
    «Ich hab gedacht, du würdest früher nach Haus kommen. Wo warst du?»
    «Ach, ich hab ein bißchen gebummelt. Und unten auf der Straße Ball gespielt mit ein paar Bengeln.» Sie haben sich voneinander gelöst.
    «Ich hab versucht, ein bißchen zu schlafen, aber ich konnte nicht. Mutter hat gesagt, ich sähe müde aus.»
    «Das erwartet man von dir, du bist eine Hausfrau.»
    «Und in der Zwischenzeit treibst du dich rum und spielst Ball wie ein Zwölfjähriger.»
    Es ärgert ihn, daß sie seine kleine Bemerkung mit der Hausfrau, wobei er Bezug nehmen wollte auf die Werbemethoden der Zauber schäler-Gesellschaft, nicht als Ironie aufgefaßt hat und gleichzeitig als versteckten Ausdruck seines Mitleids und seiner Zuneigung. Da gibt's wohl kein Ausweichen mehr: sie ist dumm. Er sagt: «Bitte, wo ist da ein Unterschied, wenn du vorm Apparat sitzt und dir ein Programm für Kinder unter zwei Jahren anguckst?»
    «Wer hat denn vor einer Weile gemacht?»
    «Ach, Janice.» Er seufzt. «Komm einfach ins Bett.»
    Einen langen Augenblick sieht sie ihn unverwandt an. «Ich mache Abendbrot», entscheidet sie dann.
    Er bereut, was er gesagt hat. «Ich spring schnell rüber und hol den Wagen und bring Nelson nach Haus. Der arme Junge muß denken, er hätte kein Zuhause. Wieso zum Teufel denkt deine Mutter eigentlich, meine Mutter hätte nichts anderes zu tun, als anderer Leute Kinder zu hüten?» Wieder steigt Ärger in

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