Hashimoto und Basedow
Untersuchungsbefunde zeigen, was sich schon an positiven Dingen getan hat, und ihnen damit eine Einschätzung ermöglichen, die von einer schlechten Stimmungslage unabhängig ist. Das macht Hoffnung. Und diese ist besonders beim Basedow von Bedeutung, da diese Menschen ja sehr stark zu Ängsten neigen. Dadurch fällt es ihnen schwer, nüchterne Berichte zu ihrer Befindlichkeit abzugeben. Und da normalerweise Heilungsreaktionen parallel verlaufen, sieht die Schilddrüse im Ultraschall besser aus, während gleichzeitig die Antikörperwerte sinken und es der Patientin besser und besser geht.
MAK und TAK
Warum entzünden sich manche andere Gewebe des Körpers bei Basedow, verhärten und wandeln sich in hartes Bindegewebe um? Immunologisch gesehen liegt das daran, dass zwei Antikörper, die eigentlich ursprünglich gegen Schilddrüsengewebe gebildet werden, versehentlich auch diese anderen Körpergewebe angreifen. Der Körper arbeitet hier nicht so exakt wie eine Maschine. Er bildet beispielsweise den TPO-AK (Thyreoperoxidase-Antikörper), bekannt auch als MAK (Mikrosomaler Antikörper), nach einer Schwangerschaft als Ausdruck der dabei erfolgten Immunreaktion auf das eigene Kind, und das bei 20 Prozent aller Schwangerschaften. Dieses Phänomen ist keine Kleinigkeit und auch kein Einzelfall und trotzdem völlig harmlos. Der MAK ist dann noch einige Jahre im Blut nachweisbar, ohne dass er der Gesundheit schadet – denn diese Werte liegen größenordnungsmäßig nur um unschädliche 150 U/ml, bis dann wieder Normwerte erreicht werden. Es ist diesen Frauen zu wünschen, dass sie in dieser Zeit nicht einem Arzt in die Hände fallen, der den MAK abnimmt, die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und eine Hashimoto diagnostiziert, vor Schilddrüsenzerstörung warnt und sofort ein Rezept für L-Thyroxin ausstellt. Denn all das wäre falsch und völlig unnötig. Wenn Sie MAK-Werte im Bereich von 100 bis 200 haben, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Krankheit vor. Vielleicht hatten Sie eine Hashimoto und messen Restzustände oder der MAK-Wert ist ein immunologischer Rest einer Schwangerschaft.
»Selbstauflösung« der Schilddrüse äußerst selten
Der MAK bei akuten Stadien von Basedow und Hashimoto liegt eher zwischen 1000 und 5000 U/ml, er ist in dieser Ausprägung der wichtigste Messwert dafür, wie stark sich eine Schilddrüse bei Basedow oder Hashimoto auflösen wird. Auch hier ist Panik ein falscher Ratgeber: Es gibt einzelne Frauen, die seit vielen Jahren wegen einer Hashimoto in meiner Betreuung sind und bei denen es in dieser Zeit nicht gelungen ist, die Antikörperspiegel nachhaltig zu senken. Trotzdem hat sich die Schilddrüse in dieser Zeit nicht messbar verkleinert. Es ist also keinesfalls so, dass die so häufig beschriebene »Selbstauflösung« der Schilddrüse zu erwarten ist. Sie findet nur sehr selten statt und oft nur bei über mehrere Jahrzehnte bestehender Krankheit. Viele der Frauen, die keine Schilddrüse mehr hatten, als sie zu mir in die Behandlung kamen, hatten mindestens zehn, oft zwanzig Jahre Beschwerden, bis die Entzündung zu einer Zerstörung der Schilddrüse geführt hat. Und manche Frauen mit kleinen Schilddrüsen konnten diese wieder aufbauen, nachdem es uns gelungen war, die Antikörperspiegel unter 200 U/ml zu senken. Denn sobald die Entzündung bei der Hashimoto verschwunden ist, sorgt schon der Körper dafür, dass die Schilddrüse wieder wächst und innerhalb weniger Jahre annähernd die gleiche Größe erreicht, die sie einmal gehabt hat.
Hoher MAK-Wert kann positiv sein
Beim Basedow kann man hohe MAK-Titer im Blut auch positiv sehen, als Ausdruck einer Selbstheilung. Es ist der Versuch des Körpers, die vom TRAK überstimulierte Schilddrüse einfach auszuschalten, eigentlich eine positive Reaktion, wenn man damit eine explodierende Schilddrüsenüberfunktion in den Griff bekommt. Das bezweckt man ja auch mit einer Strahlenbehandlung mit radioaktivem Jod: Schilddrüsenzellen aus nächster Nähe abzutöten. Der MAK-Wert macht das aber unvergleichlich schonender für den Körper. Wo die ionisierende Strahlung bei der Radiojodtherapie immer die Gefahr eines Tumorleidens nach sich zieht – zehn bis zwanzig Jahre nach einer Strahlenbehandlung der Schilddrüse sind Krebserkrankungen im Halsbereich kein Einzelfall –, kann der MAK, wie man im Fall einer Hashimoto-Erkrankung weiß, eine Schilddrüse fast mikrochirurgisch genau entfernen. Der MAK macht das sogar zielgenauer als die
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