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Hashimoto und Basedow

Hashimoto und Basedow

Titel: Hashimoto und Basedow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Antikörper einfach einen Menschen, der sonst gar nicht erkrankt ist, und verwandeln ihn in eine untüchtige, passive, mutlose und fühllose Variante seiner selbst. »Ich kenne mich nicht mehr, so wie ich jetzt bin … So war ich eigentlich nie … Ich hatte früher immer Power ohne Ende« – all das sind Äußerungen, die man von Hashimoto-Kranken unweigerlich hört. Sie waren einmal anders und sind jetzt ein »Schatten« ihrer selbst. Es ist eine Art Burn-out, den sie erfahren haben. Sie haben es im Leben versucht und sind gescheitert. Jetzt haben sie eine Krankheit, die dieses Scheitern abbildet und es zugleich rechtfertigt. Diese Realität, dass oft ein reales Scheitern der Hashimoto vorhergeht, erschwert aus naturheilkundlicher Sicht die Heilung. Denn die Krankheit zieht eine an sich »richtige« Bilanz. Erst wenn sich der erkrankte Mensch neu orientiert, andere Ziele setzt und auf sie zustrebt, kann die Hashimoto überhaupt heilen, denn der Krankheit wird dadurch der psychosomatische Boden entzogen.
    Fallbeispiele
    Eine 28-jährige Patientin, die durch die Scheidung ihrer Eltern vom 5. Lebensjahr an in einer engen, symbiotischen Beziehung mit der Mutter lebte, wurde von dieser emotional und zum Teil auch sexuell als »Partner« missbraucht. Nun lebt sie seit einigen Jahren in einer Beziehung mit einem Mann, den sie auch geheiratet hat und mit dem sie Kinder haben möchte. Etwas in ihrem Inneren aber hält sie zurück. Es ist die Mutter, die mehrmals am Tag anruft, sie weiterhin bevormundet, in ihrem Leben begleitet, immer wieder die Rolle einer Partnerin sucht. Die Hashimoto verhindert durch Schwächung der Hormonachse die Monatsblutung und macht die Patientin dadurch auch unfruchtbar. Das führt dazu, dass sie keine Kinder bekommen und die Mutterrolle nicht einnehmen kann und dadurch im Status eines Kindes verharrt. Sie kann ihre Ursprungsfamilie nicht verlassen und keine neue Familie gründen. Die Hashimoto entsteht also aus einer Ambivalenz: Die Patientin kann nicht von ihrer Mutter weg, weil diese sie braucht und außerdem eine ganz liebe und bemühte Person ist, die jede Menge Krankheiten hat; andererseits wünscht die Patientin sich nichts stärker, als die Mutter zurückzustoßen, und hofft, dass ihre Ehe sie aus dieser Gefangenschaft entführt. Die Schilddrüse »hilft« mit ihrer Krankheit, diese Entscheidung zu verhindern und alles in der Schwebe zu halten.
    Ein anderer Fall ist eine 46-jährige Mutter von drei Kindern, die in dem Haus wohnt, in dem ihr Mann geboren ist und das er trotz mehrerer Geschwister geerbt hat. Das Haus steht auf dem Land und in ihm wohnt außerdem die Schwiegermutter der Patientin, um die sich die Patientin später sogar kümmern soll. Die Familien sind nicht wirklich getrennt. Die Schwiegermutter bestimmt immer noch, was gekocht und gegessen wird, und trifft mitunter auch noch Entscheidungen für ihren Sohn, die sich auf die Patientin und ihre Kinder auswirken. Eine erste Reaktion ist die Forderung der Patientin, die Lebensbereiche durch bauliche Maßnahmen zu trennen. Dann will sie überhaupt vom Land wegziehen, alles zurücklassen. Ihr Mann arbeitet auswärts, ist wenig da, kann einen Umzug eigentlich nicht finanzieren. Auch die Kinder will die Patientin nicht aus ihrem sozialen Umfeld herausreißen. In dieser inneren Konfliktsituation wird sie schilddrüsenkrank. Eine Hashimoto wird diagnostiziert. In der Folge weicht die entschiedene Haltung der Patientin auf. Sie überlässt der Schwiegermutter nun, da sie erkrankt ist, wieder einen Teil der Aufgaben. Sie verzichtet darauf, wegzuziehen. Hatte sie vorher das Gefühl der Stärke, die ihr Kraft für Veränderungen gab, ist sie jetzt durch die Krankheit so schwach und willenlos geworden, dass sie weder den Mann noch die Kinder und zuletzt auch die Schwiegermutter nicht mit ihren Änderungswünschen quälen kann. So hilft ihr die Hashimoto, in ihrem Unglück zu verharren.
    Welche Seite unseres Wesens leben wir?
    Die Hashimoto bewirkt bei vielen Menschen, dass sie auf der Schattenseite des Lebens leben. Diese Metapher der Schattenseite der menschlichen Existenz existiert seit der Antike. Man hat z. B. einmal etwas im Leben dargestellt und jetzt erschrecken die anderen, weil man nur noch der Schatten dieses Bildes ist. Es ist das Bild der Rückseite eines Menschen. Der Mensch kann mit einer Münze, einer Medaille verglichen werden, auf deren Vorderseite das Sonnenlicht fällt, sie schimmert und glänzt, es ist die

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