Hashimoto und Basedow
Ausgang dieser Erkrankung bedeuten würde. »Unheilbar« suggeriert aber ohnehin weit mehr, nämlich dass eine Krankheit zum Tod führen wird. »Unheilbar« in diesem Sinn ist nebenbei bemerkt nicht nur ein unbehandelter Krebs, sondern auch das Leben an sich. Aber die Hashimoto führt nie zum Tod, selbst dann nicht, wenn man sie ignoriert und nie behandelt. Schon deshalb ist dieser Begriff unangebracht. Sollte einmal eine gravierende Schilddrüsenunterfunktion bei der Hashimoto auftreten, merkt man das schon. Man wird so schlapp, dass ohnehin der Arzt gerufen wird. Und dann bekommt man Schilddrüsentabletten und die Sache hat sich, selbst wenn die Feinabstimmung bei der Dosierung nicht ganz einfach ist. Und meiner Erfahrung nach kann eine gute und sanfte Behandlung der Hashimoto einen Großteil der Patientinnen heilen. Viele der Patientinnen, die ich kennenlernen durfte, wurden geheilt. Geheilt in dem Sinn, dass die Antikörper sich zurückgebildet haben und die Schilddrüse wieder normal funktioniert hat. Nach meinem Dafürhalten sind das Heilungen – und die Hashimoto wirklich heilbar und überhaupt keine Krankheit, über die man sich den Kopf zerbrechen muss. Es geht bei ihrer Behandlung für den Therapeuten eigentlich immer nur um die Frage: Wie kann ich es einrichten, dass die Leistungsfähigkeit der Schilddrüse und damit das Glücksgefühl, auf der Welt zu sein, im Menschen ausreichend vorhanden ist? Oder lassen sich diese sogar noch weiter steigern? Man kann diese Überlegungen vielleicht schon als Luxus ansehen, sie sind aber für das Wohlbefinden und Lebensglück der Betroffenen von entscheidender Bedeutung.
Lügt die Statistik?
Nach der Statistik sollen Frauen zwar häufiger als Männer an einer Hashimoto erkranken, aber eher im Verhältnis 2 :1 bis 5 :1. Diese Statistik überrascht mich. Ich habe öfters gehört, dass es Männer mit Hashimoto geben soll, in meiner Praxis aber nur sehr vereinzelt einen Mann erlebt, der an der Hashimoto erkrankt war. Dagegen sind Hunderte von Frauen mit Hashimoto bei mir zur Behandlung gewesen. Vielleicht liegt das daran, dass fast nur Frauen zu mir kommen, oder es ist einfach Zufall. Jedenfalls glaube ich, dass das Verhältnis eher bei 100 : 1 liegt oder dass Männer diese Krankheit einfach nicht behandeln lassen, weil sie – so wie das nur Männer können – den Ärzten auch wirklich glauben, dass sie unheilbar ist.
Mögliche Krankheitsursachen und -auslöser
In Fachbroschüren heißt es, dass die Erkrankung vererbt sein soll, weil es zu familiären Häufungen kommt. Hier kann man nur antworten: Es ist zwar ein genetischer Zusammenhang erkannt worden, doch die Forscher geben zu, dass der Ausbruch der Krankheit durch umweltbedingte Ereignisse hervorgerufen wird. Sie müssen also nicht weiter darüber nachgrübeln, ob Sie ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben, sondern sich eher fragen: Wie kann ich versuchen, ein ausgeglichenes, erfülltes Leben zu führen? Bei den Umbruchsituationen, bei denen sich mitunter eine Hashimoto ausbildet, stehen an erster Stelle, wie beim Basedow, hormonelle Umstellungen – in der Pubertät, in der Schwangerschaft oder beim Beginn der Wechseljahre, wie sie ja vor allem Frauen erleben. Zwar spiegelt der Mann viele Befindlichkeiten während der Schwangerschaft oder danach wider und hat auch eine Phase der Wechseljahre, doch das ist alles bei Männern weit weniger einschneidend als bei Frauen. Im Ausnahmefall soll auch eine Stresssituation einen Hashimoto-Schub auslösen können.
Diskussion über Krankheitsursachen
Es wird zusätzlich viel über andere Ursachen diskutiert, ohne dass sich feststellen lässt, wie stark es sich dabei um Spekulationen handelt. Manche nennen Virusinfektionen. Wir machen ja im Laufe der Jahre viele davon durch und haben auch jede Menge unbewältigter Virusinfektionen wie beispielsweise Herpes. Aber sehr gefährlich zu sein scheint das nicht. Die meisten sprechen bei den möglichen Ursachen der Hashimoto auch von der Verabreichung hoher Joddosen als Auslöser – wie beim Morbus Basedow. Hier gibt es jede Menge Selbsthilfegruppen und Aktivisten, die darauf hinweisen, dass die in den letzten Jahrzehnten durchgeführte Zwangsjodierung über Futtermittel für Tiere, aber auch von Nahrungsmitteln direkt für diesen Anstieg der Hashimoto-Erkrankung verantwortlich sein könnte. Letztendlich meinen einige, dass die Strahlenbelastung durch den Super-GAU von Tschernobyl im Jahr 1986 zu einer Verstrahlung vieler
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