Hasstament
Fragen hierzu tauchen auch in der Hatenight immer wieder auf und werden hier ungefiltert aus den verschiedensten Perspektiven bearbeitet.
Die Show baut sich anfangs noch aus einem Studiopart auf, in dem Fragen an Somuncu formuliert werden, verändert sich aber zunehmend zu einer Collage, bestehend aus Einspielern und Monologen, bis hin zur vollkommenen Umkehrung des gängigen Showbegriffs, in der sich das Gezeigte nicht mehr an einen Rezipienten zu richten scheint, sondern zunehmend unabhängig von der Sichtweise und Einflussnahme der Zuschauer präsentiert wird. Wie zum Beispiel in Folge 8, in der der Zuschauer aufgrund einer angeblichen Selbstzensur nur ein verschlüsseltes Bild zu sehen bekommt.
Ebenso entstehen bewusst herbeigeführte Interaktionen zwischen Zuschauern und Produzenten so wie in Folge 26, die live vor eigens dazu eingeladenen Zuschauern stattfindet und durch animierte Störungen und Buhrufe den konventionellen Showbegriff erneut ad absurdum führt.
Die Hatenight entwickelt sich so unter Anteilnahme einer immer größer werdenden Zuschauerschar zu einem spannenden Medien-experiment und verändert weiter ihr Gesicht.
Zu der sich immer weiter veränderten Form der Sendung kommen improvisierte Stand-ups hinzu, die Somuncu im Auto fahrend zeigen und in denen er spontan seine Wut über Ungerechtigkeiten, die Absurditäten des Boulevards und politisch überkorrekte Denkweisen formuliert.
Im Gegensatz zu den vorher eindeutigeren Positionen des Moderators lockt er dabei nun immer wieder den Blickwinkel des Zuschauers in Fallen und treibt den Begriff der Satire auf die Spitze, indem er ohne Rücksicht auf eventuelle Befindlichkeiten drastische Meinung äußert, formuliert und greifbar macht, sei es auch, um dadurch das Gegenteil seiner Haltung kenntlich zu machen und Widerstand zu erzeugen. Die zunehmenden Debatten, die mit dem steigenden Bekanntheitsgrad der Show entstehen, bestätigen diesen Ansatz und machen die Hatenight nebenbei auch zu einem Mittel der Entlarvung. Indem sie vor allem eine meist oberflächliche Empörung der Betroffenen hervorruft, zeigt sie zugleich in der Differenz und Variabilität der wechselnden Ansichten und Angriffe die unmittelbare Vergänglichkeit der Haltung, die nur solange zu existieren scheint, wie das Gesagte den eigenen Lebensbereich betrifft. Vor allem aber entlarvt sie auch die Ignoranz der nicht Betroffenen.
»Bei mir hat sich noch kein Schwuler darüber beschwert, dass ich Judenwitze mache!« (Serdar Somuncu).
Dass diese Herangehensweise Schwierigkeiten im Verständnis, aber auch den Versuch einer Sanktionierung mit sich bringen würde, scheint logisch, und so wurde die Hatenight immer wieder zensiert und verboten. Zunächst vom Internet-Videoportal YouTube, das ohne Ankündigung den mittlerweile über 10 000 Abonnenten umfassenden Kanal sperrte und sämtliche Videos löschte, später von anderen Portalen bis hin zur Abmahnung durch den Jugendschutz, der immer wieder beklagte, dass die Hatenight jugendgefährdende Inhalte verwendet, obwohl sämtliche gezeigten Ausschnitte aus öffentlich zugänglichen Quellen stammen und dort nicht verboten wurden.
Die folgenden Proteste der Zuschauer über die Einseitigkeit der gesetzlichen Auffassung von Meinungsfreiheit machen die Hatenight somit auch zu einem spannenden Diskurs um den Umgang mit prekären Inhalten im öffentlichen Raum.
Mittlerweile läuft die Hatenight in der dritten Staffel und die Zahl der Zuschauer hat sich weiter gesteigert. Pro Folge klicken ca. 150 000 Menschen die Sendung an und bestätigen somit die anfängliche Idee einer Gegenöffentlichkeit, die sich nicht an der imaginären Quote einer erreichten relevanten Zielgruppe messen lässt, sondern einzig und allein an der Gültigkeit und dem Wert ihrer kontroversen Inhalte.
Die vorliegende Schriftfassung gibt erstmalig einen vollständigen Überblick aller bisherigen Folgen sowie der nicht gesendeten oder zensierten Episoden.
Das daraus entstandene Werk dokumentiert eine einzigartige Vielfalt an Themen und sprachlicher Auseinandersetzung, die auch denjenigen einen Zugang gewährt, die die Hatenight bisher nicht kannten oder sie in der Unübersichtlichkeit des Internets verpasst oder verloren haben.
Vorwort
Meine Name ist Spikester und ich bin überzeugter Hassist. Nicht allein deshalb wurde ich vom Hassias zum ersten Hasstor der hassistischen Gemeinde ernannt. Im Folgenden möchte ich euch meinen Werdegang zum Hasstor schildern und einen
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