Hast du mich nie geliebt
Freude ergriff sie, Tränen traten ihr in die Augen.
"Oh Nikos!"
Mehr gab es nicht zu sagen. Sie hielten einander umfangen und sahen sich an. In den Augen des anderen fanden sie die Liebe, nach der sie immer gesucht hatten.
Dann hob er plötzlich den Kopf.
"Wie wäre es mit einer kleinen Rundfahrt?" schlug er vor. "Am Hafen liegt eine Yacht vor Anker. Es gibt da eine Villa, die ich dir gern zeigen würde."
Janine lachte übermütig.
"Besitzt diese Villa einen großen Pool?" fragte sie.
"Oh ja."
"Ist sie sehr versteckt gelegen?"
"Du hast es erraten."
"Hat man von dort aus einen wunderbaren Blick aufs Meer?"
"Genau."
"Mit herrlichen Sonnenuntergängen?"
"Woher weißt du das?"
"Gibt es mehrere Schlafzimmer?"
Er nickte und nahm ihre Hand. "Aber wir werden nur eines davon benutzen."
"Das klingt zu schön, um wahr zu sein."
"Gut, dann lass uns gehen", sagte er. "Du hast doch nichts dagegen?"
"Im Gegenteil." Janine war so glücklich wie noch nie im Leben.
"Worauf warten wir dann noch?"
Anstelle einer Antwort gab sie ihm einen Kuss.
Als sie sich im schattigen Schlafzimmer der Villa liebten, war es, als ob ihre Körper einander ein Versprechen gäben. Das Versprechen, dass sie nie mehr voneinander getrennt sein würden. Dass sie dieses Glück immer teilen, dieses Paradies immer bewohnen würden.
Und erst als alles vorüber war und Janine noch in Nikos' Armen lag, erzählte sie ihm, was sie so lange bewegt hatte.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich deine schlechte Meinung über mich verletzt hat. Ich war so glücklich, nachdem wir uns getroffen hatten, ich hatte so große Hoffnungen für die Zukunft. Du wolltest mich mit nach Athen nehmen. Ich dachte, wir könnten dort alle gemeinsam leben. Und dann kam die hässliche Wahrheit heraus. Es hat mich einfach umgehauen."
Nikos blieb stumm. Er wusste, dass es ihr gut tat, sich alles von der Seele zu reden.
"Ich konnte es einfach nicht ertragen", fuhr sie fort. "Natürlich sagte mir mein Verstand, dass das Ganze nur ein großes Missverständnis war. Aber dass du mir wirklich zugetraut hast, ich würde Stephanos ausnutzen und seine Ehe zerstören, war furchtbar für mich."
Sie atmete tief durch. "Es gibt da etwas, was ich dir noch nie erzählt habe. Als meine Mutter starb, hinterließ sie mir ein wenig Geld. Du weißt ja, wie sie gelebt hat. Ihr ganzes Leben war eine einzige Party gewesen. Ich hatte mir geschworen, niemals so zu werden wie sie. Ich wollte unbedingt etwas Nützliches tun. Deshalb bin ich zu einer Agentur für Entwicklungshilfe gegangen und habe mich dort um einen Job beworben. Sie haben mich auch gleich genommen, und ich habe die letzten drei Jahre für sie gearbeitet. Manchmal war es hart, aber ich hatte immer das Gefühl, das Richtige zu tun. Doch die Arbeit in diesen Ländern war sehr schwer, und irgendwann wurde mir klar, dass ich eine Pause machen musste. Also kehrte ich zurück nach London. Am Flughafen lernte ich dann Stephanos kennen."
Sie schüttelte den Kopf. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das erschüttert hat. Irgendwie hatte ich längst akzeptiert, dass ich meinen Vater nie kennen lernen würde. Und dann stand er plötzlich vor mir und schloss mich sofort in sein Herz. Jetzt hat er mir so viel Geld vermacht, dass ich damit sogar die Agentur unterstützen kann, für die ich damals gearbeitet habe."
Sie machte eine Pause und sah Nikos zögernd an.
"Das Schlimmste war, dass ich mir geschworen hatte, mich nie im Leben in einen Mann zu verlieben, der so war wie die Männer meiner Mutter. Reich und gut aussehend. Dann kamst du, und ich konnte dir einfach nicht widerstehen. Als alles aufflog, hatte ich das Gefühl, als würde ich dafür bestraft, dass ich meinen eigenen Prinzipien untreu geworden war."
Sie schwieg kurz und fuhr dann fort: "Ich habe dich wirklich gehasst, Nikos. Ich hasste dich dafür, dass du mir solche Gemeinheiten zugetraut hast. Dass du gedacht hast, ich wäre eine Frau wie meine Mutter, die Männer einfach ausnutzt. Und ich hasste dich, weil ich mich in dich verliebt hatte und nichts dagegen tun konnte."
Nikos hatte ihr aufmerksam zugehört. Bestimmt fiel es ihr nicht leicht, ihm gegenüber so offen zu sein. Er bewunderte sie dafür umso mehr.
Janine hob den Kopf und sah ihn an.
"Jetzt ist doch alles wieder gut, nicht wahr?"
Er küsste sie zärtlich auf die Stirn.
"Ja, jetzt ist alles wieder gut. Wir wissen, dass wir uns lieben und dass nichts anderes zählt. Das ist die
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