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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ablehnte… ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich habe mich selbst dabei beobachtet, und ich hatte Angst…” Hilflos begann sie zu weinen.
Ich trat auf sie zu, nahm sie in den Arm und hielt sie an mich gepreßt, während ihr nasses Gesicht an meiner Schulter ruhte. Ich spürte ihre bebende Zartheit. Angesichts dieser Kraft waren wir alle hilflos geworden. Meine Gefühle hätten mich warnen sollen, aber ich war zu bestürzt, um die Mahnung zu registrieren. Ihr warmer Körper in meinen Armen hätte mich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls warnen müssen, aber ich ließ zu, daß sie sich an mich klammerte und schluchzte, bevor ich ihr nach ein paar Minuten sanft auf die Schulter klopfte, ihr die Tränen abwischte und mich umwandte, um Beltran aufzuhelfen. Steif stand er auf und rieb sich die Hüfte. Ich seufzte und sagte: „Ich weiß, was du fühlst, Beltran. Es war eine gefährliche Sache. Aber auch du hattest unrecht, indem du die Beherrschung verloren hast. Ein Matrix-Techniker muß jederzeit seine Gefühle unter Kontrolle haben - immer.” Trotz und Reue kämpften in seinem Gesicht. Er rang nach Worten. Ich hätte darauf warten müssen - schließlich war ich für den ganzen Zirkel verantwortlich -, aber mir ging es zu schlecht, und ich fühlte mich zu ausgelaugt, um es auch nur zu versuchen. Daher sagte ich nur kurz angebunden: „Sieh lieber nach, ob der Hubschrauber Schaden genommen hat.” „Weil er aus einer so germgen Höhe auf den Boden stürzte?” Jetzt klang seine Stimme verächtlich. Auch das machte mir Sorgen, doch ich war zu müde, um darauf zu achten. Ich sagte: „Wie du willst. Es ist deine Maschine. Wenn das bei deiner Anwesenheit im Zirkel herauskommt, werde ich verdammt noch mal dafür sorgen, daß du dich demnächst in einer Meile Entfernung aufhältst.” Und damit wandte ich ihm den Rücken zu.
Marjorie stützte sich auf Rate. Sie hatte aufgehört zu weinen, doch Augen und Nase waren noch gerötet. Sie sagte mit leiser, bebender Stimme: „Mir geht es wieder besser, Lew. Ehrlich.”
Ich bückte zu Boden. Jetzt lag der Schnee schon mehrere Zentimeter hoch. Innerhalb einer Matrix verliert man immer jegliches Zeitgefühl. Es schneite heftiger als zuvor, und der Himmel verdunkelte sich. Meine zitternden Hände warnten mich. Ich sagte: „Wir alle brauchen etwas zu essen und Ruhe. Lauf voraus, Rate, und sage den Dienern, daß sie uns eine Mahlzeit vorbereiten.”
Ich hörte ein vertrautes metallisches Dröhnen und sah auf. Der andere Hubschrauber kreiste über uns. Beltran ging auf ihn zu. Ich wollte ihm nachrufen, ihn herbefehlen - auch er war sicher ausgelaugt und brauchte Nahrung und Ruhe. Doch in diesem Moment war mein einziger Gedanke: Laß ihn doch zusammenbrechen. Es täte ihm gut, wenn er lernte, daß dies kein Spiel war. Wie ließen ihn zurück.
Auch hatte ich mich bei Kermiac zu entschuldigen. Es spielte keine Rolle, daß seine Einbeziehung gegen meinen Befehl geschehen war. Ich war für die Matrix verantwortlich. Ich hatte diesen Zirkel ausgebildet. Ich war für alles verantwortlich, was dort geschah. Für alles.
Alles! Aldones, Herr des Lichts … alles: Ruinen und Tod, eine Stadt in Flammen und Chaos, Marjorie …
Ich kämpfte mich aus diesem Mahlstrom von Elend und Schmerzen heraus und starrte den ruhigen Weg entlang, in den dunklen Himmel, den leise fallenden Schnee. Nichts davon war real. Ich hatte Halluzinationen. Gnädige Avarra! Wenn mich nach drei Jahren auf dem Arilinn eine Matrix zum Halluzinieren brachte, befand ich mich in Schwierigkeiten!
Kenniacs Diener hatten uns ein üppiges Mahl aufgetragen, wenn ich auch so hungrig war, daß ich ebensogern nur Brot und Milch verzehrt hätte. Während des Essens ließ die ungeheure Erschöpfung nach, doch ein vages, formloses Schuldgefühl blieb. Marione. Hatte sie die Flamme verbrannt? Ich wollte sie immer noch berühren und mich versichern, daß sie zugegen war, lebendig, unversehrt. Thyra aß, während ihr die Tränen über die Wangen rannen. Die Schwellung wurde dicker und dunkler, bis das Auge völlig zugedeckt war. Beltran kam nicht. Ich vermutete, er sei bei Kermiac. Es war mir völlig egal, wo er war. Marjorie schob schuldbewußt ihren dritten vollen Teller zur Seite und sagte: „Ich schäme mich, daß ich so gierig bin!”
Ich versuchte, sie zu beruhigen. Doch erst Kadarin gelang es. „Iß nur, Kind, iß. Deine Nerven sind erschöpft. Du brauchst die Energie. Rafe, was ist mit dir los, Kind?” Der Junge schob unruhig sein

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