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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Essen auf dem Teller hin und her. „Du hast noch nichts angerührt!” „Ich kann nicht, Bob. Ich habe Kopfschmerzen. Ich fürchte, mir wird schlecht.” Kadarin sah mich an. „Ich kümmere mich um ihn”, sagte er. „Ich weiß, was zu tun ist. In seinem Alter habe ich das auch mitgemacht.” Er nahm Rate auf den Arm und trug ihn wie ein kleines Kind aus dem Zimmer. Thyra stand auf und ging hinter ihnen her.
Allein mit Marjorie, sagte ich: „Auch du solltest dich nach alle dem ausruhen.”
Sie sagte mit sehr leiser Stimme: „Ich habe Angst, allein zu sein. Laß mich nicht allein, Lew.” Das wollte ich auch nicht, nicht, bis ich sicher war, daß es ihr gut ging. Eine Bewahrerin unterliegt bei der Ausbildung Belastungen, wie sie kein anderer Matrixmechaniker aushallen muß, und ich war immer noch für sie verantwortlich. Wenn auch emotionale Ausbrüche beim Kontaktieren einer großen Matrix nichts Ungewöhnliches waren, fielen jedoch angsterregende Szenen wie die zwischen Thyra und Beltran aus dem Rahmen. Glücklicherweise. Kein Wunder, daß uns allen im wahrsten Sinne des Wortes davon übel geworden war.
Ich hatte Marjories Zimmer noch nie zuvor gesehen. Es lag oben in einem kleinen Turm, sehr abgelegen und nur durch eine gewundene Treppe zu erreichen. Es war ein unregelmäßig geschnittener Raum mit breiten Fenstern. Bei klarer Sicht konnte man wahrscheinlich einen phantastischen Blick auf das Gebirge genießen. Jetzt wirkte alles grau, düster und traurig, denn der Schneesturm schlug heftig und heulend gegen die Scheiben. Marjorie glitt aus ihren Stiefeln, kniete sich neben das Fenster und sah hinaus. „Gut, daß wir rechtzeitig hineingegangen sind. Ich weiß, der Schnee kann so schnell über einen hereinbrechen, daß man hundert Meter vor der Tür noch den Weg verlieren kann. Lew, glaubst du, daß es Rafe wieder gutgehen wird?”
„Natürlich. Es ist einfach die Belastung, vielleicht auch ein Anflug von Schwellenkrankheit. Beltrans Tantrum hat nichts genützt, aber es wird nicht lange andauern.” Wenn ein Telepath einmal die volle Kontrolle über seine Matrix gewonnen hatte, und dazu muß er seine Nervenkanäle beherrschen gelernt haben, kam Schwellenkrankheit nicht mehr oft vor. Rafe fühlte sich wahrscheinlich miserabel, aber es würde nicht lange andauern.
Marjorie lehnte sich gegen das Fenster und preßte die Schläfe gegen die kalte Scheibe. „Ich habe Kopfschmerzen.”
„Dieser verdammte Beltran!” sagte ich mit einer Heftigkeit, die mich überraschte. „Es war Thyras Fehler, Lew. Nicht seiner.”
„Was Thyra getan hat, lag in ihrer Verantwortung, aber auch Beltran muß die Verantwortung dafür tragen, daß er die Kontrolle verlor.”
Meine Gedanken gingen zurück zu jenem sonderbaren Zwischenfall bei der Matrix - ich hatte keine Ahnung, ob er einige Sekunden oder ein paar Stunden gedauert hatte - als ich die Gegenwart meines Vaters spürte. Ich fragte mich, ob man auf einem der Türme, ob auf Hali, Arilinn oder Neskaya, die Belebung dieser enormen Matrix gespürt hatte. Mein Vater war ein ungewöhnlicher Telepath. Er hatte auf Arilinn unter einer der letzten Bewahrerinnen der alten Schule gedient. Er mußte das Erwachen von Sharra gefühlt haben.
Wußte er, was wir taten?
Als würde Marjorie meinen Gedanken folgen, sagte sie: „Lew, was ist dein Vater für ein Mensch? Mein Pate hat immer gut von ihm geredet.”
„Ich möchte nicht über meinen Vater reden, Marjorie.” Doch meine Barrieren waren durchbrochen, und jener wütende Teil kehrte zurück mit all der alten Bitterkeit. Er war gewillt gewesen, mich zu töten, um seinen Willen durchzusetzen. An mich dachte er nicht mehr als an…
Marjorie sagte leise: „Du bist im Unrecht, Lew. Dein Vater liebte dich. Er liebt dich auch jetzt. Nein, ich lese nicht deine Gedanken. Du hast sie … übertragen. Aber du bist ein liebevoller Mensch, eine sanfte Persönlichkeit. Und weil du so bist, mußt du auch geliebt worden sein. Sehr sogar.”
Ich senkte den Kopf. Gewiß, gewiß, in all den Jahren hatte ich mich seiner Liebe sicher gefühlt. Er hätte niemals mit einer Lüge leben können. Nicht mir gegenüber. Wir waren immer offen zueinander gewesen. Doch irgendwie machte das alles schlimmer. Er liebte mich und benutzte mich so skrupellos…
Sie flüsterte: „Ich kenne dich, Lew. Du hättest es nicht ertragen können - oder wärest du lieber ohne Laran gewesen? Ohne das volle Potential deiner Gabe? Er wußte, daß dein Leben ohne das nichts wert

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