Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
gewesen wäre für dich. Blind, taub, verkrüppelt… daher ließ er dich das Risiko eingehen. Um das zu werden, was du bist.”
Blind vor Schmerz, legte ich den Kopf auf ihre Knie. Sie hatte mir etwas zurückgegeben, wovon ich nicht wußte, daß ich es überhaupt verloren hatte. Sie hatte mir die Sicherheit der Liebe meines Vaters zurückgegeben. Ich konnte nicht aufblicken, wollte nicht, daß sie mein verzerrtes Gesicht ansah, und merkte, daß ich weinte wie ein Kind. Sie wußte es sowieso. Ich glaube, dies war meine Art, ein Tantrum zu geben. Thyra widersetzte sich Befehlen. Rate bekam die Schwellenkrankheit. Kadarin und Beltran gingen aufeinander los… und ich begann wie ein Kind zu weinen…
Nach einer Weile nahm ich ihre Hand und küßte die zarten Finger. Sie sah zerquält und erschöpft aus. Ich sagte: „Du mußt dich auch ausruhen, Liebling.” Ich hegte tiefen Stolz darauf, wie sie die Kontrolle ergriffen hatte. Sie lehnte sich zurück in die Kissen. Ich beugte mich nieder, wie ich es auch auf dem Arilinn getan hätte, und ließ meine Hand sanft über ihren Körper gleiten. Ich berührte sie dabei natürlich nicht, sondern spürte nur die Energieströme auf und suchte die Nervenzentren. Sie legte sich ruhig lächelnd zurück, lächelte über die Berührung, die eigentlich keine war. Ich spürte, daß sie immer noch ausgelaugt war, ohne Energie, doch es würde nicht lange anhalten. Die Kanäle waren frei. Ich war froh, daß sie den anstrengenden Anfang so gut und ohne Schaden zu nehmen überstanden hatte.
In jenem Moment fühlte ich mich nicht sehr eingeengt, denn sie war für mich ein Tabu. Ich spürte entfernt ihre Gedanken, doch es lag keine sexuelle Begierde darin. Es war einfach ein intensives und überwältigendes Gefühl der Liebe, wie ich es noch niemals irgend jemandem gegenüber empfunden hatte. Ich brauchte es nicht auszusprechen. Ich wußte, daß es ihr ebenso erging.
Wenn ich Marjories Gedanken nicht erreicht hätte, wäre ich vor Begierde wahnsinnig geworden und hätte mit jeder Nervenfaser nach ihr verlangt. Aber wir teilten dies, und es reichte aus. Es reichte fast, und der Rest lag sicher vor uns.
Ich wußte die Antwort, doch ich wollte die Worte auch aussprechen.
„Wirst du mich heiraten, wenn das alles vorbei ist, Marjorie?”
Mit einer Schlichtheit, die mir das Herz anrührte, sagte sie: „Ich will. Aber werden die Comyn es dir erlauben?”
„Ich werde sie nicht fragen. Dann werden die Comyn schon gelernt haben, daß sie nicht befugt sind, sich in das Leben anderer einzumischen.”
„Ich möchte dir keine Probleme bereiten, Lew. Mir bedeutet die Heirat nicht soviel.” „Aber mir”, entgegnete ich heftig. „Glaubst du, ich will, daß unsere Kinder Bastarde werden? Ich will sie als meine Erben auf Armida sehen, und zwar ohne die Kämpfe, die mein Vater für mich ausfechten mußte.”
Ihr Lachen war anbetungswürdig. Schnell wurde sie wieder ernst. „Lew, Lew, ich lache nicht über dich, Liebling. Es macht mich nur sehr glücklich, daß es dir soviel bedeutet… daß du mich nicht einfach nur begehrst, sondern auch schon an alles spätere denkst, an unsere Kinder, unsere Enkel, eine Familie, die bis in die Zukunft reicht. Ja, Lew, ich möchte Kinder von dir haben. Es tut mir leid, daß wir so lange darauf warten müssen. Ja, ich werde dich heiraten, wenn du es so willst, mit Zustimmung der Comyn oder irgendwie anders, so wie du es willst.” Einen Moment lang preßte sie ihre Lippen, leicht wie der Hauch einer Feder, auf meine Hand.
Mein Herz quoll fast über. Ich hatte schon früher Verlangen nach Frauen verspürt, doch noch niemals mit ganzem Herzen. Es ging über einfaches Verlangen weit hinaus, reichte in die Zukunft, unser beider Leben… Für einen Augenblick sprang die Zeit wieder aus den Angeln. … Ich kniete neben dem Bettchen eines kleinen Mädchens, fünf oder sechs Jahre alt, ein Kind mit großen Augen, die von langen Wimpern gerahmt waren, wie die Marjories … Ich verspürte ein sonderbares Gefühl, des Erstaunens, dann Schmerz in meiner rechten Hand, Entsetzen, von Qual davongetragen…
„Was ist los, Lew?” flüsterte Marjorie.
„Ein Stück Vorahnung”, sagte ich und kehrte wieder in die Gegenwart zurück. Ich war sonderbar erschüttert. „Ich habe… ein kleines Mädchen gesehen. Mit deinen Augen.” Aber warum hatte ich mich so erstaunt, so gelähmt gefühlt? Ich versuchte, es noch einmal zu erblicken, doch da diese Blitze aus der Zukunft spontan kommen,

Weitere Kostenlose Bücher