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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Selbst wenn ich tun wollte, um was du mich bittest, Lew - und dessen bin ich nicht sicher - wäre ich nicht frei, es zu tun.”
„Was meinst du?”
Danilos Gesicht sah ungerührt aus, doch ich spürte das Gefühl hinter seinen Worten. „Regis Hastur hat mich auf Syrtis besucht”, begann er. „Er wußte nicht, wie oder warum, aber er wußte, daß mir Unrecht geschehen war. Er hat geschworen, es wiedergutzumachen.” „Wir sind dabei, vieles wiedergutzumachen, Dani. Nicht nur dein Unrecht.”
„Vielleicht”, sagte er. „Aber wir haben beide einen Eid geschworen, und ich habe ihm mein Schwert und meinen Dienst angetragen, Ich bin sein Waffenbruder, Lew. Wenn du also meine Hilfe willst, mußt du um seine Zustimmung nachsuchen. Wenn mein Lord mir die Erlaubnis gibt, stehe ich euch zur Verfügung. Andernfalls bin ich sein Mann. Ich habe es geschworen.” Ich blickte in das ernste junge Gesicht und wußte, daß ich darauf nichts entgegnen konnte. Ich verspürte eine unbegründete Wut gegenüber Regis, weil er mich hier so aus dem Spiel gebracht hatte. Einen Moment lang kämpfte ich gegen eine starke Versuchung. Ich könnte ihn zwingen, meinen Gesichtspunkt einzunehmen …
Mit Entsetzen und Scham über meine Gedanken zuckte ich zusammen. Der erste Schwur auf dem Arilinn war gewesen: Zwinge niemals, niemals deinen Willen oder dein Bewußtsein einem anderen auf, nicht einmal zu seinem eigenen Besten. Ich konnte versuchen zu überzeugen. Ich konnte bitten. Ich konnte Argumente anführen, Emotionen, Logik, Rhetorik anwenden. Ich konnte auch Regis aufsuchen und ihn um seine Zustimmung bitten. Auch er hatte Gründe, Abscheu gegen die Korruption der Comyn zu empfinden und sich abzuwenden. Aber weiter konnte ich nicht gehen. Ich konnte es nicht. Mir wurde übel, weil ich überhaupt daran gedacht hatte.
„Ich könnte wirklich Regis um deine Hilfe bitten, Dani”, sagte ich ruhig. „Er ist ebenfalls mein Freund. Aber ich werde dich niemals zwingen. Ich bin nicht Dyan Ardais!” Das lockte ein kleines Lächeln aus ihm heraus. „Dafür habe ich dich auch nie gehalten, Lew. Und wenn es mein Herr mir erlaubt, werde ich ihm und dir vertrauen. Doch bis zu diesem Zeitpunkt, Dom Lewis” - er redete mich sehr förmlich mit meinem Titel an, obwohl wir auch zuvor den vertrauteren Familiennamen und das Du benutzt hatten - „erlaubt mir, zu meinem Vater zurückzukehren.”
Ich machte eine Handbewegung zu den Fenstern, vor denen der Schneesturm peitschte, der kleine Hagelstückchen den Kamin hinabschickte. „In diesem Wetter, Junge? Laß mich dir wenigstens die Gastfreundschaft meiner Verwandten anbieten, bis das Wetter besser ist. Dann wird man dir eine angemessene Eskorte und Begleitung geben, die dich aus diesen Bergen hinausführt. Du kannst nicht von mir erwarten, daß ich dich mitten im Winter und in der Nacht in die Berge schicke, wo du dich wahrscheinlich im Sturm verirren würdest.” Ich rief den Diener wieder herein und wies ihn an, in der Nähe meiner Zimmer eine angemessene Unterkunft für meinen Gast vorzubereiten. Bevor Danilo zu Bett ging, umarmte ich ihn wie einen Verwandten. Er gab die Umarmung mit einer kindlichen Freundlichkeit zurück, die mich erleichterte.
Aber ich machte mir immer noch schwere Sorgen. Verdammt, mit Beltran mußte ich noch ein Wörtchen reden, bevor ich schlafen ging!
    17
    Regis ritt langsam mit gesenktem Kopf gegen den schneidenden Wind. Er wußte, falls er jemals wieder aus diesen Bergen hinausgelangte, würde ihm kein Ort auf Darkover wieder als kalt erscheinen können.
Vor einigen Tagen hatte er in einem Bergdorf haltgemacht und sein Pferd gegen eines der kräftigen Bergponies eingetauscht. Die Notwendigkeit hierzu machte ihn verzweifelt und bekümmert. Die schwarze Stute war ein Geschenk Kennards gewesen, und er hatte sie geliebt. Doch das Pony erregte weniger Aufmerksamkeit und war auf den furchterregenden Pässen sicherer. Die arme Melisande wäre gewiß in der Kälte gestorben oder hätte sich auf den steilen Pfaden den Fuß gebrochen.
Die Reise hatte angefangen wie ein langer Alptraum: steile, Unvertraute Wege, ungeheure Kälte und die Nächte in verlassenen Scheunen, Schäferkarren oder, lediglich in Umhang und Decke eingehüllt, an einen Felsen gelehnt oder an das Pferd geschmiegt. Allgemein versuchte er, nicht gesehen zu werden, doch alle paar Tage war er in ein Dorf geritten, um Nahrung für sich und das Pferd zu erstehen. Er erweckte nur geringe Neugier. Regis merkte, das Leben

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