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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Wanderung durch dichte Wälder, während sonderbare Fremde sie mit roten Augen aus den Bäumen anstarrten. Wieder kämpfte er mit dem Messer auf einem schmalen Grat. Die zerlumpten rothaarigen Fremden warfen sich auf ihn und versuchten, ihn hinabzustoßen. Er saß im Ratssaal und hörte die Terraner streiten, in der Wachhalle von Schloß Comyn sah und hörte er, wie Danilos Schwert mit dem entsetzlichen Ton zerspringenden Glases zerbrach. Er blickte mit einem Gefühl tragischen Schmerzes auf zwei kleine Kinder, die Seite an Seite bleich in ihren Särgen lagen, gestorben durch Verrat, so jung, so jung, und wußte, daß es seine eigenen waren. Wieder stand er in der Waffenkammer, taub und vor Scham wie gelähmt, während Dyans Hände über seinen nackten, geschundenen Körper glitten, und dann standen er und Danilo neben dem Springbrunnen auf der Plaza von Thendara, nur war Danilo nun größer und trug einen Bart. Sie tranken aus hölzernen Krügen und lachten, während aus den Fenstern über ihnen Mädchen bunte Blumengirlanden auf sie herabwarfen.
Nach einer Weile begann er, diese unzusammenhängenden Eindrücke kritischer zu filtern. Er sah Lew und Danilo neben einem Kaminfeuer in einem Raum stehen, dessen Boden ein Mosaik mit weißen Vögeln zeigte, und ernsthaft miteinander reden, und er fühlte sich wahnsinnig eifersüchtig. Dann schien ihm, als riefe Kennard seinen Namen durch den grauen, verschwommenen Raum, und er sah ihn in weiter Feme undeutlich vorübertreiben. Kennard war nicht lahm, sondern jung und aufrecht, und er lächelte so, wie Regis ihn kaum einmal lächeln gesehen hatte. Er rief ihn mit zunehmender Dringlichkeit: „Regis, Regis, wo bist du?
    Versteck dich nicht vor mir! Wir müssen dich finden!” Regis interpretierte es so, daß er ohne Erlaubnis die Wache verlassen hatte und der Kommandeur ihn zurückhaben wollte, um ihn zu bestrafen. Er wußte, daß er sich in den grauen Sphären unsichtbar machen konnte, und das tat er auch; er rannte so schnell er konnte über eine graue, gestaltlose Ebene, wenn er sich auch zu diesem Zeitpunkt voll bewußt war, daß er halb besinnungslos in einer verlassenen Scheune lag. Und dann sah er in dem grauen Raum Dyan, aber Dyan als Jungen in seinem Alter. Irgendwie gewann er die Überzeugung, daß jeder Mensch in dieser grauen Welt, wo es keine Körper gab, sondern nur Gedanken, so erschien, wie er sich selbst sah - daher wirkte auch Kennard so jung und frisch. Dyan sagte: Ich. kann ihn nicht finden. Er ist nirgends in der Oberwelt, und Regis merkte, wie er innerlich lachte und sagte: Ich bin hier, aber ich lasse mich hier nicht von euch erwischen. Dann standen Kennard und Dyan dicht nebeneinander und hielten sich bei den Händen, und er wußte, daß sie ihn gemeinsam suchten. Ihre Gesichter und ihre Gestalten verschwanden. Es gab nur noch graue Augen in dem Grau, die ihn suchten, suchten. Er wußte, er mußte die graue Welt verlassen, sonst würden sie ihn finden. Wohin konnte er gehen? Er wollte nicht zurück! In der Ferne konnte er Danilo sehen. Dann waren sie beide wieder in der Baracke - in jener Nacht! -, und er beugte sich über den Freund und berührte ihn mit schmerzhafter Sorge. Und dann das schreckliche, leidenschaftliche Flüstern, der Schock, viel stärker geistig als körperlich, als Dani ihn fortstieß:
Komm mir noch einmal zu nahe, du schmieriger Ombredin, und ich breche dir den Hals… Aber ich hatte doch nur versucht, ihm nahe zu sein, ihm zu helfen. Oder? Oder? Und unter stoßweisem Keuchen setzte sich Regis auf, war schließlich wieder bei vollem Bewußtsein und starrte in das schwache Licht, das durch das löcherige Dach über ihm in die Scheune drang. Er zitterte an allen Gliedern, und sein Körper schmerzte, als sei er geschlagen worden. Er war voll bei Sinnen, und seine Gedanken waren klar. Auf der anderen Seite der Scheune stampfte das Pony unruhig mit den Hufen. Regis stand auf und fragte sich, wie lange er wohl dort gelegen habe.
Viel zu lange. Das Pony hatte jedes bißchen Futter aufgefressen und schnupperte über den Boden, so weit es reichen konnte.
Regis ging zur Tür und stieß sie auf. Es hatte schon lange aufgehört zu schneien. Die Sonne war hervorgekommen, und vom Dach rannen kleine Bäche geschmolzenen Schnees. Regis wurde sich eines rasenden Durstes bewußt, doch wie alle Menschen, die mit Pferden aufgewachsen sind, dachte er zuerst an das Tier. Er führte das Pony zur Tür und ließ es frei. Nach einem Moment trollte es sich

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