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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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seinen Hunger stillte. Ich fragte mich, ob sie ihm seit seiner Gefangennahme überhaupt schon etwas zu essen gegeben hatten. Nein, Jungen in diesem Alter sind immer hungrig, das war alles.
Während er aß, machte ich mir Sorgen, was Marjorie wohl denken würde, wenn sie allein erwachte. Ging es Rafe wirklich gut, oder sollte ich mich lieber vergewissem? Hatte Kermiac durch Thyras Voreiligkeit ernsthaften Schaden erlitten? Ich war mit Beltrans Reaktion nicht einverstanden, doch ich wußte, warum er sich dazu herausgefordert gefühlt hatte. Wir brauchten jemanden wie Danilo so dringend, daß ich Angst bekam.
Ich goß Dani ein Glas Wein ein, als er zu Ende gegessen hatte. Er nippte nur aus Höflichkeit daran, doch immerhin war er nun gewillt, höflich zu sein. Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas und stellte es ab.
„Danilo, du weißt, daß du Laran hast. Du hast aber auch eine der seltensten und kostbarsten Comyn-Gaben, eine, die wir für ausgestorben gehalten haben. Wenn der Rat der Comyn das herausfindet, werden sie bereitwilligst alles unternehmen, um dich für diese dumme und grausame Geschichte, die Dyan dir angetan hat, zu entschädigen. Sie werden dir alles geben, was du nur willst, auch einen Sitz im Rat, wenn es das ist, was du willst, oder eine Heirat mit jemandem wie Linnell Aillard - du nennst deine Wünsche und wirst sie aller Wahrscheinlichkeit nach erfüllt bekommen. Du warst bei dieser Ratssitzung mit den Terranern dabei. Bist du an Macht interessiert? Wenn dem so ist, werden sie bei dir Schlange stehen, um sie dir anzubieten. Ist es das, was du willst?”
„Ich weiß es nicht”, antwortete er, „ich habe noch nie darüber nachgedacht. Ich denke, wenn ich bei den Kadetten geblieben wäre, wäre ich anschließend ruhig nach Hause zurückgekehrt und hätte mich um meinen Vater gekümmert, solange er noch lebt.” „Und dann?”
„Auch darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich glaube, ich habe gemeint, wenn diese Zeit käme, wäre ich erwachsen und wüßte, was ich wollte.”
Ich lächelte schief. Ja, mit fünfzehn oder so hatte ich auch geglaubt, wenn man zwanzig wäre, würde sich das Leben von selbst in die richtigen Bahnen lenken.
„Aber so geht es nicht, wenn man Laran hat”, sagte ich, „Unter anderem mußt du ausgebildet werden. Ein nicht ausgebildeter Telepath stellt für sich selbst eine Bedrohung dar, ebenso wie für jeden in seiner Umgebung.”
Er zog eine angeekelte Grimasse. „Ich wollte aber nie Matrixtechniker werden.” „Vielleicht nicht”, entgegnete ich, „dazu ist auch ein bestimmtes Temperament nötig.” Ich konnte mir Danilo nicht in einem Turm vorstellen. Ich dagegen hatte mir niemals etwas anderes ausmalen können. Ich wollte es immer noch. „Doch du mußt trotzdem lernen, dich und deine Gabe zu kontrollieren. Zu viele der unausgebildeten Telepathen enden im Wahnsinn.”
„Aber ob ich nun am Rat der Comyn interessiert bin oder nicht, welche Wahl bleibt mir schließlich denn? Liegt das Training nicht ausschließlich in den Händen der Comyn und der Türme? Und sie können mich so ausbilden, daß ich tue, was immer ihnen beliebt.” „Das triff auf die Domänen zu”, gab ich zurück. „Dort ziehen sie alle Telepathen in ihren Dienst. Aber du hast noch eine andere Möglichkeit.” Ich begann, ihm von Beltrans Plänen und ein wenig über die begonnene Arbeit zu erzählen.
Er lauschte ohne ein Wort, und als ich geendet hatte, sagte er:
„Mir scheint, ich habe die Wahl, eine Bestechung für die Benutzung meines Laran entweder von den Comyn anzunehmen - oder von den Aldaranern.”
„So würde ich es nicht nennen. Wir bitten dich, aus freien Stücken hier mitzumachen. Wenn wir erreichen, was wir wollen, werden die Comyn nicht mehr die Macht besitzen, allen Telepathen den Dienst abzuverlangen oder sie dem Wahnsinn zu überlassen. Und jenem Machthunger, der dich den Händen Dyans auslieferte, würde ein Ende gesetzt.” Er dachte nach und nahm hin und wieder einen Schluck Wein, wobei er ein kindlich schiefes Gesicht zog. Dann sagte er: „Mir scheint, so etwas passiert Leuten wie mir ständig. Irgend jemand versucht immer, uns wegen unserer Gabe zu bestechen, und zwar für seine Ziele, nicht für die unsrigen.” Es klang entsetzlich jung, entsetzlich bitter.
„Nein, einige von uns haben nun die Wahl. Wenn wir erst einmal legitimer Teil des terranischen Imperiums sind …”
„Dann werden vermutlich die Terraner einen Weg finden, uns zu benutzen”, sagte Danilo.

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