Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
hier im Gebirge war so hart, daß die Menschen keine Zeit hatten, Reisenden Aufmerksamkeit zu schenken.
Hin und wieder, wenn er fürchtete, den Weg verloren zu haben, zog er die Matrix hervor und versuchte mit wütender Konzentration seine Sinne auf Danilo zu richten. Die Matrix reagierte wie eines der terranischen Instrumente, von denen ihm Kennard einst erzählt hatte. Sie zog ihn stetig wie an einem unsichtbaren Faden auf Aldaran und Danilo zu.
Inzwischen war er vor Furcht fast wie gelähmt, und nur seine Entschlossenheit und die Erinnerung an das Versprechen gegenüber Danilos Vater hielten ihn aufrecht. Doch es passierte immer wieder, daß er in dunklen Träumen befangen weiterritt, ohne Wahrnehmung Danilos und ohne zu wissen, aufweicher Straße er gerade ritt. In seinem Kopf wirbelten Bilder umher, die die Eindrücke und Gedanken aus den Dörfern, die er passierte, in sich aufzusaugen schienen. Der Gedanke, wieder in die Matrix zu blicken, erfüllte ihn mit schleichender Übelkeit, so daß er sich nicht dazu bringen konnte, sie hervorzuziehen. Schwellenkrankheit. Javanne hatte ihn gewarnt. In den letzten Dörfern hatte er einfach nach dem Weg nach Aldaran gefragt.
Den ganzen Morgen war er einen langen Hang hinaufgeritten, wo vor ein paar Jahren Waldbrände gewütet hatten. Meilenweit sah er nur verkohltes und zerstörtes Land, aufragende Baumstümpfe, unheimlich und ohne Grün, aufgewühltes Ödland. In dem hypersensitiven Zustand, in dem er sich befand, rief der Geruch verbrannten Holzes, von Asche und Ruß, die das Pony bei jedem Schritt aufwirbelte, seine Gedanken zurück zu jenem letzten Sommer auf Armida und seinem ersten Einsatz bei der Feuerbekämpfung, zu jener Nacht, als die Feuerlinie so dicht an Armida herangerückt war, daß die Nebengebäude abbrannten. An jenem Abend hatten Lew und er aus der gleichen Schüssel gegessen, denn die Vorräte wurden knapp. Als sie sich niederlegten, waren sie umgeben von dem Gestank von Asche und verbranntem Holz. Regis hatte es selbst im Schlaf gerochen, so wie er es auch jetzt roch. Gegen Mitternacht weckte ihn etwas, und er hatte gesehen, wie Lew aufrecht im Bett saß und auf den roten Schimmer des Feuers starrte.
Und Regis hatte gemerkt, daß Lew Angst hatte. Er versuchte, Lews Gedanken zu erreichen, und hatte sie gefühlt, seine Angst, den Schmerz seiner Verbrennungen, alles. Er konnte es spüren wie seine eigenen Empfindungen. Und Lews Furcht schmerzte Regis so sehr, daß er es nicht aushalten konnte. Er hätte alles getan, um Lew zu trösten, seine Gedanken von Furcht und Schmerz zu befreien. Es war zuviel. Regis konnte sich dem nicht verschließen, konnte es nicht aushalten.
Aber er hatte es vergessen. Er hatte sich zum Vergessen gezwungen. Er hatte die Erinnerung daran verdrängt, bis er gegen Ende dieses Jahres in Nevarsin auf Laran geprüft worden war. Da hatte er sich nicht einmal an das Feuer erinnert.
Und deshalb, merkte er nun, war Lew so überrascht gewesen, als Regis ihm erzählte, er habe kein Laran…
Das Bergpony stolperte und stürzte. Regis machte sich zitternd, doch unverletzt wieder auf die Beine, nahm das Tier beim Zügel und zwang es sanft wieder zum Stehen. Seine Hand fuhr an den Beinen des Pferdes entlang. Knochen waren nicht gebrochen, doch das Pony zuckte zusammen, als Regis die rechte Hinterkuppe berührte. Es lahmte, und Regis wußte, daß es sein Gewicht eine Zeitlang nicht würde tragen können. Er führte es am Zügel, als sie den Paß überquerten. Der Weg nach unten war noch steiler, der Boden schwarz und tief, wo die kürzlichen Regenfälle die Überreste von Asche und Holz aufgeweicht hatten. Der Gestank wurde immer schlimmer, rief erneut die Erinnerungen an frühere Feuer und die gemeinsame Angst wach. Er fragte sich immer wieder, warum er es vergessen hatte, warum er sich zum Vergessen gezwungen hatte.
Die Sonne war hinter dichten Wolken verborgen. Stetig, wenn auch nicht dicht, trieben Schneeflocken durch die Luft, als er ins Tal hinabstieg. Regis dachte, es müsse ungefähr Mittag sein. Er war ein wenig hungrig, doch nicht genug, um Rast zu machen und in seinem Bündel nach etwas Eßbarem zu suchen.
Er hatte in der letzten Zeit nicht viel gegessen. Die Dorfbewohner waren freundlich zu ihm gewesen, hatten oft die Bezahlung des Essens verweigert, Essen, das ihm schmeckte, wenn es auch unvertraut war. Oft befand er sich nahe an einer Übelkeit und wollte diesen Reflex durch Kauen und Schlucken nicht wieder herbeiführen. Hunger

Weitere Kostenlose Bücher