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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Abstand.
„Regis, hör mir zu”, sagte ich ruhig. „Wenn es dir nützt - das Laran ist da. Du hast das Potential, was zumindest bedeutet, daß deine Kinder es haben werden.” Ich zögerte, weil ich ihn nicht noch mehr verletzen wollte, indem ich ihm sagte, daß er sich die Barriere selbst zugefügt habe. Warum sollte ich ihm weh tun?
Ich sagte: „Ich habe mein Bestes getan, Bredu. Aber ich konnte es nicht erreichen. Die Barrieren waren zu stark. Bredu, sieh mich nicht so an”, flehte ich ihn an. „Ich kann es nicht ertragen, wenn du mich so ansiehst.”
Seine Stimme war kaum vernehmbar. „Ich weiß. Du tatest dein Bestes.”
Hatte ich das wirklich? Zweifel überfielen mich. Ich fühlte mich übel durch die Intensität seines Elends. Ich versuchte, wieder seine Hand zu ergreifen, zwang mich, seinen Schmerz im Kopf mitzufühlen, nicht vor ihm zurückzuweichen. Doch er entzog sich mir, und ich ließ ihn los.
„Regis, hör mir zu. Es spielt keine Rolle. Vielleicht war es zu Zeiten der Bewahrerinnen eine schreckliche Tragödie für einen Hastur, wenn er kein Laran hatte. Aber die Welt verändert sich. Die Comyn verändern sich auch. Du wirst woanders Stärke finden.”
Ich spürte beim Aussprechen die Nutzlosigkeit meiner Worte. Wie war es bloß, ohne Laran? War es wie ohne Augenlicht, ohne hören zu können…? Doch wenn man es nie gekannt hat, konnte man doch nicht unter dem Mangel leiden!
„Regis, du hast so viele andere Dinge zu bieten. Deiner Familie, der Domäne, der Welt. Und deine Kinder werden es erben…” Wieder nahm ich seine Hände und versuchte ihn zu trösten, doch er zuckte zurück.
„Zandrus Hölle, hör auf!” sagte er und wand seine Hände aus der meinen. Er nahm seinen Umhang, der auf dem Steinsitz lag und lief aus dem Raum.
Ich stand wie erstarrt unter dem Schock über seine Heftigkeit und rannte dann entsetzt hinter ihm her. Himmel! Er stand unter Drogen, ihm war übel und ihm war verzweifelt zumute. Er durfte doch nicht einfach so wegrennen! Man mußte auf ihn aufpassen, sich um ihn kümmern, ihn trösten, doch ich kam zu spät. Als ich zu der Treppe kam, war er bereits in den labyrinthischen Fluren jenes Flügels verschwunden, und ich hatte ihn aus den Augen verloren. Stundenlang rief ich nach ihm und suchte ihn, bis mir vor Erschöpfung schwindlig wurde, denn auch ich hatte tagelang im Sattel gesessen. Schließlich gab ich auf und ging zurück in mein Zimmer. Ich konnte nicht die ganze Nacht durch Schloß Comyn rasen und seinen Namen rufen! Ich konnte mir auch nicht Einlaß in die Suite des Regenten erzwingen und fragen, ob er dort sei. Es gab Grenzen für Kennard Altons Bastard. Vermutlich hatte ich sie bereits überschritten. Ich konnte nur verzweifelt hoffen, daß ihn das Kirian schläfrig machen würde oder daß er vor Erschöpfung zusammensänke und zurückkäme, um sich auszuruhen oder sich in die Hastur-Räume begäbe, um dort zu schlafen.
Ich wartete stundenlang und sah die Sonne blutrot in den Nebeln über dem terranischen Raumhafen aufgehen, bevor ich steif und kalt auf der Steinbank vor dem Feuer einschlief. Doch Regis kam nicht zurück.
    3
    Regis rannte benommen und verwirrt durch die Flure. Kleine Lichtpunkte blitzten immer noch auf seiner Netzhaut auf, und die innere Übelkeit schüttelte ihn. Nur ein Gedanke zerrte an ihm:
Versager. Ich bin ein Versager. Selbst Lew, der im Turm ausgebildet wurde und fähig ist, konnte mir nicht helfen. Es ist einfach nichts da. Als er das mit dem Potential sagte, wollte er mich besänftigen, als wolle er ein Kind trösten.
Schloß Comyn war ein Labyrinth, und Regis war seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Über kurzem hatte er sich nach dem ersten wilden Drang, dem Ort seiner Demütigung zu entfliehen, tatsächlich verlaufen. Seine durch das Kirian getrübten Sinne erinnerten sich vage an steinerne Sackgassen, tote Ecken, Bogengänge, endlose Treppen, die er Stunden um Stunden auf und ab lief, über die er stolperte und manchmal hinfiel, Höfe, durch die Wind heulte und Regen prasselte. Bis zum Ende seines Lebens hatte er einen Eindruck von Schloß Comyn, den er beliebig zurückrufen konnte, um seine richtige Erinnerung daran zu überdecken: eine riesige Steinfalle, durch die er Jahrhunderte lang allein wandelte, ohne je einer menschlichen Gestalt zu begegnen. Einmal hörte er, wie Lew seinen Namen rief, und er drückte sich in eine Nische und verbarg sich für ein paar tausend Jahre, bis lange Zeit später das Rufen aufhörte.
Nach

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