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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sperrstundenbestimmungen sind überall angeschlagen. Wenn du nicht lesen kannst, schlage ich vor, du läßt sie dir von jemandem vorlesen.”
Regis gab zurück: „Ich erkenne kein Gesetz an als das der Kinder von Hastur.” Ein merkwürdiger Ausdruck überzog das Gesicht Lawtons. Regis dachte einen Moment lang, er würde ihn auslachen, doch Miene und Stimme verrieten nichts davon. „Eine lobenswerte Sache, Sir, doch hier nicht sonderlich passend. Die Hasturs selbst haben diese Begrenzungen aufgestellt und anerkannt und helfen uns dabei, dieses Gesetz zu achten. Weigert Ihr Euch, die Autorität des Rates der Comyn anzuerkennen? Wer seid Ihr, daß Ihr Euch weigert?” Regis reckte sich zu voller Höhe empor. Er wußte, daß er zwischen den riesigen Raumhafenpolizisten immer noch schmächtig
wie ein Kind wirkte. „Ich bin Regis-Rafael Felix Alar Hastur y Elhalyn”, sagte er stolz.
In Lawtons Augen spiegelte sich Erstaunen. „Aber was, im Namen aller Eurer Götter, streunt Ihr dann allein zu dieser Stunde hier umher? Wo ist Eure Leibwache? Ja, Ihr seht wie ein Hastur aus”, sagte er, als er ein Interkom zu sich heranzog und dringlich in terranischem Standard hineinsprach. Regis hatte es in Nevarsin gelernt. „Sind die Älteren der Comyn schon fort?” Er lauschte einen Moment und wandte sich dann wieder Regis zu. „Ein Dutzend Eurer Verwandten sind vor etwa einer halben Stunde hier fortgegangen. Hattet Ihr eine Botschaft für sie? Wenn dem so ist, kommt Ihr zu spät.”
„Nein”, gab Regis zu. „Ich bin allein gekommen. Ich wollte einfach mal zusehen, wenn ein Raumschiff abhebt.” Hier, in diesem Büro, klang es wie ein kindischer Wunsch. Lawton sah erstaunt aus.
„Aber das kann man leicht arrangieren. Wenn Ihr vor ein paar Tagen eine formelle Bitte eingereicht hättet, hätten wir gern für jeden Eurer Verwandten eine Besichtigungstour vorbereitet. So kurzfristig wie jetzt gibt es nicht viel zu sehen, doch in ein paar Minuten geht ein Frachttransport nach Wega ab. Ich nehme Euch mit auf eine der Besucherplattformen. Kann ich Euch in der Zwischenzeit einen Kaffee anbieten?” Er zögerte, doch dann sagte er: „Ihr seid nicht Lord Hastur, das ist sicher Euer Vater.”
„Großvater. Meine korrekte Anrede ist Lord Regis.”
Er nahm das angebotene terranische Getränk an und fand es bitter, doch recht angenehm. Dan Lawton führte ihn zu einem hohen Schacht, in dem sie mit beunruhigender Geschwindigkeit nach oben sausten und auf eine glasumschlossene Besucherterrasse gelangten. Unter ihnen lag ein riesiges Frachtschiff, bereit zum Abheben. Die Tankleitungen waren beiseite gezogen, das Gerüst und die Landeplattform wurden wie Spielzeuge fortgezogen. Alles lief schnell und geübt ab. Wieder hörte Regis jenen Wasserfall, der zu einem Tosen, einem Kreischen anschwoll. Langsam erhob sich das große Schiff, dann schneller und schneller und war bald verschwunden … hinter den Sternen.
Regis blieb reglos stehen und starrte auf den Fleck am Himmel, wo das Raumschiff verschwunden war. Er wußte, daß ihm Tränen in den Augen standen, doch es war ihm egal. Nach einer Weile führte ihn Lawton zu dem Fahrstuhlschacht. Regis ging wie im Schlaf. Plötzlich hatte sich ein Wunsch in ihm herausgeformt.
Irgendwo im Imperium, irgendwo weit weg von den Domänen, die keinen Raum für ihn hatten, mußte es eine Welt für ihn geben. Eine Welt, in der er frei sein würde von der unendlichen Bürde, die auf ihm als einem Comyn lastete, eine Welt, wo er er selbst sein konnte anstatt einfach der Erbe der Domäne, in der sein Leben von der Wiege bis zur Bahre vorgeplant war. Die Domäne? Laßt Javannes Söhne sie erben! Der Hauch der Freiheit berauschte ihn fast. Freiheit von einer Last, unter der er geboren war, doch unfähig, sie zu tragen!
Lawton hatte seine Geistesabwesenheit bemerkt. Er sagte: „Ich sorge für Geleit zurück nach Schloß Comyn, Lord Regis. Ihr könnt nicht allein gehen. Schlagt es Euch aus dem Kopf. Unmöglich.”
„Ich bin allein hergekommen, und ich bin kein Kind mehr.”
„Sicher nicht”, sagte Lawton mit unbewegtem Gesicht. „Aber bei der momentanen Situation in der Stadt kann alles passieren. Und wenn ein Unfall geschieht, bin ich persönlich dafür verantwortlich.”
Er hatte die Casta-Phrase angewandt, die persönliche Ehre andeutete. Regis hob die Brauen und drückte seine Bewunderung für diese Sprachbeherrschung aus.
„Übrigens, Lord Regis, ist dies meine Muttersprache. Meine Mutter hat niemals in

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