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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Pferde gekauft hatten. Vielleicht konnten sie heute abend ein Feuer riskieren - wenn sie einen Ort fanden, wo man eines anzünden konnte!
„Wenn es nur keine Scheune ist”, stimmte ihm Danilo zu. Letzte Nacht hatten sie in einer Scheune geschlafen, hatten die Wanne einiger Kühe und Pferde und Unmengen warmen Heus geteilt. Die Tiere hatten eine angenehme Temperatur verbreitet, doch sie konnten bei dem zundertrockenen Heu kein Feuer, ja nicht einmal ein Licht riskieren. So hatten sie nur ein paar Streifen Trockenfleisch und eine Handvoll Nüsse gegessen.
„Wir haben Glück”, sagte Danilo und streckte den Arm aus. Neben der Straße stand eine Unterkunft für Reisende, die vor Generationen erbaut worden war, als Aldaran noch die Siebente Domäne gewesen war und diese Straße regelmäßig beritten wurde. Die Gasthäuser waren nun alle verlassen, doch die Unterkünfte, die man so errichtet hatte, daß sie Jahrhunderte überstanden, waren immer noch benutzbar, kleine Steinhäuschen mit einem Stall für Pferde und allem, was die Reisenden brauchten.
Sie saßen ab und stellten die Pferde unter, wobei sie kaum ein Wort redeten, Regis aus Erschöpfung nicht und Danilo, weil er sich nicht traute, ihn zu belästigen. Danilo dachte, er sei wütend; das spürte Regis. Er wußte, er sollte dem Freund sagen, er sei nicht ungehalten, sondern nur müde. Aber er wagte es nicht, Schwäche zu zeigen. Er war ein Hastur. Er mußte die Führung übernehmen, die Verantwortung tragen. Daher trieb er sich unbarmherzig weiter. Die Anstrengungen ließen seine wenigen Worte scharf und seine Stimme rauh klingen. Alles wurde nur noch schlimmer dadurch, daß er wußte, Dani würde ihn mit Vergnügen in allem bedienen, wenn er ihm nur die kleinste Ermutigung zuteil werden ließ. Er wollte Danis Heldenverehrung nicht ausnutzen.
Die Comyn hatten das schon viel zu oft getan…
Die Pferde legten sich zur Nacht nieder, und Danilo trug die Satteltaschen ins Haus. Auf der Schwelle blieb er stehen und sagte:
„Das ist immer der interessanteste Moment an jedem Tag: wenn wir sehen, was die Jahre von all den Häusern, in denen wir nächtigen, übriggelassen haben.”
„Interessant ist es schon”, sagte Regis trocken. „Wir wissen nie, was wir vorfinden oder mit wem wir unser Lager teilen.” Eine der Nächte mußten sie im Stall verbringen, weil ein Nest von giftigen Skorpionameisen das Haus selbst bevölkerte.
„Hmm, ja. Skorpionameisen sind eine Art von Lebewesen, mit denen ich mein Bett nicht gern teilen möchte”, sagte Danilo leichthin, „aber heute abend scheinen wir Glück zu haben.” Der Raum war kahl und roch staubig und ungelüftet, doch die Feuerstelle war intakt. Es gab ein paar Sitzbänke und ein schweres, in die Wand eingelassenes Bett, so daß sie nicht, den Spinnen und Nagetieren ausgeliefert, auf dem Boden schlafen mußten. Danilo warf die Satteltaschen auf eine der Bänke. „Ich habe hinter der Scheune ein paar trockene Zweige gesehen. Der Schnee hat sie sicher noch nicht durchgeweicht. Vielleicht reicht es nicht, das Feuer die ganze Nacht in Gang zu halten, aber sicher können wir uns ein Essen damit kochen.”
Regis seufzte. „Ich komme mit und helfe dir.” Er öffnete mühsam die Tür zu dem dämmrigen schneeigen Licht. Die Welt tanzte verschwommen vor seinen Augen, und er klammerte sich an die Tür.
„Regis, laß mich gehen. Dir geht es nicht gut.”
„Es geht schon.”
„Verdammt!” Plötzlich wurde Danilo wütend. „Wann hörst du endlich auf, mir den Helden vorzuspielen? Was zum Teufel soll ich machen, wenn du hinfällst und nicht wieder hochkommst? Es ist viel leichter, ein Bündel Zweige zu schleppen, als dich durch den Schnee zu zerren. Bleib bitte hier, ja?”
Den Helden spielen. So sah Danilo also seine Anstrengungen, allein fertig zu werden. Steif sagte Regis: „Ich wollte es nur nicht noch schwerer für dich machen. Nun geh schon.” Danilo wollte etwas sagen, tat es aber nicht. Er preßte die Lippen aufeinander und schritt hinaus in die schneedurchwehte Dunkelheit. Regis wollte die Satteltaschen auspacken, doch ihm wurde so schwindlig dabei, daß er sich auf eine der Steinbänke niedersetzen und mit beiden Händen festklammem mußte.
Er war für Danilo eine Belastung. Er hielt ihn nur auf. Wie Lew in den Bergen wohl weiterkam? Er hatte gehofft, die Verfolger von ihm abzulenken. Auch das hatte nicht geklappt. Am liebsten hätte Regis sich auf die Steinbank gekauert und sich den Anfällen hingegeben, doch er

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