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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich in meine Arme. Ich zog sie fest an mich. Niemals wieder wollte ich sie loslassen. Sie schluchzte: „Jetzt bist du wieder du selbst! Die ganze Zeit über hast du mich nie angesehen, nur die Matrix…” Kaltes Entsetzen überflutete mich. Dann war also einiges real gewesen? Ich sagte: „Ich kann mich an nichts erinnern, Marjorie, an gar nichts, seit mich Kadarin unter Drogen gesetzt hat. Ich weiß nur, daß ich die ganze Zeit über in diesem Raum gewesen bin. Was meinst du?” Ich spürte, wie sie zitterte. „Du kannst dich an gar nichts erinnern? Nicht an das Schmiedevolk, nicht an die Feuer in Caer Donn?”
Meine Knie begannen zu versagen. Ich sank auf das Bett und hörte meine brüchige Stimme: „Ich erinnere mich an nichts, absolut an nichts, nur an schaurige Träume …” Die Bedeutung von Marjories Worten machte mich elend. Mit großer Anstrengung bekämpfte ich den Aufruhr in meinem Inneren, und es gelang mir zu flüstern: „Ich schwöre es, ich erinnere mich an nichts, an nichts. Was immer ich getan haben mag…, sag mir in Zandrus Namen, habe ich dich verletzt, dich mißhandelt?”
Sie legte wieder die Arme um mich und sagte: „Du hast mich nicht einmal angesehen. Geschweige denn berührt. Deshalb habe ich gesagt, so könnte ich es nicht weiter ertragen.” Ihre Stimme erstarb. Sie legte ihre Hand auf meine. Ich schrie vor Schmerz auf, und sie nahm sie rasch beiseite und sagte: „Deine arme Hand!” Sie sah sie sich genau an. „Aber es ist besser geworden, viel besser.”
Ich mochte mir nicht vorstellen, wie es ausgesehen haben mußte, wenn es nun besser sein sollte. Kein Wunder, daß Feuer durch meine Alpträume geflammt, gerast und getobt war. Aber wie, im Namen aller Teufel der Hölle, hatte ich mir das zugezogen?
Es gab nur eine Antwort. Sharra. Kadarin hatte mich irgendwie wieder in den Dienst der Sharra gezwungen. Aber wie, wie? Wie konnte er sich meine Gedanken zunutze machen, wenn mein Bewußtsein ganz woanders war? Ich hätte schwören können, daß dies unmöglich war. Matrixarbeit erforderte bewußte, konzentrierte Handlungsfähigkeit… Ich ballte die Fäuste zusammen. Wegen der rasenden Schmerzen in der Handfläche lockerte ich sie wieder. Er hatte es gewagt! Hatte gewagt, mir meine Gedanken, mein Bewußtsein zu stehlen… Aber wie? Wie?
Es gab nur eine Antwort, eine einzige Sache, die er getan haben konnte, nämlich all die frei umherschwimmende Wut, den Haß und die Verachtung meiner Gedanken zu benutzen, wenn meine rationale Kontrolle außer Kraft gesetzt war- und all das zu nehmen und durch Sharra zu leiten! All meinen brennenden Haß, all die Wahnsinnsideen meines Unbewußtseins, befreit von der Kontrolle, mit der ich sie zurückhielt, in dieses heimtückische Ding einspeisen. Er hatte mir das angetan, während mein Verstand aufgehoben war. Daneben wirkte Dyans Verbrechen wie ein Dummenjungenstreich. Mein zerstörtes Gesicht, die Verbrennungen in der Hand waren nichts dagegen. Er hatte mir mein Bewußtsein gestohlen. Er hatte meine unbewußten, unkontrollierten, unterdrückten Leidenschaften benutzt… Grauenhaft! Ich fragte Marjorie: „Haben sie dich in die Sharra gezwungen?”
Sie zitterte. „Ich möchte nicht darüber reden, Lew”, sagte sie weinerlich wie ein getretener Hund. „Bitte nicht, bitte … Laß uns jetzt einfach nur zusammen sein.”
Ich zog sie auf das Bett neben mich und umarmte sie zärtlich. Meine Gedanken waren voller Zorn. Sanft streichelte sie über mein zerschundenes Gesicht, und ich spürte, wie sie bei der Berührung der Narben zurückschreckte. Ich sagte mit belegter Stimme: „Ekelt dich… mein Gesicht so an?”
Sie beugte sich herab und berührte mich mit den Lippen. Mit einer Schlichtheit, die mir mehr als alles andere Marjorie bedeutete, sagte sie: „Du kannst für mich niemals abstoßend sein, Lew. Ich dachte nur an die Schmerzen, die du erlitten hast, mein Liebling.”
„Glücklicherweise kann ich mich kaum daran erinnern”, sagte ich. Wie lange würden wir hier ungestört sein können? Ohne zu fragen, wußte ich genau, daß wir beide hier Gefangene waren, daß es keine Hoffnung auf einen Trick gab, wie er uns zuvor gelungen war. Es war hoffnungslos. Kadarin, so schien es, konnte uns zu allem zwingen, zu allem.
Ich hielt sie in hilfloser Wut umfangen. Ich glaube, in diesem Augenblick merkte ich zum ersten Mal, was Hilflosigkeit bedeutete, die erschütternde, totale Schwäche echter Hilflosigkeit.
Ich hatte nie nach persönlicher Macht

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