Hasturs Erbe - 15
lassen, dich zu begrüßen.” Er hielt ihn mit ausgestreckten Armen von sich, wobei er vor Müdigkeit mit den Augen blinzelte. „Du bist gewachsen, Kind. Du siehst deinem Vater sehr ähnlich. Er wäre stolz gewesen, glaube ich, dich so als einen Mann nach Hause kommen zu sehen.” Gegen seinen Willen war Regis gerührt. Der alte Mann sah so erschöpft aus. „Welche Krise hat Euch denn die ganze Nacht auf den Beinen gehalten, Großvater?”
Hastur ließ sich schwerfällig auf eine Bank fallen. „Das Übliche. Ich glaube, man kennt es auf jedem Planeten, auf dem das Imperium einen Raumhafen baut, aber wir hier sind nicht daran gewöhnt. Aus allen Ecken und Winkeln des Imperiums kommen und gehen die Leute, Reisende, Durchziehende, Raumsoldaten auf Urlaub und die Versorgungseinheiten. Bars, Amüsierkneipen, Spielhallen, Hotels für… äh…”
„Ich bin alt genug, um zu wissen, was ein Bordell ist, Sir.”
„In deinem Alter? Auf jeden Fall, Betrunkene benehmen sich unanständig, und Terraner tragen unerlaubt Waffen. Nach dem Abkommen ist das in der alten Stadt verboten, doch die Leute überschreiten immer wieder die Grenze. Man kann es nicht verhindern, es sei denn, man zieht eine Mauer um die Stadt. Es gab Schlägereien, Duelle, Messerstechereien und sogar einige Morde, Und es ist nicht immer klar, ob die Stadtgarde oder die terranische Raumarmee sich mit diesen Gesetzesbrechem befassen soll. Unsere Bestimmungen sind so unterschiedlich von den ihren, daß man kaum Kompromisse findet. Letzte Nacht gab es eine Schlägerei, und ein Terraner hat eine Wache mit dem Messer verletzt. Der Terraner gab zu seiner Verteidigung an, die Wache habe ihm, wie er es nannte, ein unanständiges Angebot gemacht. Muß ich es dir erläutern?”
„Natürlich nicht. Aber versucht Ihr mir zu erzählen, daß dies als rechtmäßige Verteidigung für einen Mord vorgebracht wurde?”
„Allerdings. Offensichtlich nehmen die Terraner es schwerer als die Christofores. Er bestand darauf, daß sein Angriff auf den Wachsoldaten gerechtfertigt gewesen sei. Nun hat der Bruder des Wachsoldaten dem Terraner einen Mordversuch vorgehalten. Die Terraner unterliegen nicht unseren Gesetzen, daher hat er sich geweigert, den Vorwurf anzunehmen und statt dessen den Bruder der Wache wegen versuchten Mordes angeklagt. Was für ein Durcheinander! Ich hätte niemals gedacht, daß ich den Tag erlebe, an dem der Rat wegen einer Messerstecherei zusammentritt. Diese verdammten Terraner!”
„Und wie habt Ihr es schließlich geregelt?”
Hastur zuckte die Achseln. „Mit einem Kompromiß, wie immer. Der Terraner wurde deportiert und der Bruder des Wachmanns im Gefängnis behalten, bis der Terraner abgereist war. So findet keiner von beiden Frieden außer dem Toten. Für alle unbefriedigend. Doch davon nun genug. Erzähle mir von dir, Regis.”
„Nun, dann muß ich wieder von den Terranern anfangen”, sagte Regis. Es war nicht der beste Zeitpunkt, doch sein Großvater würde wahrscheinlich in den nächsten Tagen kaum Zeit haben, wieder mit ihm zu reden. „Großvater, ich werde hier nicht gebraucht. Ihr wißt wahrscheinlich, daß ich kein Laran habe, und in Nevarsin habe ich herausgefunden, daß ich mich nicht für Politik interessiere. Ich habe mich entschieden, was ich mit meinem Leben • anfangen möchte: Ich möchte in den terranischen Raumdienst für das Imperium eintreten.” Hastur fiel das Kinn herab. Er runzelte die Stirn und fragte: „Ist das ein Scherz? Oder wieder so ein Schelmenstück?”
„Keines von beiden, Großvater. Ich meine es so, und ich bin schließlich volljährig.” „Aber das kannst du doch nicht machen! Sie werden dich ohne meine Zustimmung sicherlich niemals akzeptieren.”
„Diese hoffe ich zu erlangen, Sir. Doch nach dem Gesetz von Darkover, welches Ihr Kennard vorgehalten habt, bin ich volljährig und berechtigt, über mein Leben selbst zu entscheiden. Ich kann heiraten, ein Duell austragen, einen Sohn anerkennen, für einen Mord verantwortlich gemacht werden …”
„Die Terraner sehen das anders. Kennard wurde vorzeitig für volljährig erklärt, als er ging. Aber auf Terra wurde er zur Schule geschickt, eingezogen und nach dem Gesetz gezwungen, einem ernannten Paten zu gehorchen, bis er über zwanzig war. Du würdest das hassen.” „Ohne Zweifel. Aber eines habe ich in Nevarsin gelernt, Sir… man kann mit den Dingen leben, die man haßt.”
„Regis, ist das deine Rache, weil ich dich nach Nevarsin geschickt habe? Warst
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