Hasturs Erbe - 15
Zimmer auf und ab. Mit zornerstickter, aber klarer Stimme sagte er: „Ihr meint, ich kann einen Kadettenplatz für einen armen Verwandten bekommen oder für einen Bastardsohn von irgendeiner Hure oder für einen Idioten, ehe ich dies für meinen legitim geborenen jüngeren Sohn erhalte?”
„Kennard, wenn es an mir hinge, würde ich dem Jungen seine Chance geben. Aber mir sind die Hände gebunden. Es gab im Rat genug Aufruhr über die Bürgerrechte für jene mit Mischblut. Dyan…”
„Ich weiß nur zu gut, wie Dyan sich fühlt. Er hat es genügend klargestellt.”
„Dyan genießt im Rat große Unterstützung. Und Marius’ Mutter war nicht nur Terranerin, sondern auch noch zur Hälfte Aldaran. Wenn du einige Generationen lang auf Darkover gesucht hättest, du hättest kaum eine finden können, die als Mutter deiner rechtmäßigen Söhne geringere Chancen auf Anerkennung gehabt hätte als sie.”
Kennard sagte leise: „Es war Euer eigener Vater, der mich nach dem Willen des Rats nach Terra geschickt hat, als ich vierzehn Jahre alt war. Elaine ist auf Terra aufgewachsen und dort zur Schule gegangen, doch sie hielt sich für eine Darkovanerin. Zuerst wußte ich überhaupt nichts von ihrem terranischen Blut. Doch es spielte keine Rolle. Selbst wenn sie reinrassige Terranerin gewesen wäre …” Er brach ab. „Genug davon. Es ist lange her, und sie ist tot. Und was mich angeht, so glaube ich, meine Laufbahn und mein Ruf, meine Jahre als Kommandeur der Wache und die zehn Jahre auf Arilinn haben genügend gezeigt, wer und was ich bin.” Er schritt durch den Raum. Sein ungleichmäßiger Schritt und das zerquälte Gesicht verrieten die Emotionen, die er aus seiner Stimme herauszuhalten versuchte. „Ihr seid kein Telepath, Hastur. Für Euch war es leicht, das zu tun, was die Kaste von Euch erwartete. Die Götter wissen es, ich versuchte, Caitlin zu lieben. Es lag nicht an ihr. Aber ich liebte Elaine, und sie war die Mutter meiner Söhne.”
„Kennard, es tut mir leid. Ich kann nicht gegen den ganzen Rat für Marius kämpfen, es sei denn… er hat Laran.”
„Ich habe keine Ahnung. Spielt es eine Rolle?”
„Wenn er die Gabe der Altons hätte, wäre es möglich - nicht leicht, aber möglich - ihm einige Rechte zuzugestehen. Es gibt Präzedenzfälle. Mit Laran kann man sogar einen entfernten Verwandten in die Domänen adoptieren. Aber ohne… nein, Kennard. Frage nicht. Lew ist nun akzeptiert, ja sogar respektiert. Bitte nicht um mehr.”
Kennard sagte mit gesenktem Kopf: „Ich wollte Lew nicht testen, ob er die Alton-Gabe besitzt. Selbst bei aller Sorgfalt habe ich ihn fast getötet. Hastur, ich kann dieses Risiko nicht noch einmal eingehen. Würdet Ihr es Eurem jüngsten Sohn antun?”
„Mein einziger Sohn ist tot”, sagte Hastur und seufzte. „Wenn ich irgend etwas für den Jungen tun kann …”
Kennard antwortete: „Das einzige, was ich für ihn will, ist sein Recht, und das ist auch das einzige, das Ihr ihm nicht geben wollt. Ich hätte sie beide mit zur Erde nehmen sollen. Doch Ihr hattet mir das Gefühl gegeben, ich würde hier gebraucht.”
„Das wirst du auch, Ken, und das weißt du auch - genauso wie ich.” Hasturs Lächeln war freundlich und sehr besorgt. „Eines Tages wirst du vielleicht erkennen, warum ich deinen Wunsch nicht erfüllen kann.” Seine Augen wanderten zu Regis, der auf der Bank hin und her rutschte. Er sagte: „Du entschuldigst, Kennard …”
Es war eine höfliche, aber endgültige Entlassung. Kennard zog sich zurück, doch er blickte wütend und unterließ jegliche Höflichkeitsfloskel des Abschieds. Hastur sah müde aus. Er seufzte und sagte: „Komm her, Regis. Wo bist du gewesen? Habe ich nicht schon Sorgen genug, um mir auch noch um dich welche machen zu müssen, wenn du wie ein ungezogenes Kind einfach wegrennst, um dir irgendwelche Raumschiffe oder ähnliches anzusehen?” „Das letzte Mal, da ich Euch Sorgen bereitete, Großvater, habt Ihr mich in das Kloster geschickt. Ist es nicht schlimm, daß Ihr das nun nicht mehr machen könnt?”
„Sei nicht unverschämt. Kleiner”, knurrte Hastur. „Soll ich mich etwa entschuldigen, daß ich dich gestern abend nicht willkommen geheißen habe? Nun gut, dann entschuldige ich mich. Ich konnte nichts dafür.” Er kam auf Regis zu, nahm ihn in die Arme und drückte seine welken Wangen eine nach der anderen an die des Jungen. „Ich bin die ganze Nacht auf den Beinen gewesen, sonst hätte ich mir wohl eine bessere Art einfallen
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