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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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anderen außer ihren Verwandten zu tanzen, und seit es ihr überhaupt gestattet ist teilzunehmen, hat sie mich immer wieder daran erinnert, daß sie wohl vom Balkon aus zusehen müsse, wenn ich nicht mit ihr tanzte. Mein Vater hat natürlich eine ausgezeichnete Entschuldigung mit seinem lahmen Bein.
Ich entschloß mich zu erscheinen, ein paar Mal mit Linnell zu tanzen, höfliche Bemerkungen zu ein paar alten Damen zu machen und so früh es die Höflichkeit erlaubte, unauffällig zu verschwinden.
Ich kam spät, weil ich Dienst auf der Wache gehabt hatte, wo ich die Kadetten über dieses Fest hatte schwätzen hören. Ich nahm es ihnen nicht übel. Alle Wachsoldaten, welchen Ranges auch immer, sowie alle Kadetten, die keinen Dienst haben, besitzen das Privileg, teilnehmen zu dürfen. Für Jungen, die auf dem Land aufgewachsen sind, bedeutet das Ganze ein aufregendes Spektakel. Ich hatte noch weniger Lust darauf als jemals zuvor, weil Marius beim Ankleiden in mein Zimmer kam. Man hatte ihn zu der Kinderparty gebracht, ihm war übel geworden von den Süßigkeiten, und er hatte aufgeschürfte Knöchel und ein blaues Auge aus einem Kampf mit einem anderen überheblichen kleinen Jungen, der entfernt mit den Elhalyns verwandt war und ihn einen tyrannischen Bastard genannt hatte. Nun, zu meiner Zeit hat man mir noch schlimmere Namen gegeben, doch ich konnte ihn nicht richtig trösten. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich sie alle in den Bauch treten können. Es war ein verdammt guter Anfang für einen solchen Abend.
Es war Brauch, daß die ersten Tänze von Professionellen und talentierten Amateuren bestritten wurden. Eine Tanzgruppe mit den traditionellen Kostümen der Bergbewohner führte einen dieser Tänze mit wirbelnden Röcken und stampfenden Stiefeln auf. Ich hatte es schon besser gesehen, als ich durch das Bergvorland gereist war. Vielleicht können Professionelle diesen Bergtänzen niemals jene ursprüngliche Freude und Fröhlichkeit verleihen, wie sie von Menschen vermittelt werden, die es aus reinem Vergnügen betreiben. Langsam bewegte ich mich am Rand des Ballraumes entlang. Mein Vater unterhielt sich höflich mit einigen älteren Witwen. Der alte Hastur tat das gleiche mit einer Gruppe von Terranern, die man wahrscheinlich aus Gründen der Höflichkeit oder des Zeremoniells eingeladen hatte. Die Wachen, besonders die jüngeren Kadetten, hatten bereits das elegante Buffet entdeckt, das an einer Seite aufgebaut war und ständig von einem Trupp Bediensteter wieder aulgefüllt wurde. So früh am Abend waren sie fast noch die einzigen Gäste. Ich grinste in der Erinnerung. Ich bin nicht mehr verpflichtet, meine Mahlzeiten in der Messe einzunehmen, doch mir fielen meine Kadettenjahre lebhaft genug wieder ein, um zu wissen, wie gut die hier ausgebreiteten Delikatessen nach dem Abendessen in der Kaserne wirkten. Danilo war dort, in Galauniform. Ein wenig zu selbstbewußt wünschte er mir einen fröhlichen Abend. Ich wünschte ihm das gleiche. „Wo ist Regis? Ich habe ihn noch nirgendwo gesehen.” „Er hat heute abend Dienst, Sir. Ich habe ihm angeboten, mit ihm zu tauschen - alle seine Verwandten sind hier -, doch er meinte, er hätte das noch jahrelang vor sich, und ich sollte gehen und mich amüsieren.”
Ich wunderte mich, welcher Offizier, ob aus Bösartigkeit oder um zu betonen, daß ein Hastur bei den Kadetten keinerlei Vorzüge genösse, angeordnet hatte, daß Regis Hastur heute abend Dienst leistete. Ich wünschte mir lediglich, ich hätte eine so gute Entschuldigung. „Nun, dann wünsche ich dir viel Spaß, Dani.”
Die unsichtbaren Musiker intonierten einen Schwertertanz, und Danilo wandte sich neugierig um, um zwei Wachen zu beobachten, die mit Fackeln die Schwerter hereinbrachten. Man dämpfte das Licht im Saal, um die Dramatik dieses ältesten und barbarischsten aller Bergtänze zu betonen. Gewöhnlich wird er von einem der besten Tänzer in Thendara vorgeführt, doch zu meiner Überraschung war es Dyan Ardais, der in dem leuchtenden, urtümlichen Kostüm, dessen Geschichte noch vor dem Zeitalter des Chaos verlorenging, nach vorn stürzte.
Es gibt nicht viele Amateure, nicht einmal in den Hellers, die immer noch alle traditionellen Schritte und Bewegungen kennen. Ich hatte Dyan tanzen sehen, als ich noch ein Kind in Armida war, in der Halle meines Vaters. Ich dachte, dort sei es besser gewesen, beim Klang eines einzigen Dudelsackes, im Schein des Feuers und einer oder zweier Fackeln, als hier in dem eleganten

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