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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Damisela?’
Schnell blickte sie Javanne um Erlaubnis an und nickte dann. Ich führte sie auf die Tanzfläche. Sie tanzte sehr gut und schien Spaß daran zu haben, doch ich wunderte mich immer noch, warum mein Vater so außerhalb aller Gewohnheit versuchte, Javanne das Leben leichter zu machen. Und warum hatte er mich so bedeutsam angesehen, als wir zur Tanzfläche gingen? Und warum hatte er sie als Verwandte vorgestellt, wenn der Verwandtschaftsgrad viel zu weitläufig war, um offiziell anerkannt zu werden? Als die Musik endete, war ich immer noch verdutzt.
Ich fragte offen heraus: „Was geht hier eigentlich vor?”
Sie vergaß die kurze Lektion in guten Manieren und sprudelte heraus: „Hat man es dir nicht erzählt? Mir haben sie es gesagt!” Dann überströmte wieder die plötzliche Röte ihr Gesicht. Sie sah so sehr hübsch aus, doch ich war nicht in der Stimmung, es schätzen zu können. „Was gesagt?” fragte ich.
Ihre Wangen leuchteten wie rote Fahnen. Sie stammelte:
„M-man hat nur gesagt… daß wir uns kennenlernen sollen … und … und … wenn wir uns mögen … dann könnte man … eine Heirat…” Mein Gesicht muß meine Gedanken verraten haben, denn sie brach ab und ließ den Satz im Raum hängen.
Verdammt! Wieder versuchten sie, sich in mein Leben einzumischen!
Das Mädchen hatte die grauen Augen weit aufgerissen. Der kindliche Mund zitterte. Ich kämpfte mit meiner Wut und schirmte meine Gedanken ab. Sie war offensichtlich sehr sensibel, zumindest eine Empathin, vielleicht auch eine Telepathin. Ich hoffte hilflos, sie würde nicht weinen. Es lag ja nicht an ihr. Ich konnte nur erahnen, wie man ihre Eltern bestochen oder bedroht hatte, wie man ihr selbst geschmeichelt und zugeredet hatte, auf eine gute Partie mit dem Erben einer Domäne zu hoffen.
„Erzähl mir, was sie dir über mich berichtet haben, Linnea.”
Sie sah verwirrt aus. „Nur, daß du Lord Altons Sohn bist und im Arilinn-Turm gedient hast, daß deine Mutter Terranerin war…”
„Und du kannst mit dieser Schande fertig werden?”
„Schande?” Sie sah erstaunt aus. „Viele von uns in den Hellers haben terranisches Blut. Es gibt Terraner in meiner Familie. Hältst du das für eine Schande?”
Wie konnte jemand in ihrem Alter etwas von dieser Hofintrige begreifen? Ich fühlte mich angeekelt, dachte an Dyans hämischen Blick. Sich um seine eigenen Sachen kümmern … offensichtlich wußte er, was gespielt wurde.
„Damisela, ich gedenke nicht zu heiraten, und wenn ich es täte, würde ich mir die Frau nicht vom Rat aussuchen lassen.“Ich versuchte ein Lächeln, doch ich wußte, daß es grimmig ausfiel. „Sieh nicht so niedergedrückt aus, Chiya, ein so hübsches Mädchen wie du wird sicher bald einen Mann finden, den du auch besser leiden kannst.”
„Ich wünsche mir gar nicht so sehr zu heiraten”, sagte sie mit einiger Haltung. „Ich hatte vor, mich um Zulassung in einem der Türme zu bewerben. Meine Urgroßmutter wurde als Bewahrerin ausgebildet, und sie meinte, daß ich gut dazu geeignet sei. Aber ich habe immer meiner Familie gehorcht, und wenn sie mir einen Mann ausgesucht haben, dann bin ich nicht unzufrieden damit. Es tut mir nur leid, daß ich dir nicht zu gefallen scheine.”
Sie war so ruhig, daß ich mich gefangen fühlte und fast in Panik geriet. „Es ist nicht, daß du mir nicht gefällst, Linnea. Aber ich will nicht auf ihren Wunsch hin heiraten.” Wieder flammte mein Zorn auf. Ich spürte, wie sie innerlich davor zurückzuckte. Ihre Hand ruhte immer noch leicht auf meinem Arm, als tanzten wir. Sie zog sie nun fort, als habe sie sich verbrannt. Ich glaubte, fortstürmen zu müssen, und machte auch eine kleine Bewegung, sie zu verlassen, als mir gerade noch rechtzeitig einfiel, daß dies sehr ungehörig wäre. Ein junges Mädchen mitten auf dem Tanzboden stehenzulassen, wäre so grob, daß dies kein Mann von einiger Erziehung gegenüber einem wohlerzogenen Mädchen mit untadeligen Manieren und von gutem Ruf gewagt hätte. Ich konnte sie solchem Klatsch nicht aussetzen. Jeder würde unvermeidlicherweise rätseln, was sie wohl für unaussprechliche Dinge gesagt haben mochte, daß ihr dies geschehen war. Ich blickte mich um. Javanne tanzte am anderen Ende des Ballsaales, daher geleitete ich Linnea zum Büffet. Ich bot ihr ein Glas Wein an, aber sie lehnte es mit einem Kopfschütteln ab. Statt dessen holte ich ihr Shallan und nippte unruhig an meinem Wein. Ich mochte ihn nicht.
Als ich ein wenig ruhiger

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