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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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müssen. Doch wem sollte er es erzählen? Seinem Großvater? Die plötzliche Erkenntnis seines Larans machte Regis merkwürdig verletzlich, wieder und wieder erschüttert durch Wellen von Gefühlen. Wieder war er fast am Rande eines Tränenausbruchs, dieses Mal um seinen Großvater, der noch einmal den heftigen, zerreißenden Moment erlebte, in dem sein Sohn den grausamen Tod starb.
Und, immer noch verletzlich, verwandelte sich Kummer in Aufsässigkeit. Er war sich sicher, sein Großvater würde ihn zwingen, den vorbereiteten Weg aller Hasturs mit Laran zu gehen. Er würde niemals frei werden! Wieder sah er das große Raumschiff auf seinem Weg zu den Sternen, und sein Herz, sein Körper und seine Seele sehnten sich danach, ihm ins Unbekannte zu folgen. Wenn er diesen Traum weiterverfolgte, dürfte er es seinem Großvater niemals erzählen.
Aber er könnte es Dani mitteilen. Es verlangte ihn fast schmerzhaft danach, die kurze Entfernung zu dessen Bett überbrücken zu können, neben ihn zu gleiten und diese unglaubliche Doppelerfahrung von Schmerz und Freude mit ihm zu teilen. Aber er hielt sich zurück und erinnerte sich mit fordernder, fremdartiger Schärfe an das, was Lew gesagt hatte: Es sei, wie wenn man ohne Haut lebte. Wie konnte er die Last seiner eigenen Gefühle auf Dani übertragen, den selbst irgendein unbekannter Kummer belastete und der so verstört und von Alpträumen heimgesucht war, daß seine ungeweinten Tränen als hörbares Weinen in Regis Träume eindrangen? Wenn er die telepathische Gabe besitzen sollte, dachte Regis traurig, so würde er lernen müssen, nach den Gesetzen der Telepathen zu leben. Er spürte, wie kalt und verkrampft er war, und kroch zurück unter die Decken. Er wickelte sich eng ein und fühlte sich einsam und traurig. Wieder fühlte er sich merkwürdig unkonzentriert, trieb in angstvolles Suchen ab, doch als Antwort auf die Fragen seiner Seele sah er nur flüchtige Bilder und Vorstellungen, Männer und fremdartige Nichthumanoiden, die auf einem schmalen Felsengrat miteinander kämpften, die Gesichter zweier kleiner Kinder, schön und feingezeichnet und vom Kinderschlaf aufgelöst, dann in Todeskälte mit einem Schmerz, der fast zu grauenvoll war, als daß man ihn aushallen konnte, tanzende, herumwirbelnde Gestalten, die in wahnsinniger Ekstase wie Blätter im Winde wirbelten, eine hohe aufragende Gestalt, die feurig erglühte …
Erschöpft schlief er wieder ein.
    8
    (Lew Altons Erzählung)
    Es gibt über die Nacht der Feste, jenen großen mittsommerlichen Feiertag in den Domänen, zwei Theorien. Einige sagen, es sei der Geburtstag der heiligen Cassilda, der Urmutter der Comyn. Andere meinen, es erinnere an die Zeit des Jahres, als sie Hastur fand, den Sohn der Aldonen, den Herrn des Lichts, der am Strand von Hali, eben von der Reise ins Reich des Lichts zurückgekehrt, schlief. Da ich nicht glaube, daß beide jemals existiert haben, sind mir gefühlsmäßig beide Theorien gleichgültig.
Mein Vater, der in seiner Jugend weit im Imperium herumgekommen ist, hat mir einmal erzählt, daß alle Planeten, die er besucht hatte, und auch die meisten jener, die er nicht kannte, sowohl einen Mittsommer- als auch einen Mittwinterfeiertag hatten. Wir sind da keine Ausnahme. In den Domänen gibt es zwei traditionelle Arten der Begehung des Sommerfestes; die eine ist eine private Familienfeier, bei der man den Frauen im Namen von Cassilda Geschenke macht, gewöhnlich Früchte oder Blumen.
Heute morgen habe ich meiner Pflegeschwester Linnell Aillard in Anbetracht des Tages einige Blumen gebracht, und sie hat mich an jene andere Feier erinnert, den großen Festball, der jedes Jahr auf Schloß Comyn stattfand.
Ich habe diese bombastischen Feste niemals gemocht, selbst als ich noch zu jung für den Ball war und man mich auf das Kinderfest am Nachmittag schleppte. Ich mag sie seit dem ersten dieser Feste nicht mehr, als ich sieben Jahre alt war und Lerrys Ridenow mir mit einem Holzpferd über den Kopf schlug.
Es wäre jedoch undenkbar, wenn ich mich davon femhalten würde. Mein Vater hatte klar und deutlich gemacht, daß die Teilnahme unverzichtbare Pflicht für einen Comyn-Erben sei. Als ich Linnell erzählte, ich dächte daran, irgendeine Krankheit zu erfinden, ernst genug, um mich davon abzuhalten oder den Dienst mit einem der Gardeoffiziere zu tauschen, schimpfte sie: „Wenn du nicht dort bist, wer soll denn dann mit mir tanzen?” Linnell ist zu jung, um bei solchen Veranstaltungen mit

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