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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nach Mitternacht ging in Schnee über. Der Tag, an dem ich nach Aldaran aufbrechen mußte, begann grau und unfreundlich. Die Sonne verbarg sich hinter schneeschweren Wolken. Ich wurde früh wach und döste noch vor mich hin, als ich aus dem Zimmer meines Vaters wütende Stimmen hörte. Zuerst dachte ich, Marius bekäme eine Strafpredigt für irgendein kleineres Vergehen, doch zu dieser frühen Stunde? Dann wurde ich wacher und hörte einen Tonfall in Vaters Stimme, den er gegenüber uns beiden noch nie angewandt hatte. Mein ganzes Leben habe ich ihn als einen rauhen, groben, ungeduldigen Menschen gekannt, doch meistens hielt er seinen Zorn im Zaume. Die volle Wut eines Altons kann töten, doch er war durch den Turm diszipliniert und konnte sich in fast jeder Silbe kontrollieren. Hastig zog ich mir etwas über und ging in die Mittelhalle.
„Dyan, das ist deiner nicht wert. Ist es so sehr eine Sache persönlichen Stolzes?” Lord des Lichts! Es war wieder geschehen! Nun, immerhin bei dem Ton in seiner Stimme wußte ich, daß Dyan nicht ungestraft davonkommen würde!
Dyans Stimme, ein tiefer Baß, wurde durch die dicken Wände gedämpft, doch keine Wand konnte den Antwortschrei meines Vaters abdämpfen. „Nein, verdammt, Dyan! Ich bin nicht für ein solches monströses …”
Draußen in der Hallte hörte ich, wie Dyan unerbittlich wiederholte: „Es handelt sich nicht um persönlichen Stolz, sondern die Ehre der Comyn und der Garde!”
„Ehre! Du weißt doch gar nicht, was Ehre ist…”
„Vorsichtig, Kennard, es gibt Dinge, die auch du nicht aussprechen darfst. Was dies angeht Zandrus Hölle, Ken, ich kann das nicht übersehen! Selbst wenn es dein eigener Sohn gewesen wäre.
Oder mein armer Junge, wenn er so alt geworden wäre. Würdest du es dir ruhig ansehen, wenn ein Kadett gegenüber einem Offizier blankzieht und er ungestraft davonkommt? Wenn du nicht akzeptieren kannst, was ich von der Ehre der Wache halte, was ist dann mit der Disziplin? Hättest du ein solches Betragen auch bei deinem eigenen Bastard geduldet?” „Mußt du Lew in alles hineinziehen?”
„Ich versuche, es nicht zu tun. Daher bin ich direkt zu dir damit gekommen. Von ihm erwarte ich nicht, daß er empfindlich reagiert, wenn es um Fragen der Ehre geht.”
Mein Vater schnitt ihm wieder das Wort ab, doch redeten beide nun leiser. Dyan sprach in einem Ton unbeugsamer Endgültigkeit. „Nein, rede nicht von Zufällen. Wenn du zuläßt, daß der Respekt gegenüber den Comyn so schwindet - und das in diesen Zeiten, vor den Augen eines jeden -, wie kannst du da von Ehre reden?”
Die heftige Wut war nun aus der Stimme meines Vaters verschwunden; Bitterkeit nahm ihren Platz ein. Er sagte: „Dyan, du gehst mit der Wahrheit um wie andere Menschen mit Lügen, um deinen Nutzen daraus zu ziehen. Ich kenne dich seit unseren Kindertagen, und dieses Mal beginne ich zum ersten Mal, dich fast zu hassen. Gut, Dyan. Du läßt mir keine Wahl. Da du offiziell mit dieser Beschwerde zu mir kommst, als Kadettenmeister, soll es geschehen. Aber ich kann nur schwerlich glauben, daß du es nicht hättest verhindern können.” Dyan warf die Tür auf und schritt eilig in die Halle. Er schenkte mir einen kurzen, verächtlichen Blick und sagte: „Immer noch als Spion bei den dir Überlegenen?” Dann ging er hinaus.
Ich ging zu der offengebliebenen Tür. Mein Vater starrte mich leer an, als könne er sich nicht an meinen Namen erinnern. Dann seufzte er und sagte: „Geh und befehle den Leuten, sich nach dem Frühstück in der Haupthalle zu versammeln. Der Dienst heute morgen ist damit aufgehoben.”
„Was…?”
„Disziplinarversammlung.” Er hob die dicken, knotigen Hände, verknöchert und steif durch eine Gelenkkrankheit, seit ich denken kann. „Du wirst dich bereithalten. Ich habe nicht mehr die Kraft, ein Schwert zu zerbrechen, und ich will verdammt sein, wenn ich es Dyan überlasse.”
„Vater, was ist geschehen?”
„Das wirst du erfahren”, antwortete Kennard. „Einer der Kadetten hat gegen Dyan das Schwert gezogen.”
Ich fühlte, wie mein Gesicht vor Entsetzen blaß wurde. Das war in der Tat etwas, das man nicht übergehen konnte. Natürlich fragte ich mich - wer würde das nicht -, aufgrund welcher Provokation von Dyan dies geschehen war. Als ich selbst noch Kadett war, hatte er mir den Arm ausgerenkt, doch selbst in diesem Fall hatte ich mich beherrschen können. Auch wenn zwei Kadetten bei einem kindischen Streit ihre Taschenmesser zögen, würde

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