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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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weil er physisch oder emotional nicht in der Lage war, mit der Disziplin oder dem Dienst fertig zu werden. Octavien Vallondes Fall hatte man so im stillen bereinigt. Verdammt, das war auch Dyan gewesen!
Dyan stand bereits auf seinem Platz. Er sah ernst und selbstgerecht aus. Mein Vater kam herein und humpelte stärker als je zuvor. Di Asturien brachte Danilo herein. Er war so weiß wie die Wand, doch sein Gesicht gespannt und kontrolliert. Seine Hände zitterten jedoch. Man hörte ein überraschtes und entsetztes Murmeln. Ich versuchte, mich dagegen abzuschirmen. Wie man es auch betrachtete, es war eine Tragödie, wenn nicht noch Schlimmeres.
Mein Vater trat nach vom. Er sah ebenso schlecht wie Danilo aus. Er zog ein langes offizielles Dokument hervor - ich fragte mich, ob Dyan es bereits für ihn aufgesetzt hatte und faltete es auseinander.
„Danilo-Felix Kennard Lindir-Syrtis, steh auf’, sagte er schwerfällig. Danilo sah so blaß aus, daß ich dachte, er würde ohnmächtig, und ich war froh, daß Asturien hinter ihm stand. Er trug also auch den gleichen Namen wie mein Vater!
Vater begann das Dokument vorzulesen. Es war in Casta. Wie die meisten aus den Bergen, bin ich mit Cahuenga groß geworden und konnte der offiziellen Sprache nur mit Mühe und großer Konzentration folgen. Den Kern kannte ich bereits. Danilo Syrtis, Kadett, hat in Verachtung aller Bestimmungen und der Disziplin und gegen alle Regeln des Kadettenkorps willfährig die Klinge gegen einen höheren Offizier, seinen Kadettenmeister Dyan-Ga-briel, Regent von Ardais, gezogen. Er wird daher entlassen, entehrt, aller Privilegien und Ehren beraubt und so weiter und so weiter, zwei- oder dreimal in anderen Formulierungen wiederholt, bis ich den Verdacht hegte, die Verurteilung benötige mehr Zeit als das Ergehen selber.
Ich zitterte aufgrund der zunehmenden Emotionen, die ich in dieser Menschenmenge nicht vollständig abschirmen konnte. Danilos Elend war für mich fast so etwas wie ein physischer Schmerz. Regis sah aus, als würde er gleich zusammenbrechen. Macht schnell, dachte ich wütend, während ich den endlosen Phrasen lauschte und die Worte nun nur noch durch Damlos gepeinigten Kopf hindurch hörte. Macht schnell, ehe der arme Junge hysterisch zusammenbricht, oder wollt ihr ihn auch noch so demütigen?
„.. .und wird daher aller Ehrenränge entkleidet und unehrenhaft heimgeschickt… als Zeichen… man vor allen Angehörigen der Wache ein Schwert vor seinen Augen zerbrechen wird …” Das war mein Teil an dieser schmutzigen Arbeit. Ich haßte es, ging nach vorn und band sein Schwert los. Es war ein einfaches Schwert der Wache, und ich segnete den Alten für diese Gnade. Außerdem, dachte ich bitter, waren diese alten Erbstücke von Schwertern so fein gearbeitet, daß man eine Schmiede und Sharras Feuer brauchte, um ihnen auch nur ein Zeichen aufzudrücken!
Ich mußte Danilo am Arm berühren. Ich versuchte, ihm einen freundlichen, aufmunternden Gedanken zuzusenden, ihm zu sagen, daß dies nicht das Ende der Welt bedeutete, doch ich merkte, daß ich nicht zu ihm durchdringen konnte. Er wich vor meiner behandschuhten Hand zurück, als sei sie aus rotglühendem Eisen. Dies hier war eine furchterregende Zeremonie für jeden Jungen, der nicht absolut dumpf war - für einen mit Laran, womöglich einen Katalysatortelepathen, war es eine Folter. Konnte er es ohne einen Zusammenbruch überhaupt durchstehen? Er stand reglos da und starrte vor sich hin. Seine Augen waren halb geschlossen, doch er blinzelte, als müsse er einen Tränenausbruch vermeiden.
Ich nahm Danilos Schwert und ging zurück auf das Podium. Ich ergriff es fest mit der behandschuhten Hand und bog es über das Knie. Es war schwer zu biegen, viel schwerer, als ich gedacht hatte, und ich hatte Zeit, mich zu fragen, was ich tun würde, wenn das verdammte Ding nicht brechen würde oder ich es nicht halten konnte und es durch den Raum fliegen würde. Hinten im Raum erklang nervöses Husten. Ich arbeitete an der Klinge und dachte: Zerbrich, verdammtes Ding, laß uns dieses miese Geschäft hinter uns bringen, bevor wir alle zu schreien beginnen!
Es zerbrach mit einem aufstörenden Ton, als würde Glas zerspringen. Wenn ich etwas erwartet hatte, dann einen metallischen Klang. Eine Hälfte fiel auf den Boden. Ich ließ sie dort liegen.
Ich richtete mich auf und sah, daß in Regis Augen Tränen standen. Ich blickte zu Dyan,.. Dyan…
Einen Moment lang waren die Barrieren verschwunden. Er sah nicht

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