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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gesicht war schweißnaß. Er nahm ein Handtuch und vergrub das Gesicht darin. Regis, der sich die Weste aufschnallte, wandte sich ab. Wie vielen jungen Leuten war es ihm peinlich, bei einem älteren Schwäche zu bemerken. Unter dem dicken Wams war sein eigenes Hemd schweißnaß. Er zog es aus und ging zu seinem Schränkchen, um ein frisches zu holen, das er gewöhnlich dort aufbewahrte. Dyan legte das Handtuch fort und trat hinter ihn. Er blickte Regis’ nackten Oberkörper an, der dunkel von geheilten und frischen Verletzungen war, und sagte schließlich: „Das hättest du mir sagen sollen. Ich hatte keine Ahnung, daß ich so schwer zuschlage.” Doch er lächelte dabei. Er streckte beide Hände aus und strich fest und intensiv über Regis Rippen. Regis wich vor der Berührung zurück und lachte nervös. Dyan zuckte die Achseln und lachte ebenfalls. „Kein Knochen gebrochen”, sagte er und ließ die Finger über den unteren Rippenbogen gleiten. „Also nicht schlimm.”
Regis beeilte sich, das frische Hemd überzuziehen und dachte, daß Dyan genau auf den Zentimeter wußte, wann immer er eine alte Verletzung traf oder ihm eine neue zufügte! Dyan setzte sich auf die Bank und band sich die Schuhe zu. Er warf die Fechtsandalen in den Schrank. „Ich möchte mit dir reden”, sagte er. „Du hast in der nächsten Stunde keinen Dienst. Komm mit mir in die Schenke. Du wirst auch Durst haben.”
„Danke.” Regis nahm seinen Umhang, und sie gingen den Berg herab in ein Gasthaus in der Nähe der Militärställe, nicht in das große, wo die gemeinen Soldaten zu trinken pflegten, sondern in die kleine Weinschenke, wo die Offiziere und Kadetten ihre Freizeit verbrachten. „Wir können auch ins Hinterzimmer gehen, wenn es dir lieber ist.”
„Nein, hier ist es gut.”
„Du bist sehr klug”, sagte Dyan gleichgültig. „Die anderen Kadetten hätten etwas dagegen, wenn du dich von den normalen Freizeitplätzen und Vergnügungen fernhieltest. Was möchtest du trinken?”
„Apfelwein, Sir.”
„Nichts Stärkeres? Wie du willst.” Dyan rief den Kellner und gab ihm die Bestellung weiter, wobei er für sich Wein orderte. Er sagte: „Ich glaube, der Grund, warum so viele Kadetten hart zu trinken beginnen, ist der: Das Bier in der Messe ist fast untrinkbar, daher ziehen sie Wein vor. Vielleicht sollten wir besseres Bier ausschenken, um sie nüchtern zu halten!” Er hörte sich so komisch an, daß Regis unwillkürlich lachte. In diesem Moment kam ein halbes Dutzend Kadetten herein, wollte sich an den nächsten Tisch setzen, sah die beiden Comyn dort, die miteinander lachten, ging zurück und scharte sich um einen kleineren Tisch in der Nähe der Tür. Dyan hatte ihnen den Rücken zugewandt. Einige von ihnen gehörten zu Regis Baracke. Er nickte ihnen höflich zu, doch sie taten, als sähen sie ihn nicht. „Morgen wird also dein erstes Kadettenjahr vorüber sein”, sagte Dyan. „Hast du dich schon entschlossen, ob du im nächsten Jahr wiederkommst?”
„Ich denke schon, Kapitän.”
Dyan nickte. „Wenn du das erste Jahr überlebst, wird alles leichter. Dieses erste Jahr ist es, das verwöhnte Kinder in Soldaten verwandelt. Ich habe mit dem Waffenmeister gesprochen und vorgeschlagen, daß er dich im nächsten Jahr als einen seiner Gehilfen annimmt. Glaubst du, du kannst den Kindern ein bißchen von dem beibringen, was ich in dich hineinzustopfen versucht habe?”
„Ich kann es versuchen, Sir.”
„Sei nur nicht zu sanft mit ihnen. Ein paar Verletzungen zur richtigen Zeit können ihnen später einmal das Leben retten.” Plötzlich grinste er. „Wenn ich mir deine Rippen ansehe, Vetter, habe ich dir besser zugesetzt, als ich gedacht hatte!”
Das Grinsen wirkte ansteckend. Regis lachte und sagte: „Ihr habt mit Schlägen nicht gespart. Ohne Zweifel werde ich eines Tages dafür dankbar sein.”
Dyan zuckte die Achseln. „Immerhin hast du dich nicht beklagt”, sagte er. „Ich bewundere das bei einem Jungen deines Alters.” Er sah Regis einen Sekundenbruchteil länger an, als Regis als angenehm empfand. Dann nahm er einen langen Zug aus dem Glas. „Ich wäre über ein solches Verhalten bei meinem eigenen Sohn dankbar gewesen.”
„Ich wußte nicht, daß Ihr einen Sohn habt, Sir.”
Dyan goß sich Wein nach und sagte, ohne aufzublicken: „Ich habe einen Sohn gehabt.” Sein Tonfall änderte sich in keiner Nuance, doch Regis fühlte den Schmerz hinter Dyans bewußt beherrschter Stimme. „Er wurde vor ein paar

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