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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sagte liebevoll: „Das geht jedem so. Wenn es dir nicht so gegangen wäre, hätte es mich verwundert. Es hätte bedeutet, du wärest schon früh hart geworden.”
„Aber jetzt weiß ich, glaube ich, warum Comyn-Erben bei den Kadetten dienen müssen”, sagte Regis. „Nicht nur wegen der Disziplin. Davon habe ich in Nevarsin genug bekommen. Aber zu lernen, daß man Teil des Volkes ist, die gleiche Arbeit tut, das Leben der einfachen Leute und ihre Probleme teilt, damit wir…” Er biß sich auf die Lippen und suchte sorgfältig nach Worten. „Damit wir erfahren, wer unser Volk eigentlich ist.”
Dyan sagte leise: „Das war gut gesagt, Junge. Als Kadettenmeister bin ich mit dir zufrieden. Auch als dein Verwandter. Ich wünschte, mehr Jungen deines Alters hätten soviel Einsicht. Man hat mir vorgeworfen, skrupellos zu sein. Aber was immer ich getan habe, ich habe aus Verbundenheit mit den Comyn gehandelt. Kannst du das verstehen, Regis?”
Regis sagte: „Ich glaube schon.” Er fühlte sich warm, irgendwie weniger einsam, weil jemand sich darum kümmerte, wie ihm zumute war oder was er dachte.
Dyan sagte: „Verstehst du auch, was ich gemeint habe, als ich sagte, die anderen Kadetten würden es übelnehmen, wenn du dich vor ihren Vergnügungen drückst?”
Regis biß sich auf die Lippe. Er sagte: „Ich weiß, was Ihr meint. Wirklich. Aber trotzdem habe ich ein komisches Gefühl…” Wieder fühlte er sich plötzlich verlegen. „… bei Häusern wie das mit der Laterne. Vielleicht geht es vorbei, wenn ich älter werde. Aber ich bin ein … Telepath…” Wie komisch sich das anhörte! Wie komisch, daß Dyan der erste war, dem er es sagte! „Und es fühlt sich… für mich falsch an”, sagte er, von Satz zu Satz holpriger werdend. Dyan hob sein Glas und trank es aus, bevor er antwortete. „Vielleicht hast du recht. Das Leben kann für einen Telepathen schon kompliziert genug sein. Eines Tages wirst du wissen, was du willst, und dann kommt die Zeit, wo du deinen Instinkten und deinen Bedürfnissen vertrauen kannst.” Er verstummte grübelnd, und Regis fragte sich, welche bitteren Erinnerungen er hinter dem nachdenklichen Gesichtsausdruck verbarg. Schließlich sagte Dyan:
„Wahrscheinlich hast du recht, wenn du dich von solchen Orten fernhältst und darauf wartest, daß, wenn die Götter gut zu dir sind, jemand, den du lieben kannst, dir hilft, diesen Teil des Lebens zu entdecken.” Er seufzte tief und sagte: „Wenn du kannst. Du wirst vielleicht auch Bedürfnisse entwickeln, die fordernder sind als jene Instinkte. Es ist für einen Telepathen immer schwierig, das Gleichgewicht zu halten. Und dann kann es auch Bedürfnisse geben, die noch stärker sind. Emotionale Bedürfnisse. Und das ist ein Gewicht, das einen jeden von uns in Stücke zerreißen kann.” Regis hatte das komische Gefühl, daß Dyan gar nicht zu ihm redete, sondern zu sich selber.
Abrupt stellte Dyan das leere Weinglas ab und stand auf. Er sagte: „Doch ein Vergnügen ohne Gefahr ist es zu beobachten, wie junge Leute in Klugheit aufwachsen, Vetter. Ich hoffe, eine Menge von diesem Erwachsenwerden bei dir in diesem Winter zu sehen, und ich werde dir mit Interesse zusehen. In der Zwischenzeit denk daran: Ich kenne die Stadt gut, und ich würde dir gerne alles zeigen, was du sehen willst.” Plötzlich lachte er laut auf und sagte: „Und glaub mir, Vetter, diese Unterweisung verursacht keine Verletzungen.”
Schnell ging er fort. Regis nahm seinen Umhang vom Sitz und fühlte sich verwirrter als je zuvor. Er hatte den Eindruck, daß Dyan noch etwas anderes hatte sagen wollen. Er mußte an dem Tisch mit den Kadetten vorbei, die dort bei Apfelwein oder Bier saßen. Er bemerkte, daß sie ihn nicht gerade freundlich anstarrten. Keiner bot ihm auch nur einen höflichen Gruß an. Er reckte das Kinn vor und wandte ihnen den Rücken zu. Einer sagte leise: „Lustknabe!”
Regis spürte eine ungeheure Welle von Wut in sich aufsteigen. Er wollte sich zu dem Jungen umdrehen und ihn zu einer blutigen Masse zusammenschlagen. Dann verhärtete sich seine Miene; er zwang sich, fortzugehen und so zu tun, als habe er nichts gehört. Wenn man auf das Bellen von Hunden hört, wird man taub und lernt nichts dabei.
Er erinnerte sich an die verschiedenen Beleidigungen, die er versucht hatte zu überhören, meistens der Art, daß die Comyn unter einer Decke steckten, daß er bestimmte Vorteile genoß, weil er Comyn-Erbe sei. Doch dies hier war neu. Er erinnerte

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