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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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menschlicher Kontrolle liegt und unheilvoll ist!«
    Kadarin schritt auf und ab, und ich ging mit ihm und teilte seine Unruhe, die so stark war, daß sie wie Schmerz wirkte. »Lady, eine Matrix kann in sich nicht schlechter oder besser sein als der Kopf des Mannes, der sich ihrer bedient. Haltet Ihr mich für böse?«
    Sie winkte mit ungeduldiger Handbewegung ab. »Ich halte Euch für ehrenwert, aber Ihr scheint nicht zu glauben, daß es Kräfte gibt, die so weit von menschlichen Vorstellungen entfernt sind, daß sie alles unheilvoll machen. Oder unheilvoll in gewöhnlichen menschlichen Begriffen. Und was würdet Ihr damit anfangen? Laßt es sein, Kadarin!«
    »Ich kann nicht. Es gibt keine andere Kraft, die mächtig genug für meine Pläne ist, und diese sind ehrenwert. Ich habe sie alle überprüft, und ich habe einen Kreis bereitstellen.«
    »Ihr wollt sie doch nicht etwa allein benutzen oder zusammen mit der Darriell-Frau?«
    »So dumm bin ich auch nicht. Ich versichere Euch, ich habe an alles gedacht. Ich habe einen Comyn-Telepathen als Hilfe. Er ist vorsichtig und ausgebildet«, sagte Kadarin einschmeichelnd. »Er wurde auf Arilinn ausgebildet.«
    »Arilinn«, sagte Desideria schließlich. »Ich weiß, wie auf Arilinn ausgebildet wird. Ich habe nicht geglaubt, daß dieses Wissen überlebt hat. Dann könnte es sicher sein. Versprecht mir, Kadarin, sie in seine Hände zu legen und alles seinem Urteil zu überlassen, und ich werde Euch die Matrix geben.«
    »Ich verspreche es«, sagte Kadarin. Wir befanden uns in so intensivem Kontakt, daß mir schien, ich selber, Lew Alton, verbeuge sich vor der alten Bewahrerin und fühle ihre grauen Augen bis in meine innerste Seele dringen.
    In Erinnerung an diesen Augenblick möchte ich schwören, selbst angesichts aller Alpträume, die darauf folgten, daß Kadarin ehrlich war und nichts Böses im Sinn hatte …
    »Dann sei es so«, sagte Desideria. »Ich werde sie dir anvertrauen.« Wieder blickten die scharfen grauen Augen ihn an. »Aber ich sage Euch, Robert Kadarin – oder wie auch immer Ihr Euch jetzt nennt –, gebt acht! Wenn Ihr irgendeinen Fehler habt, wird sie ihn gnadenlos enthüllen. Wenn Ihr nur Macht sucht, wird sie Eure Ziele in solche Ruinen verwandeln, die Ihr nicht einmal ahnen könnt. Wenn Ihr ihr Feuer rücksichtslos entzündet, wird sie sich gegen Euch wenden und Euch und all Eure Liebe verzehren! Ich weiß es, Kadarin! Ich habe in Sharras Flamme gestanden, und wenn ich auch unverletzt daraus hervorgegangen bin, so doch nicht ohne Narben. Ich habe meine Macht lange schon abgelegt. Ich bin alt, doch soviel kann ich noch sagen: Gebt acht!«
    Und plötzlich verwischte sich die Identität und löste sich auf. Thyra seufzte. Der Zirkel löste sich auf, wie ein Spinnenetz zerreißt, und wir standen auf und starrten uns an. Thyra war blaß vor Erschöpfung, und ich fühlte, wie Marjories Hand in meiner zitterte.
    »Genug«, sagte ich fest. Ich wußte, daß bis zu jenem Zeitpunkt, zu dem es sicher war, wer den zentralen Platz einnehmen würde, bis wir wußten, wer von uns Bewahrerin sein würde, in meiner Verantwortlichkeit lag, sie alle zu überwachen. Ich bedeutete den anderen, sich voneinander zu lösen und sich körperlich voneinander zu entfernen und die letzten Kontaktfäden zu zerreißen. Bedauernd ließ ich Marjories Hand los. »Genug. Wir brauchen alle Ruhe und etwas zu essen. Ihr müßt lernen, eure physische Stärke nicht zu überschätzen.« Ich sprach eindringlich und mit fester didaktischer Absicht, um jeden emotionalen Kontakt oder Betroffenheit auf ein Minimum beschränkt zu halten. »Selbstdisziplin ist ebenso wichtig wie Talent und viel wichtiger als Fertigkeit.«
    Aber ich war nur halbwegs so gelassen, wie es klang, und ich vermutete, daß sie es wußten.
     
    Drei Tage später sprach ich mit Kermiac in der großen, beleuchteten Halle über meine ursprüngliche Mission. Beltran, das wußte ich, hatte den Eindruck, daß ich den Comyn für immer den Rücken gekehrt hatte. Es stimmte, daß ich mich nicht mehr dem Willen meines Vaters verpflichtet fühlte. Er hatte mich angelogen, mich rücksichtslos mißbraucht. Kadarin hatte von dem Abkommen als einem weiteren Versuch der Comyn gesprochen, Darkover zu entwaffnen, um die Herrschaft des Rats aufrechtzuerhalten. Nun fragte ich mich, wie mein älterer Verwandter darüber dachte. Er hatte seit vielen Jahren in den Bergen regiert, wobei die Terraner ihm immer zur Hilfe standen. Es war natürlich, daß

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