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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Galle anzuspucken. Und ich stelle mir auch gerne vor, wenn es soweit sein wird, daß du da sein wirst, ihnen zu helfen, ob du nun hinter Beltran oder dem jungen Hastur stehst. Hauptsache, du bist da.«
    Er nahm eine Nuß und zerbrach sie mit seinen starken, alten Händen. Ich fragte mich, was er von Beltrans Plänen wußte, fragte mich, wieviel von dem, was er sagte, geradeheraus kam, wieviel davon Hasturs Ohr erreichen sollte. Ich begann, diesen alten Mann zu lieben, und dennoch nagte Unbehagen an meinen Gedanken. Die meisten der Essensgäste hatten sich bereits verlaufen; Thyra und Marjorie saßen mit Beltran und Rafe nahe einem der Fenster. Kermiac sah meinen Blick und lachte.
    »Sitz nicht hier bei den Alten herum, Neffe. Geh hinüber zu den Jungen.«
    »Einen Augenblick noch«, sagte ich. »Beltran nennt sie Pflegeschwestern. Sind sie auch mit Euch verwandt?«
    »Thyra und Marguerida? Das ist eine merkwürdige Geschichte«, sagte Kermiac. »Vor vielen Jahren hatte ich einen Leibwächter hier, einen Terraner namens Zeb Scott, als ich solche Dummheiten noch hinnahm. Ich gab ihm Felicia Darriell zur Frau – langweilt dich diese lange Geschichte, Lew?«
    »Überhaupt nicht.« Ich wollte alles über Marjories Eltern hören.
    »Nun, die Darriells sind eine alte, alte Familie hier in den Bergen, und der Letzte von ihnen, der alte Rakhal – Rafes wirklicher Name lautet Rakhal, weißt du, aber meine Terraner finden das so unaussprechbar –, der alte Rakhal also lebte als Eremit, halb wahnsinnig und ein Trinker, auf seinem Stammsitz, der damals schon dem Verfall nahe war. Und hin und wieder, wenn er betrunken war oder wenn der Geisterwind blies – denn in einigen der abgelegenen Täler wächst immer noch Kireseth –, wanderte er irre durch die Wälder. Hinterher erzählte er wahnwitzige Geschichten von Frauen, die dort herumliefen und nackt im Wind tanzten und ihn in die Arme nahmen – wie sie eben Wahnsinnige erzählen. Doch vor langer Zeit, vor sehr langer Zeit, kam der alte Rakhal, wie man berichtete, nach Burg Storn und trug ein kleines Mädchen auf dem Arm und sagte, er habe sie so nackt, wie sie war, im Schnee auf seiner Schwelle gefunden. Er sagte, es sei das Kind von ihm und dem Waldvölkchen, und es sei von ihren Leuten verstoßen und ausgesetzt worden. Lady Storn nahm es zu sich, was immer dieses Kind auch war, menschlich oder vom Waldvolk, weil der alte Rakhal es nicht großziehen konnte. Sie erzog das Mädchen zusammen mit ihren eigenen Töchtern. Und viele Jahre später, als ich mich mit Lauretta Storn-Lanart vermählte, kam Felicia Darriell, wie man sie nannte, zusammen mit Laurettas Damen und Gefolge hierher. Felicias ältestes Kind, Thyra, könnte meine eigene Tochter sein. Als Lauretta hochschwanger war, nahm ich auf ihren Wunsch hin Felicia mit mir zu Bett. Laurettas erstes Kind wurde tot geboren, und sie nahm Thyra an Kindes statt an. Ich habe sie immer als Beltrans Schwester angesehen, wenn es auch nicht sicher ist. Später heiratete Felicia Zeb Scott, und diese beiden, Rafe und Marguerida, sind halbe Terraner und nicht mit dir verwandt. Aber Thyra könnte auch unsere Cousine sein.«
    Nachdenklich fügte er hinzu: »Die Geschichte des alten Rakhal kann gestimmt haben. Felicia war eine merkwürdige Frau. Ihre Augen waren so sonderbar. Ich hatte solche Geschichten immer für das Geplapper eines Trinkers gehalten. Und doch, als ich Felicia kennenlernte …« Er schwieg, verloren in Erinnerungen an lang vergessene Zeiten. Ich blickte Marjorie an und wunderte mich. Auch ich hatte niemals an solche Erzählungen geglaubt. Aber diese Augen …
    Kermiac lachte und schickte mich fort. »Neffe, da dein Herz und deine Augen drüben bei Marguerida sind, bring auch den Rest von dir dorthin.«
    Thyra starrte abwesend hinaus in den Sturm. Ich spürte ihre fragenden Gedanken und wußte, sie suchte durch die zunehmende Dunkelheit ihren Freund. Thyra, das mochte ich wohl glauben, war nicht ganz menschlich.
    Aber Marjorie? Sie streckte mir ihre Arme entgegen. Ich fing sie mit meinen auf und umfaßte mit dem freien Arm ihre Taille. Beltran kam zu uns und sagte: »Er wird bald da sein. Was dann, Lew?«
    »Es ist dein Plan«, sagte ich. »Und Kadarin ist gewiß Telepath genug, um in den Zirkel zu passen. Du weißt, was wir tun wollen, wenn es auch bei einer Gruppe unserer Größe Grenzen gibt. Es gibt bestimmt Technologien, die wir demonstrieren können. Zum Beispiel Straßenbau und das Pflastern von Straßen. Es

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