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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Macht dazu zu haben.
    Ein paar Tage später kam Gabriel Lanart-Hastur von Edelweiß mit der Nachricht zurück, daß Javanne Zwillinge, beides Mädchen, geboren habe, denen sie die Namen Ariel und Liriel gegeben hatten. Zusammen mit Gabriel schickte mich mein Vater auf einen Auftrag in die Berge, um ein neues System von Feuerwachtürmen einzuführen und die Feuerwachstationen zu inspizieren, die in den Tagen meines Großvaters errichtet worden waren, und um die Bergbewohner in neuen Feuerbekämpfungsmaßnahmen zu unterweisen. Diese Aufträge verlangen ein hohes Maß an Taktgefühl und einige Comyn-Autorität, denn es müssen Menschen zu einer friedlichen Zusammenarbeit überzeugt werden, die oftmals seit Generationen durch Familienfehden und Rivalitäten zerstritten sind. Die Feuerbekämpfung ist eine der ältesten Traditionen auf Darkover, doch in Gegenden, wo seit Jahren keine Waldbrände mehr aufgetreten sind, ist es schwer, die Menschen davon zu überzeugen, daß die Feuerbewachungsmaßnahmen ausgedehnt und die Feuerstationen und Wachtürme aufrechterhalten werden müssen.
    Ich genoß die volle Autorität meines Vaters, und das half mir auch. Das Gesetz der Comyn geht über persönliche Fehden und Rivalitäten hinaus – oder sollte es zumindest. Ich hatte ein Dutzend Wachen für die körperlichen Arbeiten dabei, doch ich mußte die Redearbeit leisten, mußte überreden und besänftigen, wenn alte Fehden außer Kontrolle gerieten. Es bedurfte eines erheblichen Maßes an Takt und Mitdenken. Man mußte auch eine Menge über die verschiedenen Familien wissen, ihre erbliche Loyalität, ihre Heiraten und Interaktionen während der letzten sieben oder acht Generationen. Es war bereits Mittsommer, als ich zurück nach Thendara ritt, doch ich fühlte, ein gutes Stück weitergekommen zu sein. Jeder Schritt gegen die Bedrohung durch Waldbrände auf Darkover beeindruckt mich weitaus mehr als alle politischen Vervollkommnungen der letzten hundert Jahre. Das ist wirklich etwas, was wir der terranischen Präsenz auf Darkover verdanken: ein Zuwachs an Wissen bei der Feuerkontrolle und ein Informationsaustausch mit anderen dichtbewaldeten Planeten des Reiches über neue Methoden des Überlebens und des Schutzes.
    Draußen in den Bergen bedeutete der Name der Comyn etwas. Näher bei den Handelsstützpunkten hat der Einfluß der Erde die Gewohnheit abgeschliffen, die Comyn als natürliche Führer zu betrachten. Doch dort draußen war die Macht des bloßen Namens Comyn ungeheuer. Die Leute wußten entweder nicht, daß ich ein halbterranischer Bastard war, oder sie kümmerten sich nicht darum. Ich war der Sohn Kennard Altons, und nur das war wichtig. Zum ersten Mal besaß ich die volle Autorität eines Comyn-Erben.
    Ich legte sogar eine Blutfehde bei, die seit drei Generationen gewütet hatte, indem ich vorschlug, daß der älteste Sohn des einen Hauses die Tochter des anderen heiratete und das Land, um das es ging, auf beider Kinder übertragen würde. Nur ein Comyn-Lord hätte dies vorschlagen können, ohne sich selber in diese Fehde zu verwickeln, doch sie akzeptierten es. Als ich an die Leben dachte, die ich so rettete, war ich darüber sehr glücklich.
    Ich ritt an einem Morgen im Hochsommer nach Thendara zurück. Ich habe von Leuten, die von anderen Planeten kamen, gehört, wir hätten keinen Sommer, doch es hatte seit drei Tagen keinen Schnee gegeben, selbst nicht in den frühen Morgenstunden, und das war für mich Sommer genug. Die Sonne war verschwommen und halb hinter Wolken versteckt, doch als wir vom Paß herab durch die Nebelbänke ritten, brach sie durch und warf dunkelrote Schatten auf die Stadt vor uns. Alte Leute und Kinder versammelten sich innerhalb der Stadttore, um uns zuzusehen, und ich merkte, daß ich vor mich hin lächelte. Zum Teil lag das natürlich an dem Gedanken, in den folgenden beiden Nächten im gleichen Bett schlafen zu können. Doch teilweise war es auch deshalb, weil ich wußte, gute Arbeit geleistet zu haben. Zum ersten Mal in meinem Leben schien es nur, als sei diese Stadt meine Stadt, daß ich heimkam. Ich hatte mir diese Aufgabe nicht ausgesucht – ich wurde hineingeboren –, doch nun verachtete ich dieses Leben nicht mehr so sehr.
    Als ich in den Stallhof der Wache ritt, sah ich einen Trupp Kadetten auf Wache an den Toren und weitere auf dem Weg zur Messe. Sie wirkten recht soldatisch, nicht mehr wie jene unbeholfenen Kinder, die sie noch am ersten Tag gewesen waren. Offensichtlich hatte

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