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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bedurfte aller Selbstkontrolle, mein ausdrucksloses Gesicht beizubehalten, wie es sich für einen Angehörigen der Ehrengarde gehörte, dessen perfektes Modell ein Zinnsoldat ist, der weder hört noch sieht. Würden die Terraner es wagen, das Abkommen zu brechen?
    Jetzt wußte ich, warum mein Vater darauf bestand, daß nichts hiervon an die Außenwelt gelangte. Seit dem Zeitalter des Chaos hatte das Abkommen von Darkover alle Waffen geächtet, die außerhalb der Hand eines Menschen Wirkungen zeitigten. Dies war ein grundlegendes Gesetz: Der Mann, der tötet, mußte selbst in Todesgefahr stehen. Die Information, das Abkommen sei verletzt worden, würde Darkover an den Wurzeln erschüttern, öffentlichen Aufruhr und Mißtrauen schaffen und das Vertrauen der Bevölkerung in die Führung untergraben.
    Das Gesicht des Legaten zeigte keinerlei Regung; ein fast unmerkliches Zucken um die Augen und Mundwinkel verriet jedoch, daß das Gesagte keine Neuigkeit für ihn bedeutete.
    »Es ist nicht unsere Angelegenheit, Darkover den Vertrag aufzuzwingen, Lord Hastur. Die Politik des Imperiums lautet, hinsichtlich regionaler Auseinandersetzungen vollständig neutral zu bleiben. Unsere Geschäfte in Caer Donn und der Handelsstadt dort beziehen sich auf Lord Kermiac von Aldaran. Hat man mich falsch informiert? Fällt das Territorium von Aldaran unter die Gesetze der Comyn, Lord Hastur?«
    Hastur sagte mit Nachdruck: »Aldaran ist seit Jahren keine Domäne der Comyn mehr, Mr. Ramsay. Dennoch kann man das Abkommen wohl kaum eine regionale Entscheidung nennen. Aldaran befindet sich zwar nicht unter unserer Gesetzeshoheit …«
    »Das ist auch meine Meinung«, sagte der Legat, »und daher …«
    »Verzeiht, Mr. Ramsay, aber ich war noch nicht fertig.« Hastur war wütend. Ich versuchte, abgeschirmt zu bleiben, wie es wohl jeder Telepath in einer Menschengruppe dieser Größe tun würde, doch alles konnte ich nicht fernhalten. Hasturs ruhiges, ernstes Gesicht veränderte sich nicht im geringsten, doch seine Wut war wie die ferne Glut eines Waldbrandes am Horizont. Noch keine Gefahr, aber eine entfernte Bedrohung. Er sagte: »Bitte korrigiert mich, wenn ich im Unrecht sein sollte, Mr. Ramsay – aber trifft es nicht zu, daß, als das Imperium über den Status von Darkover als Geschlossene Welt Klasse D verhandelte …« Das technische Vokabular klang aus seinem Mund fremdartig, und er schien die Worte mit Verachtung auszusprechen. »… eine Bedingung für die Errichtung und Benutzung des Raumhafens und die Einrichtung der Handelsstädte von Port Chicago, Caer Donn und Thendara die vollständige Durchsetzung des Abkommens außerhalb der Handelsstädte und die Kontrolle von Schmuggelwaffen war? Wenn man sich dieses Abkommen vor Augen hält, könnt Ihr dann mit gutem Gewissen behaupten, es sei nicht Eure Sache, das Abkommen auf Darkover durchzusetzen?«
    Ramsay sagte: »Wir setzen es in den Comyn-Domänen durch und haben es immer getan – unter Comyn-Gesetzen, mein Lord, was uns beträchtliche Probleme und Kosten aufbürdet. Muß ich Euch daran erinnern, daß einer unserer Männer vor nicht allzu langer Zeit mit Mord bedroht wurde, weil er sich unbewaffnet und ohne Verteidigungsmöglichkeit in einer Gesellschaft befand, die von einem jeden Mann erwartet, daß er kämpft, um sich zu schützen?«
    Dyan Ardais sagte barsch: »Die Episode, die Ihr erwähnt, war unnötig. Man muß Euch wohl daran erinnern, daß der Mann, dem man mit Mord drohte, selbst einen unserer Wachsoldaten umgebracht hatte, und zwar in einem so lächerlichen Streit, daß ein darkovanischer Junge von zwölf Jahren sich geschämt hätte, daraus mehr als auch nur einen Scherz zu machen! Denn dieser terranische Mörder verbarg hinter seinem gefeierten waffenlosen Status …« – selbst einem Terraner konnte dieser Spott nicht entgehen – »… die Verweigerung der gesetzlichen Anklage durch den Bruder des Ermordeten. Wenn Euer Mann ohne Waffen ging, Sir, dann war er allein für seine Handlungen verantwortlich.«
    Reade Andrusson sagte: »Sie haben es sich nicht ausgesucht, ohne Waffen zu gehen, Lord Ardais. Wir sind durch das Abkommen gezwungen, ihnen ihre gewohnten Waffen zu nehmen.«
    Dyan sagte: »Unsere Gesetze erlauben ihnen, ethische Waffen zu tragen, so viele sie wollen. Sie können sich nicht beklagen, sie seien ohne Verteidigung, wenn sie es sich nicht anders aussuchen.«
    Der Legat ließ seinen Blick nachdenklich auf Dyan ruhen und sagte: »Ihre Waffenlosigkeit,

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