Hauch der Verdammnis
Es hatte irgendwas mit einem Regierungscomputer zu tun, in den er sich ohne Erlaubnis eingeklinkt hat. So wie er es erzählt, ist er nur deshalb nicht ins Gefängnis gewandert, weil niemand zugeben wollte, dass das, was er getan hatte, überhaupt möglich war. Und es ist schwer, jemanden wegen eines Verbrechens zu verurteilen, wenn man nicht zugeben will, dass es begangen wurde.«
Die Ampel am Piilani Highway wechselte auf Grün. Als Rob aufs Gaspedal trat, ertönte hinter ihm eine Hupe, und ein alter Honda Civic schoß an ihnen vorbei. Die eingebeulte Beifahrertür war mit einem zerschlissenem Seil zugebunden, und auf dem Dach war ein Surfbrett befestigt. »He Mann, hör auf, mit dieser Schrottkiste die Straße zu blockieren!« Der Fahrer streckte seine Hand aus dem Fahrerfenster und wackelte mit Daumen und kleinem Finger.
Katharines Hoffnungen sanken. »Das ist Al Kalama, nicht wahr?« fragte sie.
»Glaub mir, er ist kein Spinner«, behauptete Rob, aber ein schneller Seitenblick belehrte ihn, dass Katharine ihm nicht glaubte. Ein paar Sekunden später hielt Rob neben dem Honda an.
Al Kalama lehnte bereits an seinem Wagen. Er trug lediglich Shorts und Sandalen und grinste sie breit an. »Wieso die Eile, Mann? Du klangst am Telefon, als wäre jemand gestorben oder so.«
Rob Silver sah den gealterten Strandjungen ernst an. »Ken Richter ist tot, und wir nehmen an, dass Nick Grieco ebenfalls tot ist.«
Kalamas Grinsen erstarb, und er hörte zu, als sie ihm von ihrer Entdeckung im Tauchladen und von den Polizeiautos vor Griecos Wohnung erzählten. Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Was, zum Teufel, geht da vor?«
»Um das herauszukriegen, brauchen wir dich«, sagte Rob. Er reichte Kalama die Namensliste, die Katharine von dem Terminbrett in Ken Richters Laden abgeschrieben hatte. »Wir müssen herausfinden, wo diese fünf Jungen sind oder zumindest, ob sie noch leben.«
Al Kalama sah sie überrascht an. »Ich war vor ein paar Tagen mit diesen Jungen tauchen«, sagte er.
Rob sah Katharine an. »Bist du sicher?«
»Klar bin ich sicher! Ich erinnere mich an die Kids, weil die meisten von ihnen Arschlöcher waren. Außerdem hatte einer von ihnen Probleme mit seiner Sauerstoffflasche, was wirklich seltsam war, weil Takeo Yoshihara brandneue Ausrüstung in den Laden geschickt hatte.«
Die Worte trafen Katharine wie Nägel, die man in einen Sarg schlägt.
Michaels Sarg.
Bis zu diesem Augenblick hatte sie sich immer noch an die Hoffnung geklammert, wie vage sie auch sein mochte, dass Michaels Erkrankung auf einem Zufall beruhte, wie Takeo Yoshihara behauptet hatte. »Der Junge, der Probleme mit seiner Flasche hatte«, sagte sie mit zitternder Stimme, »können Sie herausfinden, ob er noch lebt? Ist er noch auf der Insel?«
Kalama zuckte mit den Schultern. »Das ist ein Klacks. Alle Kids, mit denen ich tauchen war, sind entweder an diesem Nachmittag oder am nächsten Morgen abgereist. Dieser Junge kam aus Chicago, und wenn er in der Zwischenzeit gestorben ist, dann müsste bestimmt was davon in den Lokalzeitungen stehen.«
»Kriegen Sie es raus«, bat Katharine. »Bitte.« Sie wandte sich an Rob. »Ich muss zurück. Ich muss Michael da rausholen.« Sie wollte sich ans Steuer des Explorers setzen, aber Rob hielt sie auf.
»Katharine, bist du verrückt? Wie willst du ihn da rausholen? Und selbst wenn du es schaffst, wohin willst du ihn bringen? Außerhalb der Box kann er nicht atmen, das weißt du doch.«
Katharine wischte den Einwand beiseite. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich werde schon einen Weg finden. Mein Gott, Rob, verstehst du denn nicht? Takeo Yoshihara will ihn gar nicht am Leben erhalten. Er will nur herausfinden, wie Michael und seine Freunde mit dem Zeug in Berührung gekommen sind, und sowie er das weiß, tötet er ihn!« Noch während sie sprach, tauchten neue Fragen vor ihr auf.
Was, wenn sie gar nicht mehr auf das Gelände gelassen wurde?
Was, wenn Michael schon ...
Sie weigerte sich, auch nur die Möglichkeit in Betracht ziehen. »Versuche alles herauszufinden, was du kannst«, sagte sie zu Rob. »Finde heraus, was in diesen Dateien ist. Finde heraus, was sie da wirklich machen!« Sie legte ihre Arme um ihn und drückte ihn kurz an sich. Dann ließ sie ihn los und stieg in den Explorer. Als sie eben davonfahren wollte, holte Rob sein Handy hervor und reichte es ihr durchs offene Fenster.
»Nimm das mit«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, dass wir bald miteinander reden
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