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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Arschloch?«
    Michael sagte noch immer nichts. Er konzentrierte sich ganz auf seinen Lauf und achtete darauf, sein Tempo auf jeden Fall beizubehalten. Wenn ihn dieser Kerl von der Bahn schubsen wollte, dann sollte er es tun. Aber er hatte nicht vor zu kneifen.
    Sie bogen um die letzte Kurve. Michael verließ die Bahn, um zum Trainer zu gehen und sich vorzustellen. In diesem Augenblick steigerte der andere Junge scheinbar mühelos das Tempo, so dass Michael sich fragte, ob es nicht doch besser wäre, wieder in den Umkleideraum zu laufen, zu duschen und nach Hause zu gehen. Doch dann sah er den anderen Jungen aus dem Bus, der ihn höhnisch angrinste, als wisse er genau, woran Michael gerade dachte.
    Aber Michael wusste auch, dass er jeden weiteren Tag auf der Bailey High hassen würde, wenn er jetzt kniff. Er atmete kräftig aus und ging auf den Trainer zu. »Ich bin Michael Sundquist«, sagte er. »Ich würde gerne ins Team aufgenommen werden.« Er sah, wie der Trainer ihn von oben bis unten musterte, und er sah auch die Skepsis in seinen Augen. »Ich bin Sprinter«, fügte er hinzu.
    »Ich glaube, ich kann mir selbst ein Urteil darüber bilden, was du bist«, sagte der Trainer. Die anderen Läufer lachten, und Michael versuchte, seine glühenden Wangen zu ignorieren. Der andere Junge lief noch immer seine Runde. Schließlich sagte der Trainer freundlicher: »Also gut, was willst du laufen?«
    »Die hundert Meter, oder die zweihundert«, schlug Michael vor.
    »Wie wär's mit den vierhundert?« fragte der Trainer.
    Michael biß sich auf die Lippen. Dann entschied er sich, die Wahrheit zu sagen. »Ich hatte Asthma. Ich bin nicht sicher, ob ich Kraft dafür habe, bei vollem Tempo.«
    Der Trainer runzelte die Stirn, aber dann sagte er nur: »Okay, ich sag' dir, wann du loslaufen sollst.« Er zog eine Stoppuhr aus der Tasche, stellte sie ein und reichte sie dem anderen Jungen aus dem Bus. Der Zeitnehmer ging zur Hundert-Meter-Ziellinie, und der Trainer nickte Michael zu, der sich zu den Startblöcken begab. »Auf die Plätze!«
    Michael kniete sich hin und preßte seinen Fuß gegen den Startblock.
    »Fertig!«
    Er spannte seine Muskeln an und wartete auf das dritte Wort.
    Und wartete.
    Was, zum Teufel, sollte das? Wollte der Trainer ihn auf den Arm nehmen? Seine Beine taten schon weh. Dennoch blieb er voll angespannt, tief geduckt und wartete. Dann hörte er Schritte hinter sich und wusste Bescheid.
    In dem Augenblick, als der Junge, der ihm vorhin den Ellbogen in die Seite gerammt hatte, an ihm vorbeilief, rief der Trainer: »Los!«
    Als sich Michael vom Block abstieß, war ihm der größere Junge schon um einige Schritte enteilt und schien immer schneller zu werden. Na toll, dachte Michael, jetzt darf ich nicht nur jemanden einholen, der größer ist und einen Vorsprung hat, ich darf auch noch seinen Staub schlucken.
    Aber wenn sie dieses Spiel spielen wollten, na schön.
    Michael legte seine ganze Kraft in die ersten Schritte, mit denen er sich vorwärtsschnellte, und rannte, so rasch er konnte.
    Nach einigen Metern merkte er bereits, dass die Entfernung zu dem Läufer vor ihm nicht größer wurde.
    Im Gegenteil, der Abstand verringerte sich.
    Dann hörte er plötzlich eine Stimme von der Tribüne. Josh Malani hüpfte auf und ab. »Los, Mike, los!« schrie er.
    Michael ballte die Fäuste, um jeden Rest Energie aus seinem Körper zu holen. Er wollte die Lücke schließen. Nach vierzig Metern betrug der Abstand nur noch vier Meter.
    Bei siebzig lag Michael nur noch einen Schritt zurück.
    Bei achtzig hatte er den anderen Läufer eingeholt, und als er die Ziellinie überflog, hatte er mehr als einen Meter Vorsprung.
    Er lief aus und wartete, was jetzt geschehen würde. Der Typ hasste ihn schon wegen seiner Hautfarbe, und jetzt hatte er ihn auch noch vor allen seinen Freunden besiegt. Großartig.
    Josh Malani kam auf ihn zugelaufen. »Spitze, Mike. Er hat Staub geschluckt.«
    Der Junge, den er geschlagen hatte, und der eben noch ausgesehen hatte, als wollte er Michael am liebsten verprügeln, blieb stehen und sah ihn erstaunt an. »Du bist Mike Sundquist?« fragte er.
    »Michael«, verbesserte Josh. »Er mag es gar nicht, wenn du ihn Mike nennst.«
    »Und warum nennst du ihn dann Mike?« mischte sich der Junge mit der Stoppuhr ein. »Ich denke, er hat dich aus dem Riff gezogen.«
    »Das hat er.«
    »Dann zeige gefälligst ein bißchen Respekt.« Er wandte sich an Michael. »Wenn Malani dir irgendwelchen Ärger macht, sag

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