Hauch der Verdammnis
Krankenschwester holen?
Er wusste nicht einmal, wo ihr Büro war!
»Ich bin gleich wieder da«, sagte er. »Ich hole die Krankenschwester, und in meinem Spind ist etwas, womit du besser atmen kannst.«
»Nicht die Schwester«, keuchte Josh. »Ich will nicht...« Aber Michael war bereits losgelaufen.
Langsam rappelte sich Josh wieder auf, immer noch schwer atmend. Er hielt sich am Türgriff des Wandschranks fest, an dem er eben noch gelehnt hatte. Als er einen vorsichtigen Schritt nach vorne machte, verlor er sofort das Gleichgewicht, und als er sich an dem Türgriff festhalten wollte, riß er die Schranktür auf.
Schachteln, Dosen und Flaschen kamen ihm entgegen. Die Reinigungs- und Desinfektionsmittel, die der Hausmeister hier lagerte, kippten um und fielen auf den Boden. Scharf riechende Flüssigkeit strömte auf den Boden, Scheuerpulver staubte hoch.
Instinktiv trat Josh einen Schritt zurück und starrte das Durcheinander aus den verschiedensten Behältern an. Er griff nach einer Flasche mit Ammoniak und hielt sie vorsichtig an die Nase.
Als er die Dämpfe durch die Nase einatmete, spürte er einen sofortigen Energieschub, als hätte man Adrenalin in seinen Blutkreislauf gepumpt.
Er atmete wieder ein, und ein fast elektrisches Kitzeln lief durch seinen Körper.
Als kurz darauf Michael mit dem Spray herbeigelaufen kam, bot sich ihm ein völlig verändertes Bild.
Josh Malani sah wieder völlig gesund aus, seine Augen glänzten, und er schien auch wieder vollkommen normal zu atmen.
Doch dann sah Michael, dass Josh eine Ammoniakflasche an seine Nase hielt und die Dämpfe in seine Lunge sog. »Um Gottes willen, Josh, was machst du da?« schrie Michael und riß ihm die Flasche aus der Hand. »Was ist hier los?«
»Gib sie mir wieder!« forderte Josh. »Ich hab' nur dran gerochen.«
»Bist du verrückt? Das Zeug ist giftig. Es bringt dich um.«
Josh griff nach der Flasche. »Los, her damit!«
Michael schob Josh beiseite und schlug die Schranktür zu. Dann lehnte er sich mit der Ammoniakflasche in der Hand dagegen. Josh sah ihn düster an, und einen Augenblick fürchtete Michael, er würde sich auf ihn stürzen. Aber dann schüttelte Josh den Kopf. »Zur Hölle mit dir«, murmelte er. Er drehte sich um und stapfte aus dem Raum. Michael schloß die Flasche weg und ging hinter ihm her. Josh zog sich an.
»Hör zu, Josh«, sagte er. »Ich will dir doch nur helfen.«
Josh würdigte ihn kaum eines Blickes. »Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich brauche überhaupt keine Hilfe, von niemandem.« Er schob Michael beiseite und eilte aus den Umkleideräumen hinaus und zum Parkplatz. Er stieg bereits in seinen Truck ein, als Michael ihn eingeholt hatte.
»Ich komme mit dir«, sagte Michael und ging auf die Beifahrerseite.
»Den Teufel wirst du tun.« Josh startete, legte den ersten Gang ein und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz.
Michael stand in einer Staubwolke und sah seinem Freund hinterher. Tränen schossen ihm in die Augen, und in seinem Magen spürte er einen Knoten aus Wut und Angst, so fest, als könne er ihn nie mehr entwirren. Er wird darüber hinwegkommen, sagte er sich schließlich, drehte sich um und ging wieder zu den Umkleideräumen. Spätestens wenn die Schule aus ist, wird er sich wieder beruhigen. Es wird schon werden.
Aber noch während er das dachte, wusste er, dass er nicht daran glaubte.
KAPITEL 20
Als Josh Malani mit seinem Pick-up vom Schulparkplatz brauste, hatte er keine Ahnung, wohin er fahren sollte. Er wusste nur eins - er musste fort.
Das angenehme Kribbeln, das er im Körper gespürt hatte, als er das Ammoniak eingeatmet hatte, ließ bereits nach, aber damit auch die Wut, die in ihm hochgekocht war, als Michael ihm die Flasche weggenommen hatte.
Was, zum Teufel, war nur in ihn gefahren, Michael so anzubrüllen? Michael war sein bester Freund!
Michael hatte ihm das Leben gerettet.
Michael hatte nur versucht, ihm zu helfen.
Und was hatte er getan? Er war durchgedreht und abgehauen.
Toll!
Und was jetzt?
Nach Hause konnte er nicht - auf keinen Fall vor fünf Uhr. Dann kam seine Mom von der Arbeit, und er musste nicht mit seinem Vater allein sein.
Vielleicht würde er einfach ein paar Stunden am Strand verbringen. Nach dem Schwimmen fühlte er sich immer besser, und dann würde er kurz vor Schulschluß zurückfahren und Mike suchen.
Er würde sich entschuldigen, und dann würden sie gemeinsam überlegen, was sie wegen Jeff unternehmen sollten. Vielleicht hatte
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