Hauch der Verdammnis
die Beklemmung in der Brust durch Übungen in der Sporthalle zu lösen, half auch nicht.
Mittags versuchte ihn Rick Pieper davon zu überzeugen, dass er zur Krankenschwester gehen solle, aber Michael wusste, was dann passieren würde. Die Krankenschwester würde seine Mutter anrufen, und die würde ihn abholen und zu Dr. Jameson schleppen, der ihn mit Nadeln stechen und ihm in den Hals schauen würde.
Dann würde er sich noch schlechter fühlen als jetzt.
Nach dem Mittagessen schaffte er es kaum noch, die letzten beiden Stunden durchzustehen. Zum Glück waren die Fenster weit geöffnet, und Michael suchte sich einen Platz in der Nähe, um so viel frische Luft wie möglich in seine schmerzende Lunge zu atmen.
Als die Glocke läutete, tat seine Brust immer noch weh, und er fühlte sich schwach und benommen.
Vielleicht sollte er das Lauftraining lieber ausfallen lassen und nach Hause gehen.
Er verwarf den Gedanken jedoch sofort, als er sich an die alten Zeiten erinnerte. Vor zwei Jahren in New York war sein Asthma so schlimm gewesen, dass er sich manchmal ein Taxi genommen hatte, um die fünf Blocks von der Schule zur Wohnung nicht zu Fuß gehen zu müssen. Er hatte hart gearbeitet, um all das zu überwinden, und keine Lust, sich noch einmal von der Krankheit das Leben vermiesen zu lassen. Er wollte die Zähne zusammenbeißen, den Schmerz und die Schwäche ignorieren und sich auf der Bahn freilaufen. Er würde so lange laufen, bis der Schmerz verschwand oder er ihn zumindest nicht mehr spürte.
Während der Klang der Schulglocke verhallte, packte Michael zusammen mit den anderen Schülern seine Bücher ein und schob sich mit ihnen zur Tür hinaus. Als er auf den Gehweg vor dem Gebäude trat, musste er stehenbleiben und Atem holen, bevor er sich überhaupt zutraute, bis zu den Umkleideräumen zu kommen.
Er öffnete die Tür und betrat den Raum. Die Luft war feucht. Hier vermischte sich der Geruch von Schweiß, Seife, Desinfektionsmitteln und einem halben Dutzend anderer Chemikalien. Michael ging zu seinem Schließfach, öffnete es, zog sich aus und streifte seine Sportsachen über, die von seinen Übungen in der vierten Stunde noch feucht waren. Er suchte nach frischen Socken, da er die alten von heute morgen nicht wieder anziehen wollte. Sie rochen ziemlich muffig.
Sofort fühlte er sich etwas besser und lobte sich selbst, dass er der Versuchung widerstanden hatte, das Lauftraining zu schwänzen. Nachdem er sich umgezogen hatte, ging er zur Toilette.
Als er vor dem Urinbecken stand, stieg ihm ein anderer Geruch in die Nase. Instinktiv weitete Michael die Brust und sog ihn tief in seine Lunge. Die Schärfe des Geruchs machte ihn beinahe schwindelig, aber das beklemmende Gefühl in seiner Brust ließ nach, und er fühlte sich etwas weniger erschöpft.
Michael sah sich um und suchte die Quelle dieses Geruchs, aber er sah nur den Wandschrank, in dem Josh gestern die Ammoniakflasche gefunden hatte. Die Tür stand ein wenig auf. Als er fertig war, rückte er seine Hose zurecht und drückte auf den Wasserhebel. Dann ging er zu den Waschbecken neben dem Schrank. Der Geruch wurde stärker. Er trat zum Schrank und machte die Tür weit auf.
Die Putzmittel standen in ihren Regalen, so wie gestern. Es gab fast ein Dutzend Behälter, die alles mögliche enthielten, vom Fensterreiniger bis zum Scheuerpulver, vom Kloreiniger bis hin zu kräftigen Lösungsmitteln, mit denen man praktisch alles von den Schulwänden herunterbekam, ob Tapete, Fliesen oder Beton. Aber noch hatte er nicht herausgefunden, aus welcher Flasche der besondere Geruch strömte, den er in den letzten Minuten eingeatmet hatte.
Schließlich fiel sein Blick auf die Ammoniakflasche, die sich Josh an die Nase gehalten hatte. Ohne nachzudenken, nahm er sie in die Hand, schraubte sie auf und roch daran.
Der Geruch wurde stärker, und eine Hitzewelle lief durch seinen Körper.
Verwundert las Michael die Informationen auf dem Etikett. Der typische ätzende Ammoniakgeruch war nicht wahrzunehmen.
Auf dem Etikett standen nur die üblichen Warnungen vor dem Einatmen der Dämpfe.
Er wollte die Flasche schon wieder zuschrauben und zurückstellen, als er es sich noch einmal überlegte. Erneut hielt er sie an die Nase und roch daran, diesmal kräftiger. Die Wärme strömte durch seinen Körper und verursachte ein angenehmes Kitzeln.
Hatte Josh gestern das gleiche gespürt? Michael sah sich so verstohlen um, als wolle er sich einen Schuß Heroin in die Vene
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