Hauch der Versuchung: Dunkle Verlockung Teil 1 (German Edition)
sah, schloss sie erschrocken den Mund und legte den Finger an sein rechtes Ohr. »O Gott!« Seine Ohren bluteten. Ihr blieb fast das Herz stehen. »Emmett?«
Seine Augen waren trüb – sicherlich vor Schmerz. Und dennoch suchte sein Blick den Grund, warum sie so geschrien hatte. Doch die kleine Spinne war schon längst von der Kopfstütze heruntergekrabbelt, ihr dummer Ausbruch hatte sie vertrieben. »Okay«, sagte sie. »Okay.« Mit ein paar Verrenkungen gelang es ihr, die Bluse wieder überzuziehen. Sie schloss sie mit einem Knopf über den Brüsten, schob Emmetts Tür auf und krabbelte aus dem Wagen.
Dann drückte sie gegen seine Schulter, um ihn auf den Beifahrersitz zu bugsieren. Endlich hatte er begriffen, was sie von ihm wollte, und rutschte rüber, allerdings bei Weitem nicht so elegant wie normalerweise. Er sackte schwer auf dem Sitz zusammen und machte die Geste des Schreibens.
Vom Armaturenbrett nahm sie ihre Tasche und zog den kleinen Notizblock samt Stift heraus, den sie immer bei sich trug. Emmett griff danach und schrieb eine Adresse auf, darüber den Namen Tammy .
»Tamsyn.« Ria nickte und ließ den Motor an. Die Heilerin lebte etwas außerhalb der Stadt, doch wenn Emmett nicht in die Notaufnahme, sondern zu ihr wollte, würde sie sich nicht widersetzen.
Es war die schlimmste Fahrt ihres Lebens. Nach zehn Minuten strich Emmett mit den Fingerknöcheln über ihre Wange, aber die sanfte Berührung trug nur dazu bei, dass sie sich noch schlechter fühlte. Sie drängte die Tränen zurück, fuhr so schnell sie sich traute und war kurz nach ein Uhr nachts bei Tamsyn. Emmett schob die Beifahrertür auf und stand schon auf der anderen Seite, bevor sie um den Wagen herumgegangen war. Er schwankte, als hätte er den Gleichgewichtssinn verloren.
Sie zog seinen Arm auf ihre Schulter und ging mit ihm langsam auf das Haus zu. Noch bevor sie die erste Treppenstufe erreicht hatten, wurde die Tür schon geöffnet. Heraus traten Nathan, den Ria ja schon kennengelernt hatte, als er vor dem Haus ihrer Eltern Wache gestanden hatte, und Tamsyn. Die Heilerin trug eine Art Kimono in leuchtendem Blau, aber ihre Augen waren noch auffälliger, denn sie glühten im Dunkeln.
»Was ist passiert?«, fragte sie und stellte sich vor Emmett.
Tränen liefen Ria über das Gesicht. »Ich habe laut in sein Ohr geschrien.«
»Weiter nichts?« Die Heilerin hob die Hände und legte sie sanft auf Emmetts Ohren. »Das heilt schnell. Er wird eine Woche besonders empfindlich sein, aber dann ist sein Hörvermögen wieder ganz normal.«
Emmett drückte Rias Schulter, sein Blick war beinahe schon wieder klar. Doch sie konnte erst wieder freier atmen, als Tamsyn die Hände sinken ließ. »Das war’s.«
Emmett drehte sich zu Ria. »Warum hast du geschrien?«
»Da war eine Spinne«, beichtete sie, puterrot im Gesicht. »Ganz klein.«
»Du hast Angst vor Spinnen, Mink?« Er zog sie in seine Arme.
»Ziemlich große Angst.« Sie sah Tamsyn an. »Vielen Dank.«
»Kein Problem.« Tamsyns Hand berührte zart Rias Wange, dann nahm sie ein feuchtes Handtuch, das Nathan ihr reichte. »Um das Blut abzuwischen.«
Ria bedankte sich leise, als sie das weiche Tuch entgegennahm. Nathan reckte das Kinn zum Haus. »Ich lass die Tür offen, falls ihr noch reinkommen wollt.«
»Nein, danke.« Emmett schüttelte den Kopf. »Ich muss Ria nach Hause bringen.«
Das Paar verabschiedete sich winkend. Ria tupfte vorsichtig das Blut von Emmetts Ohren. Emmett beugte den Kopf, damit sie es leichter hatte. Als sein Gesicht wieder sauber war, legte Ria das Tuch auf das Wagendach.
»Willst du mich nicht ansehen?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir so leid, Emmett.«
»Na, so schlimm war’s auch wieder nicht.« Er fasste sie mit dem Finger unterm Kinn, damit sie ihn anschauen musste. »Kaum auszuhalten, aber sonst gar nicht so schlimm.«
Die Schuldgefühle zerschmetterten sie fast. Doch dann sah sie das Glitzern in seinen Augen. »Emmett, wenn ich dich nicht so lieben würde, würde ich dich jetzt umbringen.«
Von einem Moment zum anderen glühten seine Augen auf. »Was hast du gerade gesagt?«
Erst da bemerkte sie, was sie ihm verraten hatte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie musste schlucken. »Ich … ich liebe dich.«
Emmett legte die Hand an ihre Wange und die unglaublich wilden Augen wurden noch ein Stück wilder. »Sag das noch mal.«
Was ihr nicht schwerfiel.
Emmett strahlte besitzergreifend. »Ich liebe dich auch,
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