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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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dass ich so lästig bin.“
    „Sie sind nicht lästig, Ms Jones. Ich weiß Ihr Kommen zu schätzen. Außerdem gehören säumige Zeugen zu meinem Beruf.“
    Na, damit war sie ordentlich in ihre Schranken gewiesen. Und genau da sollte sie auch bleiben. „Bis bald.“
    Nachdem sie aufgelegt hatte und wieder nach draußen ging, stellte sie sich vor, wie anders das Gespräch – wie anders ihre Bekanntschaft mit Agent McKenzie insgesamt – verlaufen wäre, wenn sie noch hätte sehen können. Ihre Reaktion auf ihn hatte sie aus dem Konzept gebracht und dazu geführt, dass sie instinktiv und ohne es selbst beeinflussen zu können eine Schutzmauer um sich errichtet hatte.
    Wenn sie sich aufgrund ihres Interesses an ihm anders verhielt, war Agent McKenzies – Macs, wie Jase ihn nannte – gelegentliches Abrutschen in die Unhöflichkeit vielleicht auch ein Verteidigungsmechanismus. Aber wogegen? Gegen ihre eigene Unhöflichkeit? Interesse seinerseits? Oder beides?
    Wie Mac kurz zuvor, so stieß jetzt sie den Atem aus, doch sie konnte das Bild nicht aus ihrem Kopf vertreiben. Das Bild von ihr und einem Mann, mit dem sie stritt und den sie dann küsste.
    Rechts von sich nahm sie das Klappern einer Tür wahr, so nahe, dass das Geräusch von einem Nachbarhaus stammen musste. Sie wartete vergebens auf sich nähernde Schritte. Stattdessen senkte sich Stille herab. Sie hörte nichts außer dem Motorengeräusch gelegentlich vorbeifahrender Autos und etwas, das sich für sie anhörte wie ein verhaltenes Ein- und Ausatmen.
    Flach und beherrscht. Bedachtsam, am Ende etwas übereilt. Als ob jemand, zum Beispiel ein Liebhaber, der nicht zu früh zum Orgasmus kommen wollte, sich zurückhielt, obwohl er sich am liebsten hätte gehen lassen und … Was?
    Ihre Haut kribbelte wie immer, wenn sie sich beobachtet fühlte.
    Warum ging sie davon aus, dass es ein Mann war?
    Die andauernde Stille war bedrückend. Trieb jemand ein Spielchen mit ihr? Mit einem Mal spürte sie Wut in sich aufsteigen. Sie war nicht hilflos. Sie hatte sich geschworen, trotz ihrer Blindheit niemals hilflos zu sein. Sie weigerte sich einfach.
    „Wer ist da?“, fragte sie schneidend. Déjà-vu. Hatte sie nicht genau diese Frage gestellt, als sie zu Hause in ihrem Arbeitszimmer ein Geräusch gehört hatte?
    Das leise Rascheln von Kleidern bestätigte ihr, dass tatsächlich jemand da war. Sie kniff die Augemmen zusan, versuchte zu sehen, doch wie immer erkannte sie nur eine Verschmelzung von Dunkelheit mit etwas hellerer Dunkelheit. Sie trat einen Schritt auf das Geräusch zu, denn je näher sie kam, desto größer war ihre Chance, Einzelheiten zu erkennen.
    Sie geriet leicht ins Stolpern, da ihr Selbsterhaltungstrieb sie plötzlich innehalten ließ.
    Immer hieß es, wenn man die Augen schließe, sei alles pechschwarz, aber das stimmte nicht. Nicht ganz. Schon als Kind waren Natalie die Abstufungen von Licht und Farbe hinter ihren Lidern aufgefallen. Es hatte ihr nicht die Angst vor der Dunkelheit genommen, wohl aber als Trost gedient, wenn sie im Dunkeln saß.
    Menschen konnten bei Tag viel gefährlicher sein als Gespenster und Vampire in der Nacht.
    Angst befiel sie, nahm ihr den Atem.
    Sie hörte keine Stimmen mehr, keine Motorengeräusche von der Hauptstraße.
    Wo zum Teufel steckten denn alle?
    Ihr Herz pumpte so rasch Blut und Adrenalin durch ihreAdern, dass sie sich unwillkürlich an die Fahrt mit dem Rennwagen erinnerte. Auch damals hatte sie alles verschwommen gesehen – erregend verschwommen aufgrund der hohen Geschwindigkeit, und sie hatte sich lebendig gefühlt, nicht ängstlich.
    Zorn und Mut, die sie eben noch stark gemacht hatten, waren wie weggeblasen. „Hallo?“, flüsterte sie eher flehend als fragend. Nichts. Niemand.
    Wegen des Überfalls bildete sie sich wohl alles nur ein. Sie hob die Hand schützend an den Hals und lief zurück ins Haus. Sie würde sich ein Taxi rufen. Noch etwas trinken. Sich beruhigen, bevor sie auf die Straße ging.
    Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis das Taxi vor dem Haus hupte.
    Es wurde auch Zeit. Sie griff wieder nach ihrem Stock und tastete sich hinaus auf den Gehsteig.
    Dann hörte sie, wie eine Autotür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie spürte den Blick des Fahrers geradezu auf sich und ihrem Stock, er drückte sie förmlich nieder. Aus einigen Schritten Entfernung sprach der Mann sie an. Seine Stimme wurde leicht überdeckt vom Geräusch seiner Schritte und des laufenden Automotors.
    „Tut mir leid,

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